Erdogan-Schmähgedicht Türkei will offenbar Strafprozess gegen Jan Böhmermann

Berlin · Während Jan Böhmermann medial abtaucht, hat die türkische Regierung in einer Verbalnote an das Auswärtige Amt die Strafverfolgung des Satirikers wegen seines umstrittenen Erdogan-Gedichts gefordert.

Wer ist Jan Böhmermann? Der ZDF-Satiriker und Moderator im Porträt
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Das ist Jan Böhmermann

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Foto: dpa/Christophe Gateau

Regierungskreise bestätigten am Sonntag einen entsprechenden Bericht des Berliner "Tagespiegels". Der türkische Botschafter in Deutschland ließ die Forderung dem Auswärtigen Amt in Berlin zukommen.

Die Bundesregierung werde den Inhalt der Note sorgfältig prüfen und zügig entscheiden, wie mit dem türkischen Verlangen nach Strafverfolgung umzugehen sei, hieß es. Dazu würden Mitarbeiter des Kanzleramts, des Auswärtigen Amts und des Justizministeriums Anfang der kommenden Woche zusammenkommen.

Zuvor hatte sich Springer-Chef Mathias Döpfer in einem offenen Brief in der "Welt" auf Böhmermanns Seite gestellt und erklärt, er halte das Böhmermann-Gedicht für ein "Kunstwerk".

Böhmermann selbst geht weiter auf Tauchstation. Eine Einladung zur ARD-Talkshow "Anne Will" am Sonntag schlug er aus, wie eine Sprecherin der Moderatorin einen entsprechenden "Bild"-Bericht bestätigte. Das Thema der Sendung um 21.45 Uhr lautet: "Streit um Erdogan-Kritik - Kuscht die Bundesregierung vor der Türkei?"

Auf Radio Eins vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) ließ Böhmermann außerdem seine Satire-Sendung "Sanft & Sorgfältig" ausfallen. Die Show, die er gemeinsam mit dem Musiker und Moderator Olli Schulz präsentiert, ist normalerweise immer sonntags zu hören. "Sie wissen ja sicher, was gerade rund um Jan Böhmermann los ist. Er hat es deshalb in dieser Woche nicht geschafft, diese schöne Unterhaltungssendung aufzunehmen", war am Sonntag im Internetauftritt von Radio Eins zu lesen.

Böhmermann hatte das Gedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan mit dem Titel "Schmähkritik" am 31. März in seiner satirischen TV-Show "Neo Magazin Royale" präsentiert - und vorher ausdrücklich darauf hingewiesen, dass so etwas in Deutschland nicht erlaubt sei. Seitdem ermittelt die Staatsanwaltschaft.

(dpa)
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