Bodensee-"Tatort" Düsteres Drama um entführtes Mädchen

Düsseldorf · Der Krimi "Rebecca" erinnert an die Fälle Kampusch und Fritzl. Kommissar Perlmann übernimmt die Rolle eines Psychotherapeuten und stößt an menschliche und moralische Grenzen. Der vorletzte "Tatort" vom Bodensee ist ein packendes Drama, das dem Zuschauer aber auch eine Menge zumutet.

Szenen aus dem Bodensee-"Tatort: Rebecca"
8 Bilder

Szenen aus dem Bodensee-"Tatort: Rebecca"

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Der vorletzte Fall der Bodensee-Kommissare Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) ist schwere Kost. In einem unscheinbaren Haus findet die Polizei eine junge Frau neben einer brennenden Leiche. Nur langsam decken die Kommissare das wahre Ausmaß des Verbrechens auf. Rebecca wurde jahrelang in dem Haus festgehalten und missbraucht. Rebecca ist schwer verstört und spricht nicht. Sie gehorcht noch immer sklavisch den alten Anweisungen ihres toten Peinigers, den sie furchtvoll ihren "Erzieher" nennt. Blum und Perlmann befürchten, dass es noch weitere Opfer gibt. Weil die Zeit drängt, versucht Perlmann die Rolle des neuen "Erziehers" zu übernehmen und so das Mädchen zum Reden zu bringen.

Ähnlichkeiten zu den realen Fällen Natascha Kampusch und Josef Fritzl sind dabei nicht zu übersehen. Der Österreicher Fritzl hatte seine Tochter in einer unterirdischen Wohnung gefangen gehalten. Die Leidenszeit seines Opfers dauerte 24 Jahre. Das Drama von Amstetten machte weltweit Schlagzeilen.

Im Mittelpunkt des "Tatort" steht dieses Mal vor allem Perlmann, der wie ein Psychotherapeut versucht, an Rebecca heranzukommen und dabei immer wieder an menschliche und moralische Grenzen stößt. Darf er Rebecca belügen und manipulieren, um die Wahrheit zu erfahren? Über diese Frage streitet er heftig mit seiner Chefin Blum. Zugleich versucht die leibliche Mutter mit Rebecca in Kontakt zu treten. Perlmann begeht einen taktischen Fehler, der beinahe die ganze Ermittlung platzen lässt.

Dem Südwestrundfunk ist ein packendes Psychodrama gelungen, das in seiner Intensität an einigen Stellen allerdings schwer zu ertragen ist — auch weil der Zuschauer stets den abscheulichen Fall Fritzl im Hinterkopf hat. Sehenswert ist die Leistung von Gro Swantje Kohlhof, die das seelisch labile Entführungsopfer herausragend darstellt. Die 21-jährige Hamburgerin hat mit Rollen dieser Art Erfahrung. Im Bremer Tatort "Die Wiederkehr" spielt sie im vergangenen Jahr bereits das Opfer einer Entführung. Ihre gemeinsamen Szenen mit Perlmann sind eindrucksvoll. Klara Blum bleibt in diesem Fall eher eine Randfigur. Auf ihren traurigen Blick auf den Bodensee muss der Zuschauer weitgehend verzichten.

(csi)
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