TV-Kritik Maybrit Illner "Ein absurdes Theater"

Düsseldorf · Nicht nur der Schuldenstreit mit Griechenland zieht sich immer wieder in die Länge, sondern auch die politischen Talkshows dazu. Das hielt Maybrit Illner am Donnerstagabend jedoch nicht davon ab, die gefühlt tausendste Sendung zum Thema zu machen. Einer brachte das Drama dann aber doch auf den Punkt.

 Maybrit Illner und ihre Talk-Gäste zum Thema Griechenland.

Maybrit Illner und ihre Talk-Gäste zum Thema Griechenland.

Foto: Screenshot ZDF

Wieder gab es ein Spitzentreffen im Schuldenstreit mit Griechenland und wieder wurde keine Lösung gefunden. Diesmal waren es die EU-Finanzminister, die zu Beratungen zusammenkamen. Am Montag nun sollen es die Staats- und Regierungschefs auf einem Sondergipfel richten.

Für viele aber zieht sich das Drama einfach immer nur wieder in die Länge. Und genau das wurde denn auch in Maybrit Illners Talk zum Thema "Großer Knall um Griechenland?" deutlich. Die Moderatorin hatte sich den Fraktionsvize der Union, Michael Fuchs, den Linken-Fraktionschef Gregor Gysi, den deutsch-griechischen Politiker Jorgo Chatzimarkakis, den Finanzwissenschaftler Stefan Homburg und die Chefredakteurin des britischen "Economist", Zanny Minton Beddoes, eingeladen.

Und alle bedienten brav die Rolle, die von ihnen erwartet wurde. So antworte Fuchs auf die Frage, ob er denn die Faxen dicke habe, mit Nein. "Ich will einfach sehen, was die Griechen uns anbieten am Montag", sagte er. Und natürlich wollen er und seine Partei, dass das Land im Euro bleibt. Aber er stellte auch die Frage, warum es Länder wie Spanien, Irland, Portugal geschafft hätten, aus der Krise zu kommen, die Griechen aber nicht. Man müsse sich nun entscheiden, ob man ein Europa der Stabilität wolle oder ein Europa, "wo jeder macht, wie er lustig ist".

Entscheidungen, die will wohl auch Chatzimarkakis sehen, und er dürfte mit seinen Aussagen manchem deutschen Wähler aus dem Herzen gesprochen haben. "Wir erleben ein absurdes Theater, und ich glaube, das versteht auch keiner mehr." Jetzt komme der Punkt, wo man sich entscheiden müsse, denn eine Entscheidung aufzuschieben, das helfe keinem — vor allem bräuchten Investoren nun endlich eine Lösung. Der Deutsch-Grieche machte zudem noch einmal deutlich, welche Angst die Menschen in Griechenland haben, und sagte, das politische System dort sei "kaputt, kaputt, kaputt". Einen Schuldenschnitt, den befürworte er natürlich.

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Vor diesem warnte aber der Finanzwissenschaftler Homburger, denn dann würden die Banken den Griechen nach seiner Ansicht erneut Geld anbieten, und "das ganze Spiel geht von vorne los".

Gysi wiederum erneuerte seine Argumente, dass die Reichen an die Kandarre genommen werden müssten und ein Grexit vermieden werden müsse, weil er den deutschen Steuerzahler Milliarden kosten .

Beddoes wiederum konnte wunderbar den Blick von außen auf Deutschlands Rolle in der Krise aufzeigen. Sie forderte von der Bundesrepublik ein schärferes Durchgreifen und warnte ebenfalls vor dem Grexit, denn der würde Europa insgesamt schwächen. In Bezug auf Griechenland und die Forderungen der Geldgeber sagte sie, es sei zu viel Spar- und zu wenig Reformpolitik betrieben worden. Aber sie gibt auch der Kanzlerin recht, wenn diese sagt: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg."

(das)
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