Kochshow "The Taste" Krawall und Ceviche vom Wolfsbarsch

Düsseldorf · Der Zuschauer einer Castingshow will entweder Krawall und Drama sehen oder aber, das soll es auch geben, er interessiert sich tatsächlich für das Thema. Bei "The Taste" wird ihm von beidem ein bisschen serviert. Am Ende lernt er dann aber weder etwas übers Kochen - noch darüber, wie man Konflikte löst.

The Taste – die Jury der dritten Staffel
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"The Taste" bei Sat.1 startet in die dritte Staffel

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Foto: SAT.1/Willi Weber

Singen, kochen, tanzen, backen — all das hat gewiss einen breiten Freundeskreis. Der Castingsender schlechthin ist, neben RTL, zweifellos Sat.1. Dort sucht man talentierte Kinder, Sänger und talentierte Kinder, die singen. Aktuell fahndet der Sender nach dem Geschmack. Bei der dritten Staffel von "The Taste" kochen ziemlich viele Männer und ein paar Frauen gegeneinander um 50.000 Euro und ein eigenes Kochbuch. Dazu müssen sie in jeder Sendung mehrere Gerichte auf einem winzigen Gourmet-Löffel anrichten. Der beste Löffel ist vielleicht weiter, der schlechteste Löffel ist vielleicht raus. So genau weiß man das leider nicht.

In der dritten Sendung der dritten Staffel fliegt Giovanni raus, ein freundlicher junger Mann, der vor allem dadurch aufgefallen ist, dass er zu Beginn der Staffel Fleischsalat im Tomatenkörbchen kredenzt hat. Sat.1 zeigt in einer kurzen, aber natürlich dramatischen Szene, wie Giovanni seine Cornelia-Poletto-Schürze in den Spind hängt. Dann ist er weg und vergessen.

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Foto: TONIGHT.de/Kai Jürgens

Alle Köche sind in Teams aufgeteilt und jedes Team wird von einem prominenten Fernsehkoch begleitet: Cornelia Poletto (in der vergangenen Staffel war noch Lea Linster die Frau), Frank Rosin, Alexander Herrmann und Pionier Tim Mälzer. Rosin ist für das unbedacht Derbe zuständig ("Willst Du mich verarschen?"), Poletto für die Weiblichkeit, Herrmann für das männlich Sanftmütige und Mälzer für das Ego.

"The Taste" will beide Arten von Castingshow-Interessierten miteinander verknüpfen. Der Koch soll für Ceviche vom Wolfsbarsch, Käsespätzle, Perlhuhn und Safranreis brennen und für alle anderen gibt es ein wenig Zoff im Team Mälzer. Daniele und Kristof mögen sich nämlich nicht so gern. Pädagoge Tim Mälzer klärt den Streit kurzerhand, in dem er alle Teilnehmer seines Teams "Großkotz" nennt. Oder wie Koch Marco sagt: "Wir haben alle vier ein großes Ego und dann kommt auch noch Tim dazu."

Doch abgesehen von dieser konstruierten Spannung unter den Teilnehmern ist die Sendung einfach zu lang. Bis 22.50 Uhr gibt es insgesamt drei Runden, in denen immer wieder etwas auf irgendwelchen Löffeln landet. Welche Themen und Länder da bei den jeweiligen Aufgaben zu bedenken sind, fliegt da im Feierabendmodus des Zuschauers schon einmal durcheinander.

Letztlich lernt niemand etwas über das Kochen und auch nicht über die soziologische Struktur eines Teams, bei dem jedes Mitglied im Grunde mit dem anderen konkurriert. Gastjuror Holger Stromberg, Koch der Nationalmannschaft, sagte vor seinem harten Urteil ("schwierig", "schwierig", "auch schwierig", "ganz gut"): "Das wichtigste in der Küche ist gute Laune." Die kommt bei "The Taste" allerdings etwas zu kurz. Die Kandidaten sehen alle so aus, als ginge es um Leben und Tod oder noch viel mehr und die TV-Köche erhöhen den Druck noch einmal und bestärken so selbigen Eindruck.

Bei Alfred Biolek ging es noch um Zutatenlisten per Faxabruf, bei "The Taste" fliegen die Lebensmittel auch schon mal einfach durch die Küche. "Leute, das geht nicht mit 'nem Tingeltangeltanz", ruft Frank Rosin. Das sieht Marco aus dem Team Tim Mälzer wohl anders. Er hat bei den Nominierungen für das Entscheidungskochen schon eine Tüte (sieht jedenfalls danach aus) hinterm Ohr klemmen. Woher das Entscheidungskochen übrigens seinen Namen hat, klärt vielleicht die kommende Sendung auf. Giovanni jedenfalls ist deutlich davor rausgeflogen.

(her)
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