Tatort "Niedere Instinkte" Leipzig sagt Lebewohl - und das ist auch gut so

Düsseldorf · Der letzte "Tatort" mit Simone Thomalla und Martin Wuttke macht den Abschied nicht so schwer. Selten hat man einen Krimi gesehen, der derart überladen ist wie "Niedere Instinkte".

Tatort "Niedere Instinkte": So nehmen Keppler und Saalfeld Abschied
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So nehmen Keppler und Saalfeld Abschied

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Nach 21 Folgen geht das Leipziger "Tatort"-Team Martin Wuttke und Simone Thomalla in Rente. Im letzten Fall "Niedere Instinkte" geht es um ein kinderloses Ehepaar, das ein kleines Mädchen entführt. Die Schülerin wird in ein verstecktes Kinderzimmer gesperrt und mit Geschenken überschüttet. Das seelisch gestörte Paar will das Mädchen überzeugen, dass es jetzt neue Eltern habe. Das geht natürlich nicht lange gut.

Man merkt der MDR-Produktion schnell an, dass sie eine Menge gutmachen will. Denn die vergangenen Krimis aus Leipzig wurden von einigen Kritikern und in Fan-Foren nahezu zerrissen. Leider schießen Sascha Arango (Drehbuch) und Claudia Garde (Regie) dabei deutlich über das Ziel hinaus. Selten hat man einen "Tatort" gesehen, der derart überladen wirkt. Die Eltern des entführten Kindes sind Mitglieder eines rätselhaften Gebetsclubs. Der Vater ist taubstumm. Mit dem Fall zu tun hat das nichts. Die Ermittler Keppler und Saalfeld, die in den 20 bisherigen Fällen meist gut miteinander auskamen, streiten plötzlich wie die Kesselflicker, weil sich der Eigenbrötler Keppler auf einmal in einen erfolgreichen Frauenhelden verwandelt. Und weil man dem renommierten Theaterschauspieler Wuttke zum Abschied offenbar etwas bieten wollte, darf Keppler sich immer wieder direkt an den Zuschauer wenden, über den Sinn des Lebens philosophieren oder Slapstick-Einlagen abliefern. Als Krimi-Fan schaut man sich dies mehr oder weniger verwundert an, sucht aber mit zunehmender Verwirrung nach so etwas wie einem roten Faden.

Ist also alles schlecht an diesem "Tatort"? Zum Glück nicht. Als Zuschauer hält man bis zum Schluss durch, weil man am Schicksal des Entführungsopfers Anteil nimmt. Auch die visuelle Umsetzung des beengten Gefängnisses des Kindes ist eindrucksvoll gelungen. Das Spiel der beiden Entführer hinter den weißen Masken sorgt für Gänsehaut. Auch das überraschende Ende entschädigt teilweise für die ein oder andere Seltsamkeit. Dennoch macht sich beim Abspann so etwas wie Erleichterung breit, dass es in Leipzig nicht weitergeht.

"Tatort: Niedere Instinkte", ARD, So., 20.15 Uhr

(RP)
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