"Tatort: Preis des Lebens" Selbstjustiz-Krimi aus Stuttgart

Stuttgart · Mord an einem Mörder: Beim "Tatort" aus Stuttgart stehen die Täter zu Beginn fest. Trotzdem ist der Fall spannend.

"Tatort: Preis des Lebens": Szenen aus dem neuen Fall
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Szenen aus dem Tatort "Der Preis des Lebens"

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Am Tag seiner Entlassung wird der Vergewaltiger und Mörder Jörg Albrecht entführt und umgebracht. Seine Leiche landet in einer Mülltonne. Die Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) finden schnell die Hauptverdächtigen: Frank und Simone Mendt (Robert Hunger-Bühler und Michaela Caspar). Albrecht hatte mit einem Komplizen vor 15 Jahren ihre Tochter missbraucht und getötet. Das Leben der Eltern ist seitdem ein Albtraum. Bevor sie Albrecht töten, bringen sie den Namen des Mittäters in Erfahrung und schmieden einen Racheplan.

Die Ermittler haben Mitleid mit den gebrochenen Eltern, gleichzeitig müssen sie den Komplizen schützen. Für die Kommissare wird es schnell persönlich. Lannert erinnert sich an das Schicksal seiner eigenen Tochter, die unter mysteriösen Umständen ums Leben kam. Richtig hart wird es für den jungen Kollegen Bootz. Die Verdächtigen schütteln ihre Beschatter ab und entführen Bootz' 13-jährige Tochter Maja. Die Forderung: Bootz soll den Komplizen den Entführern ausliefern. Ihr Motiv liegt auf der Hand: Sie wollen auch den zweiten Peiniger ihrer Tochter töten.

Der Krimi lebt in erster Linie vom hohen Tempo und der packenden Suche nach dem entführten Mädchen. Einige Szenen sind aber arg hölzern geraten. "Ihr Leid erhebt sie nicht über das Gesetz", flüstert Bootz dem Vater altklug ins Ohr. Neben dem Klassiker "Wer macht sowas?" wahrscheinlich eine der größten "Tatort"-Plattitüden aller Zeiten. Seltsam in diesem Fall benimmt sich auch Lannert. Anscheinend teilnahmslos und fast gelangweilt sitzt er im Büro oder fährt im braunen Porsche durch Stuttgart. Schwer vorstellbar, dass ein Kommissar während einer so dramatischen Ermittlung derart ruhig bleiben kann. "Es war kein Scheißplan, er hat nur nicht funktioniert", lautet zum Beispiel der coole Kommentar, als sein erster Befreiungsplan grandios scheitert.

Ungewöhnlich auch, dass der renommierte Burgtheater-Schauspieler Robert Hunger-Bühler den gebrochenen Vater so zurückhaltend spielt. Graue Kleidung, graues Gesicht, gedämpfte Stimme, kaum eine Regung. Dem Zuschauer fällt es manchmal schwer, mit dieser Hülle eines Menschen echtes Mitleid zu empfinden.

Sehenswert hingegen ist Bootz' Verwandlung vom nüchternen Polizisten zum Opfer eines Verbrechens. Die verzweifelte Suche nach seiner Tochter ist actionreich und spannend in Szene gesetzt. Felix Klare zeigt die Gefühle, die Richy Müller während der 90 Minuten leider vermissen lässt. Und so wird "Der Preis des Lebens" dann doch zu einem bemerkenswerten "Tatort" mit einem spannenden Finale. Auch wenn man sich darüber streiten mag, ob der Showdown zweier Väter am Ende nicht ein wenig zu dick aufgetragen ist.

"Tatort: Preis des Lebens", ARD, So., 20.15 Uhr

(csi)
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