Start der neuen Staffel So will Andreas Bourani als "The Voice"-Juror sein

Düsseldorf · Am Donnerstagabend ist Andreas Bourani erstmals in der Jury der Castingshow "The Voice of Germany" zu sehen. Er löst Publikumsliebling Samu Haber ab. Wir sprachen mit dem 31-Jährigen über seine Rolle als Coach und über die Kämpfe seiner Jugend.

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Das ist die Jury von „The Voice of Germany“

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Foto: dpa/Andre Kowalski

Als Deutschland 2014 Weltmeister wurde, begleitete ein Lied den Erfolg der Mannschaft: "Auf uns" sang damals Andreas Bourani - und landete damit auf Platz 1 der deutschen Single-Charts. Jetzt sitzt der Musiker in der Jury der Castingshow "The Voice of Germany" und sucht selbst nach Talenten.

Welche Rolle werden Sie als Juror bei "The Voice" übernehmen?

Bourani Wenn's ums Coaching geht, bin ich auch mal nachgiebig und lasse Fehler zu. Denn Fehler machen bedeutet auch die Chance, wachsen zu können. Man muss Fehler machen, um lernen zu können.

Und bei den Battles gegen die anderen Coaches?

Bourani Da gibt es keine Gnade. Wenn es darum geht, jemanden abspenstig zu machen, dann bin ich auf jeden Fall eher der Harte. Jeder hier kämpft mit harten Bandagen. Da gibt's kein Mitleid.

Womit kann ein Teilnehmer Sie überzeugen?

Bourani Am meisten mit Stimmgewalt. Darum geht es in erster Linie. Das ist der Grund, warum man sich in den "Blind Auditions" mit dem Stuhl umdreht. Im Laufe der Shows kommt es dann darauf an, dass die Teilnehmer Einsatz zeigen. Wer ehrgeizig ist und versucht, sein Bestes zu geben, der lernt am meisten dazu und entwickelt sich zu einem Musiker und zu einem Künstler, der auf die Bühne gehört.

Hat man in Castingshows nicht schon alles und jeden gesehen?

Bourani Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass Musik ein unerschöpfliches Feld ist. Sie macht immer Spaß. Was ich toll finde, ist, dass es tatsächlich jedes Jahr immer wieder Talente gibt, die wahnsinnig gut singen können. Es macht großen Spaß, junge Leute zu sehen, die Lust haben, Musik zu machen.

Ein ehemaliger Klassenkamerad hat erzählt, dass Sie in der Schule nicht zu den coolen Kindern gehörten.

Bourani (lacht) Das stimmt.

Was braucht es abseits von Talent, um erfolgreich zu sein?

Bourani Das beginnt nicht mit Coolness. Es gibt mehrere Faktoren, die eine Rolle spielen. Man braucht Durchhaltevermögen, Disziplin, aber eben auch die nötige Geduld, um den Erfolg abwarten zu können. Ich habe immer einen Traum gehabt, an den ich geglaubt habe. Ich habe an mich geglaubt und an das Talent, das auch machen zu können. Dazu braucht man natürlich auch noch Glück.

Viele Lieder werden aus Liebeskummer oder Schmerz geschrieben. Ist man künstlerisch produktiver, wenn man in so einer Phase ist?

Bourani Große Werke sind mit Sicherheit aus Trauer oder Schmerz heraus entstanden. Man kann aus Momenten, in denen man emotional in der Sackgasse steht, mehr herausziehen. Man merkt, dass irgendwas nicht richtig läuft und fängt an, sich selbst zu reflektieren. Wenn es einem gut geht, ist man in einem Zustand, in dem man keine Sehnsucht hat. Und wenn man nichts will, entsteht wenig Reibung, dabei ist emotionale Reibung ganz wichtig, um kreativ sein zu können.

Es heißt, für Ihre Musik sei Ihr Küchentisch sehr wichtig. Warum?

Bourani An den setze ich mich und schreibe. Den Tisch habe ich seit meiner ersten Wohnung. Dort sind viele Songs entstanden, Titel, die sehr erfolgreich waren. Es ist natürlich ein bisschen Aberglaube, dass das an dem Tisch liegt.

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Im vergangenen Jahr waren Sie weniger als zwei Wochen zu Hause. Wie ist es, so viel unterwegs zu sein?

Bourani Für mich ist es ein Gewinn. Das ist Teil des Berufs. Ich wusste, dass ich viel auf den Autobahnen Deutschlands unterwegs sein würde und viele Konzerte spiele. Ich habe das sehr genossen. Ich habe viel gemacht, viel erlebt, durfte viel sehen. Natürlich habe ich zwischendurch auch mein Zuhause vermisst. Aber ich habe es nie bereut, unterwegs zu sein.

Neben der Musik haben Sie eine klare Meinung zum Thema Flüchtlinge.

Bourani Ich habe mal geäußert, dass es klar ist, dass diese Menschen Hilfe brauchen. Für mich ist es ein Unding, wenn sie hier von Menschen empfangen werden, die ihnen signalisieren, dass sie unerwünscht sind. Man muss sich nur vorstellen, dass man seine Heimat verliert und unter den widrigsten Bedingungen in ein Land flieht, von dem man hofft, dass dort Frieden herrscht und man eine neue Zukunft aufbauen kann. Und dann steht man dort vor verschlossenen Türen oder wird abgewiesen und für das beschimpft, was man ist. Das ist einfach dumm.

Kann Deutschland von den Flüchtlingen profitieren?

Bourani Deutschland ist ein multi-kulturelles Land, das immer von Zuwanderung profitiert hat und davon, dass Menschen ihre Kultur miteingebracht haben. Deutschland ist auch deswegen so ein sicheres, demokratisches und soziales Land geworden, weil sich die Kulturen hier vermischt haben und die Vielfalt das überhaupt erst möglich macht.

Das sehen nicht alle so . . .

Bourani Ich habe massive Probleme damit, wenn es Leute gibt, die ihre Ideologien verbreiten und Asylbewerberheime anzünden. Da gibt es ja diverse Sachen, auch diese Internethetze.

Vorurteile durchbrechen - ist das etwas, womit Sie in Ihrer Jugend zu kämpfen hatten?

Bourani Na klar. Ich wurde für meine Hautfarbe gehänselt. Für mich war das schwierig zu verstehen, weil man sich ja nicht aussucht, wie man aussieht. Ich habe meine Art gefunden, damit umzugehen, und mir war klar, dass das ein Problem ist, das die Leute haben. Dass das nicht von mir ausgeht.

Planen Sie ähnliche Projekte für Flüchtlinge wie etwa Til Schweiger?

Bourani Ich selbst habe ein Konzert gespielt, bei dem die Einnahmen den Flüchtlingen zugute kamen. Ich habe aber zwei andere Projekte, die mir sehr am Herzen liegen. Ich engagiere mich für den deutschen Kinderverein in Essen, wo ich mich gegen Kindesmisshandlung einsetze und dafür, dass es ein diskutables Thema in der Gesellschaft wird. Bislang ist es etwas, das eher totgeschwiegen wird. Das andere Projekt ist "Alle Kids sind VIPs". Darin geht es um Jugendarbeit sowie Fairness und Bildung im Schulalltag, was auch sehr spannend ist.

(RP)
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