"Was ich von dir weiß" Ein Lügengebilde bricht zusammen

Berlin · Thekla Carola Wied muss sich im ZDF-Film "Was ich von dir weiß" mit schmerzhaften Wahrheiten auseinandersetzen.

"Ich habe mich verliebt. In meinen Professor", platzt es aus Studentin Ruth heraus. Die ist keineswegs Anfang 20 und die Liebschaft keine studentische Schwärmerei. Ruth (Thekla Carola Wied) ist schon Oma und seit mehr als 40 Jahren verheiratet. "Verarschst du mich jetzt?", entgegnet denn auch ihr verdutzter Sohn als erstes. Nein, Ruth meint es sehr ernst. Das zeigt der ZDF-Film "Was ich von dir weiß" heute Abend. Zu sehen sind neben Wied auch August Zirner als ihr Professor sowie Uwe Kockisch als ihr Ehemann.

"Dass mir so was passiert. Ich bin glücklich. Ich hatte völlig vergessen, wie das ist, wie sich das anfühlt", sagt die Senioren-Studentin. Das klingt nach kitschiger Romanze. Ist es aber nicht. Denn in dem angenehm leisen Film von Regisseurin und Drehbuchautorin Isabel Kleefeld geht es insbesondere um die Unfähigkeit, miteinander zu kommunizieren, um Lebenslügen und unterdrückten Schmerz. "Wie konntest du es zulassen, dass wir beide so einsam werden?", sagt Ruth einmal zu ihrem Mann.

"Es geht um ein Menschheitsthema schlechthin - unseren gebrochenen Umgang mit Wahrheit", sagt Wied dazu der Deutschen Presse-Agentur. "Die Menschen können nicht mehr miteinander reden, ihre Probleme nicht mitteilen. Und irgendwann eskalieren natürlich die Lügen", beschreibt es die 73-Jährige.

Ruth und ihr Mann Martin leben in ihrer Ehe nebeneinander her. In seinem spießigen Einfamilienhaus schläft das Paar getrennt, viel zu sagen haben sich die beiden nicht mehr. Der Ex-Polizist und Rentner geht noch gerne auf den Schießstand, werkelt in seinem Hobbyraum und mäht den Rasen. Die engagierte Großmutter hat derweil mit ihren Philosophie-Vorlesungen an der Kölner Universität eine neue Leidenschaft entdeckt und darüber hinaus ihr neues Liebesglück gefunden. Auch, wenn ihr das nicht leichtfällt: Nach Jahrzehnten will sie nun einen Neustart im Leben wagen.

So ruhig und behäbig wie das Zusammenleben des entfremdeten Ehepaares fängt auch der Film an. Doch nach und nach brechen immer mehr schmerzhafte Wahrheiten auf: Ruth erfährt, dass ihr Mann schon seit Jahren ein Doppelleben führt - und sie auch jahrelang über die Todesumstände ihrer gemeinsamen Tochter belogen hat. Für Ruth bricht eine Welt zusammen.

Wied, Kockisch (73, auch bekannt aus seiner Rolle als "Commissario Brunetti") und Zirner (61) ergänzen sich in dem Familiendrama gut. Sehenswert sind neben der populären Schauspielerriege aber etwa auch Daniel Wiemer als Sohn und Neda Rahmanian als Schwiegertochter - auch deren Familienleben läuft keineswegs perfekt.

Ein klassisches Happy End gibt es bei dem Film - glücklicherweise - nicht. Er endet traurig und versöhnlich. Wied beschreibt den Film selber ganz treffend: "Er ist nicht leicht anzusehen. Aber sehr lohnend."

"Was ich von dir weiß", ZDF, 20.15 Uhr

(dpa)
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