"Team Wallraff deckt auf" bei RTL Vorwürfe gegen Burger-King-Pächter

Düsseldorf · Die neue Folge der Serie "Team Wallraff deckt auf" beschäftigte sich mit Hygienemängeln bei Burger King. Dabei gerieten vor allen Dingen ein Geschäftsführer und eine Filiale in Ratingen in den Fokus. Der berühmte Enthüllungsreporter Günter Wallraff wirkt dabei seltsam deplatziert.

Team Wallraff: Hygienemängeln bei Burger King
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Team Wallraff 2014: Verdeckte Ermittlung bei Burger King

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Hygienetests bei Fast-Food-Restaurants. Da schwingt eine gewisse Erwartungshaltung mit. Dementsprechend war es nicht allzu überraschend, dass sich Journalist Wallraff samt Team in seiner Reporter-Serie mit eben jenem Thema beschäftigt.

Und tatsächlich: Dank eines Undercover-Reporters wurde der Missstand aufgedeckt. Die Hygiene ist erwartungsgemäß schlecht, in einer Filiale in Ratingen kommen dank diverser Keimproben des Reporters katastrophale Ergebnisse zutage. "Hier sind sogar schon Darmkeime entstanden, das ist schon sehr erstaunlich", erklärt ein Experte in die Kamera.

Eines von zahlreichen Problemen. Der Reporter deckt außerdem ein notorisches Missachten des Haltbarkeitsdatums der (frischen) Lebensmittel auf — es werden einfach neue Etiketten draufgeklebt. Spülmaschinen oder heißes Wasser sind unterdessen nicht zu finden.

Team Wallraff bei Burger King: Reaktionen
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Twitter-Reaktionen auf verdeckte Ermittlungen bei Burger King

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Foto: afp, SAUL LOEB

"Wer bezahlt mich, wenn ich krank bin?"

Das alles schockiert nicht wirklich, bestätigt es viel mehr unsere schlimmsten Befürchtungen. Mit einem einfachen Kniff kann das Team Wallraff jedoch einen Mehrwert aus der Reportage ziehen: Alle geprüften Filialen werden von dem Franchisenehmer Ergün Yildiz geführt.

Damit hat die Folge ihren Protagonisten. "Er bezahlt einfach nicht tariflich", beschwert sich unter anderem ein Mitglied des Undercover-Teams nach einem Bewerbungsgespräch um einen Schichtleiterposten. "Ich bin krank und kann Leute anstecken, aber wer bezahlt mich dann?", beklagt sich eine Mitarbeiterin bei den Kollegen. "Wir müssen das Haltbarkeitsdatum selber ändern, wir dürfen nur 10 Euro pro Tag wegwerfen. Es geht nicht anders", erklärt sich wiederum ein anderer Burger-King-Mitarbeiter.

All diese Aussagen werden von dem Wallraff-Team mit Auszügen aus Emails oder Verträgen untermauert, das "Yildiz-Imperium", so RTL, schockiert mit unmenschlichen Bedingungen. Eine Überprüfung anderer Filialen, unter anderem in Leverkusen und Mönchengladbach, bestätigt die ersten Recherchen.

Wallraff nur ein Aushängeschild

Die Reportage ist RTL-typisch, mit einem Hang zur Dramatik, erzählt. Gänzlich deplatziert wirkt allein Wallraff. Der Journalist, der durch Reportagen über diverse Großunternehmen und die "Bild" Berühmtheit erlangte, wird immer wieder in die Serie eingearbeitet. Dabei gibt er nützliche, wenn auch äußerst naheliegende, Tipps wie: "Damit man uns nun nicht vorwerfen kann, dass das ein Einzelfall ist, müssen wir noch andere Filialen überwachen."

Ganz klar, er ist das Aushängeschild der Sendung - viel mehr aber nicht. Besonders überflüssig ist sein Auftreten bei seiner einzigen aktiven Szene in der Folge. Dort nimmt er ein Gespräch mit dem Anwalt Helmut Naujoks auf. Der Arbeitsrechtler wird in der Reportage selber als "alter Bekannter" von Wallraff eingeführt — die beiden gerieten bereits bei der Talkshow von Maybrit Illner vor einigen Jahren aneinander.

Aufklärung tendiert gegen null

Nun wirkt die Einführung des Anwalts, der vor allen Dingen für den Arbeitgeber vor Gericht zieht, wie eine kleine Privatfehde, die Wallraff bedingungslos fortsetzen will. Erkenntnisse sind Mangelware und lenken primär vom eigenen Fall ab.

Deutlich interessanter ist hingegen eine Aussage, wonach bereits über 200 Verfahren mit Franchisenehmer Yildiz laufen. Das Problem: Yildiz ist Geschäftsführer einer GmbH, somit ist deren Haftung beschränkt. Die Spur der dahinterstehenden Firmen verliert sich letztlich auf den Virgin Islands. Die Chance, dass letztlich die Verantwortlichen geschnappt werden, ist also verschwindend gering.

Update 13.30 Uhr: Das Fast-Food-Unternehmen Burger King reagierte in einer Stellungnahme auf die Kritik. Die Vorwürfe seien "sehr beunruhigend", das Unternehmen habe "keinerlei Toleranz oder Akzeptanz" für Handlungen, die das Vertrauen der Kunden untergraben. Mehr dazu.

(cfk)
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