München Ein typischer Mitläufer

München · Ein Film über den Regisseur Luis Trenker, der in der NS-Zeit das Wegschauen perfektionierte.

Tobias Moretti in "Luis Trenker - Der schmale Grat der Wahrheit", in der ARD
Foto: BR

Luis Trenker und Leni Riefenstahl - mit ihren Namen ist das Genre Bergfilm im deutschsprachigen Raum ebenso verbunden wie mit faschistischer Propaganda und Ächtung nach dem Krieg. Ihre Freundschaft und Rivalität steht im Zentrum der Filmbiografie "Luis Trenker - Der schmale Grat der Wahrheit".

Riefenstahl war die erste Deutsche, die bei den Filmfestspielen von Venedig mit Preisen geehrt wurde. Der arbeitslose Regisseur Trenker wählte 1948 das renommierte Festival, um wieder ins internationale Filmgeschäft einzusteigen. Mit einer Idee, von der er elektrisiert war: der Verfilmung von Eva Brauns geheimen Tagebüchern. Das Projekt bewies zugleich, dass er nicht begriffen hatte, welche Verbrechen die Deutschen unter Hitlers Führung begangen hatten. Die Verhandlungen mit seinem alten Freund Paul Kohner sind die Klammer des Films, der in Rückblenden Episoden aus den Jahren zwischen der ersten Begegnung Trenkers mit Riefenstahl bis zu ihrer Verhaftung durch die Alliierten und dem Treffen der Filmemacher aus aller Welt erzählt.

Schauspieler Tobias Moretti legt Trenker als besessenen Filmfreak an, der nur für seine Kunst leben will. Als Südtiroler braucht er sich der Entnazifizierung durch die Alliierten nicht zu stellen. Und so taucht er 1948 wieder bei Kohner auf, mit dem er seine ersten Filme drehte. Nach 1933 konnte Kohner in die USA fliehen. Trenker verspricht ihm einen Coup. Eva Braun habe ihm ihre geheimen Tagebücher anvertraut, die er in Hollywood verfilmen wolle. Kohner arrangiert zögerlich ein Treffen mit Studiobossen.

Regisseur Wolfgang Murnberger ist der schwierige Spagat gelungen, Trenker aus der Ecke des ergebenen Regisseurs von Goebbels und Hitlers Gnaden herauszuholen, indem er sein verzweifeltes Bemühen zeigt, kompromisslos weiter seine künstlerischen Visionen umzusetzen. Er zeigt ihn aber auch als Mitläufer, der nach dem Krieg nahtlos zur Tagesordnung übergehen wollte. Trenker war ein Meister der Selbstverleugnung. Das wird ihm nach dem Krieg mehr als sein Schaffen im Dritten Reich zum Verhängnis.

"Luis Trenker - Der schmale Grat der Wahrheit", ARD, 20.15 Uhr

(kna)
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