Amazon-Serie "The Man in the High Castle" Wenn Hitler den Weltkrieg gewonnen hätte...

Düsseldorf · Adolf Hitler lebt, die Nazis haben 1947 den Zweiten Weltkrieg gewonnen und sich die USA brüderlich mit den Japanern aufgeteilt – die beiden Territorien trennt nur die neutrale Zone entlang der Rocky Mountains. Doch jetzt, 1962, herrscht zwischen den beiden Achsenmächten kalter Krieg.

The Man in the High Castle auf Amazon Prime – Bilder der ersten Staffel
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"The Man in the High Castle" – Bilder der ersten Staffel

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Foto: Amazon

Adolf Hitler lebt, die Nazis haben 1947 den Zweiten Weltkrieg gewonnen und sich die USA brüderlich mit den Japanern aufgeteilt — die beiden Territorien trennt nur die neutrale Zone entlang der Rocky Mountains. Doch jetzt, 1962, herrscht zwischen den beiden Achsenmächten kalter Krieg.

Während einige Nazischergen den offenen Konflikt mit Japan fordern, bemüht sich das Kaiserreich um Frieden. Denn die Nazis haben die stärkeren Waffen, unter anderem die Wasserstoffbombe.

In diesem Szenario beginnt die Serie "The Man in the High Castle", die seit Mitte November via Amazon Prime geschaut werden kann. Bislang nur mit deutschen Untertiteln, die deutsche Synchronfassung soll am 18. Dezember erscheinen. Diese düstere Serie über eine bedrückende Alternativwelt fesselt die Zuschauer von der ersten Sequenz an. Auch wenn die Handlung an ein, zwei Stellen ein wenig hinkt — das Komplettpaket stimmt.

Darum geht's: Die Syphilis rafft Adolf Hitler langsam aber sicher dahin. Ein Kampf um seine Nachfolge entbrennt — und mittendrin tauchen Filme auf, die eine Alternativwelt zeigen, in der die Alliierten den Krieg gewonnen haben. Der "Man in the High Castle" soll diese Filme gedreht haben.

Während die Nazis vor diesen Filmen Angst haben und sie deswegen suchen, schöpft der Widerstand Hoffnung aus ihnen. Trudy, die Schwester von Juliana Crain (Alexa Davalos), wird wegen der Filme im japanisch besetzten San Fransisco erschossen — und plötzlich befindet sich Juliana mitten im Widerstand. Sie fährt in die neutrale Zone, trifft dort den Nazi-Agenten Joe Blake (Luke Kleintank) aus New York, der seinerseits den "Man in the High Castle" ausschalten soll.

Währenddessen wird Frank (Rupert Evans), der Lebensgefährte von Juliana, von der japanischen Geheimpolizei festgehalten und verhört — die Kempeitai nutzen seine Schwester sowie ihre beiden Kinder als Druckmittel. Wenn er nicht spricht, müssen sie sterben. Dafür werden sie in ein mit Plastik ausgelegtes Zimmer geführt. Schnitt. Chief Inspector Kido (Joel de la Fuente) zeigt Frank ein Foto seiner Schwester mit den Kindern und fragt, ob er Zyklon B kenne. "Seit dem Krieg ist es kontinuierlich verbessert worden. Es ist geruchslos, man schläft ein und wird nie wieder wach."

Ein paar Szenen später liegen die Leichen von Franks Schwester und den beiden Kindern in einem Lagerhaus. Frank beschließt, sich für seine Familie zu rächen, und will den japanischen Kronprinzen bei seinem Besuch in Amerika erschießen. Er bringt das Attentat aber nicht übers Herz — trotzdem wird der Kronprinz angeschossen, von einem anderen Mann. Der kalte Krieg droht ein heißer zu werden.

Parallel dazu kämpft Obergruppenführer John Smith(Rufus Sewell) gegen den Widerstand in New York und um sein eigenes politisches Überleben. Er ist Joe Blakes Auftraggeber und bekleidet den Rang eines SS-Generals. Er hat sich während des Krieges in Vernichtungslagern der Nazis einen Namen gemacht. Jetzt lebt er mit seiner Familie in einem typischen amerikanischen Vorort, in dem überall Hakenkreuzflaggen wehen.

Die Handlung wird am Ende von Amerika aus erst nach Berlin mit seinen neuen Germania-Prachtbauten und dann in die österreichischen Alpen verlegt. Beim Finale der zehnteiligen Serie hat sogar der alternde Hitler einen Auftritt.

Schon allein der Vorspann jeder Folge ist beeindruckend: "Edelweiß, Edelweiß…" lauten die ersten Liedzeilen. Im Hintergrund flimmert schwarz-weiß die Vorgeschichte der Serie: Fallschirmjäger am Mount Rushmore, Raketenflugzeuge rauschen durch die Luft, Pfeile zeigen die Marschrichtung der Deutschen in Amerika an, das "Greater Nazi Reich" entsteht. Dieser wunderschön gemachte, verstörende Einstand sorgt von Anfang an für eine bedrückend-verängstigende Stimmung, die während der kompletten Staffel erhalten bleibt. Angst, Unterdrückung und Gewalt regieren diese Alternativwelt, die uns zeigt, was hätte sein können. Und auch, wofür wir dankbar sein sollten. "The Man in the High Castle" lässt die Zuschauer vor allem mit einem zurück: Genug Stoff zum Nachdenken.

"The Man in the High Castle" ist eine Produktion von Amazon Studios — also ein Eigengewächs, das bislang auch nur dort zu sehen ist. Die User konnten sich Anfang des Jahres zwischen verschiedenen Serien entscheiden, der Gewinner sollte gedreht werden. "The Man in the High Castle" setzte sich durch. Zehn Folgen hat die erste Staffel, die unter anderem von Alien-Regisseur Ridley Scott produziert wurde. Ob es eine zweite Staffel gibt, ist noch nicht klar. Allerdings gibt es bereits jetzt zehntausende Fans von "The Man in the High Castle", in den USA ist die Serie mit fast fünf Sterne bei rund 35.000 Bewertungen überragend gut gerated worden — und in Deutschland zeichnet sich ein ähnlicher Erfolg ab.

Zum Staffelstart in den USA hatte Amazon zu umstrittenen Werbemaßnahmen gegriffen. In New York wurden Nazi-Symbole auf U-Bahn-Bänke gemalt, einige Poster zeigten die Freiheitsstatue mit Hitlergruß. Die Werbung wurde wieder nach heftigen Protesten entfernt.

Die Serie ist übrigens eine Adaption von Science-Fiction-Legende Philip K. Dick ("Minority Report", "Blade Runner"). "Das Orakel vom Berge" heißt das Buch, das dieses dunkle Nachkriegsszenario aufmalt. Dort geht es allerdings nicht um Filme, sondern um Bücher.

The Man in the High Castle, Amazon Prime, alle zehn Folgen sind ab sofort im englischen Original (mit deutschen Untertiteln) verfügbar, ab 18. Dezember gibt es die deutsche Synchronfassung.

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