Schummelvorwürfe bei "Wer wird Millionär?" Telefonjoker werden von RTL nicht überwacht

Köln · Erstmals in der Geschichte von "Wer wird Millionär?" werden gegen den Telefonjoker einer Kandidatin im Internet Schummelvorwürfe erhoben. RTL kann aber nicht beweisen, dass dieser am Rosenmontag bei der Lösung einer Frage gegoogelt hat - zumal es keine Überwachung gibt.

Kandidatin Roxanne von der Weiden und der Telefonjoker Carsten Zillmann.

Kandidatin Roxanne von der Weiden und der Telefonjoker Carsten Zillmann.

Foto: Screenshot RTL

Welcher Verein übernahm kürzlich von Alemannia Aachen die Tabellenführung in der Ewigen Tabelle der 2. Bundesliga? Diese Frage konnte Roxanne von der Weiden am Montag bei "Wer wird Millionär?" nicht ohne Hilfe beantworten. Um die 64.000-Euro-Stufe zu erklimmen, entschied sich die Kindergärtnerin zunächst für den 50:50-Joker.

Von den vier Antworten Erzgebirge Aue, Greuther Fürth, FC St. Pauli und MSV Duisburg fielen St. Pauli und Duisburg weg. Die Kandidatin wählte zur Absicherung den Sportjournalisten Carsten Zillmann als Telefonjoker aus - auf der richtigen Spur war sie bereits und ahnte, dass Greuther Fürth stimmen würde.

"Ich muss überlegen", sagte Zillmann, nachdem ihm von der Weiden die Frage vorgelesen hatte. Kurz vor Ablauf der Zeit war er sich dann auf einmal sicher und entschied sich für Greuther Fürth. "Am Anfang war da einer ganz blank und am Ende ganz sicher", wunderte sich WWM-Moderator Günther Jauch. Die Kindergärtnerin nahm Greuther Fürth und am Ende auch 64.000 Euro mit nach Hause, doch im Netz begannen die Spekulationen, ob der Telefonjoker gegoogelt haben könnte.

Technische Hilfsmittel sind nicht erlaubt

RTL-Sprecher Frank Rendez erklärt auf Anfrage unserer Redaktion: "Bei der Kandidatin Roxanne von der Weiden liegt uns kein Beweis vor, dass ihr Telefonjoker gegen die Regeln verstoßen hat." Wäre dies der Fall gewesen, hätte der Sender die Kandidatin disqualifizieren können.

Wer denkt, dass RTL die Telefonjoker überwacht, damit technische Hilfsmittel nicht benutzt werden, der täuscht sich. Eine Kontrolle aller Telefonjoker sei nicht möglich, sagt Rendez. Allerdings sollen Mitarbeiter während der 30 Sekunden Bedenkzeit sehr genau bei dem Telefonat hinhören, ob eventuell Tippgeräusche einer Tastatur im Hintergrund wahrnehmbar sind.

In der Bild-Zeitung nimmt der Beschuldigte Zillmann zu den Vorwürfen Stellung und erklärt, warum die Beantwortung länger gedauert hat: "Wenn plötzlich das Telefon klingelt, ist man sehr nervös. Bei einer Fußball-Frage kann man sich als Sportjournalist nur blamieren. Da steigt die Aufregung um 100 Prozent."

Er bestreitet, die Suchmaschine benutzt zu haben: "Wenn man Betrug vorgeworfen kriegt, dann ist das nicht schön. Ich habe das nicht gegoogelt. Ich bin mir nicht sicher, ob jemand unter diesen Bedingungen überhaupt so schnell googlen kann oder überhaupt auf die Idee kommt."

(gaa)
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