"Schlag den Raab" Wie Hans-Martin zu "Hassmartin" wurde

Düsseldorf · Selbstgefällig, arrogant, siegessicher – so präsentierte sich "Schlag-den-Raab"-Kandidat Hans-Martin in der Prosieben-Sendung. Im Internet kocht der Hass hoch: Ob in Foren, bei Twitter oder in Blogs wird gespottet. Den 24-Jährigen stört das offenbar nicht. Ihm ging es nur um das Geld. Wie es Hans-Martin gelang, in nur wenigen Momenten zum Unsympath der Nation zu werden.

Hans-Martin gewinnt "Schlag den Raab"
26 Bilder

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Selbstgefällig, arrogant, siegessicher — so präsentierte sich "Schlag-den-Raab"-Kandidat Hans-Martin in der Prosieben-Sendung. Im Internet kocht der Hass hoch: Ob in Foren, bei Twitter oder in Blogs wird gespottet. Den 24-Jährigen stört das offenbar nicht. Ihm ging es nur um das Geld. Wie es Hans-Martin gelang, in nur wenigen Momenten zum Unsympath der Nation zu werden.

Raab-Bezwinger Hans-Martin mangelte es am Samstagabend nicht an Selbstbewusstsein. Das ist die nette Beschreibung des Bildes, das der 24-Jährige Chemie-Praktikant bei der "Schlag-den-Raab"-Sendung durch seinen Auftritt von sich zeichnete.

Selbstbewusstsein ist wohl auch nötig, um jemanden wie Stefan Raab zu bezwingen, der selbst nicht gerade frei von Ehrgeiz und Eitelkeiten ist. Hans-Martin aber hat es zu weit getrieben. Er schaffte es innerhalb der Sendezeit von knapp vier Stunden die halbe Republik gegen sich aufzubringen.

Unsympathischer Start

Schon die Begrüßung dürfte ihn die ersten Sympathiepunkte beim Publikum gekostet haben, das sonst traditionell zum Außenseiter hält, der gegen Raab antritt: "Jetzt wollen wir mal sehen, mein Freund", begrüßte er den fast 20 Jahre älteren Moderator herablassend.

In den weiteren Spielen verfestigte sich der etwas übermotivierte Eindruck, der immer wieder in Arroganz umschlug: Als Reaktion auf die Ankündigung des ersten Spiels, das den archaischen Titel "American Gladiator" trug, rief er "Kein Scheiß, das wollte ich immer schon mal spielen!" und reckt dabei die Faust nach oben, als hätte er schon gewonnen. Nach wenigen Minuten forderte der Kandidat den Videobeweis - weitere Forderungen sollten im Laufe der Sendung folgen. Er beschuldigte Raab gefühlte zehn Mal zu Unrecht, mit seinem Stab den Boden berührt zu haben. Der Notar hatte es besser gesehen.

Später nervte er das Publikum durch Dauerdrücken des Buzzers, um ihn zu testen. Eigene Misserfolge kommentierte der Mann, der nach eigenem Bekunden einen IQ von 143 hat, mit Worten, die im Fernsehen nichts zu suchen haben. Sobald Raab Punkte gewann, kommentierte er herablassend: "Nur geschenkte Punkte". Als sich Raab sich beim Spiel "Zählen" verrechnete, freut er sich mit geballter Faust über dessen Fehler, und erklärte dann großmütig, wo dessen Denkfehler lag ("Die Lok gehört nicht dazu").

Beim Diskuswerfen kippte die Stimmung dann endgültig. Nach einigen ordentlichen Würfen fragt Hans-Martin vor seinem letzten Versuch - etwas unbeholfen als Scherz getarnt - , ob er überhaupt noch werfen müsse. Ein eklatanter Fehler, denn nun war Raab so sehr in seinem Ehrgeiz gepackt, dass er den Diskus auf eine Weite von mehr als 33 Metern warf. Das Spiel ging an ihn. Das Publikum tobte.

Selbst Raab kann sich Kommentar nicht verkneifen

Am Ende siegte Hans-Martin vor allem deshalb, weil er bei den entscheidenden punktstarken Spielen besser war. Tief in der Nacht war er um 500.000 Euro reicher und viele Sympathien ärmer: Auf die Siegergeste des Kandidaten folgten Buh-Rufe des Publikums. Selbst Raab, der sich während der Sendung beherrscht zeigt, konnte sich bereits während des Spiels einen bissigen Kommentar nicht verkneifen: "Ich verliere ja immer ungern. Heute aber besonders ungern".

Doch das störte den ehrgeizigen 24-Jährigen anscheinend nicht: "Ich bin auch nicht hierhin gekommen, um neue Freunde zu gewinnen, sondern das Geld", kommentierte er trocken.

Heftige Diskussionen im Internet

Bereits während der Sendung ging es im Internet heiß er. Beim Kurznachrichtendienst Twitter hat sich mittlerweile schon ein Stichwort für Kommentare über den Kandidaten durchgesetzt: Wer sich über Hans-Martin auskotzt, kennzeichnet seine Kommentare mit #hassmartin. Ein Fake-Account gibt es ebenfalls. Innerhalb des Prosieben-Forums eröffnete ein Benutzer ein eigenes "Hass-Martin-Forum". Einige Internetuser unterstellen ihm sogar Drogenkonsum.

Doch neben viel Zuspruch für den Hass, gibt es auch Zuschauer, die bremsen: "Ich kenne genug Menschen, die in Stress-Situationen so reagieren", schreibt einer im Prosieben-Forum. Bei allem berechtigten Ärger über die Arroganz musse auch beachtet werden, dass Hans-Martin gerade einmal 24 ist. Und zum ersten Mal in seinem Leben vor einem Millionenpublikum auftrat.

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