"Narben" Der "Tatort" im Schnellcheck

Düsseldorf · Am Sonntagabend ermittelten die Kölner Kommissare im Fall eines ermordeten Arztes aus dem Kongo. Lohnte sich das Einschalten? Und wie realistisch war die Handlung? Unser Schnellcheck.

Tatort Köln: "Narben" geht unter die Haut
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Bilder aus dem Kölner "Tatort: Narben"

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Foto: WDR Uwe Stratmann

90 Minuten in 90 Zeichen

Rebellenführer baut sich bürgerliche Existenz auf, eine Ärztin richtet ihn für seine Taten.

Schaurig-schöne Bilder

Wie Täler und Krater liegen sie da, die Kamera fährt an Erhebungen entlang, und würde dieser Köln-"Tatort" nicht "Narben" heißen, würde der Zuschauer in der Anfangssequenz viel länger der Illusion erliegen und an Landschaftsaufnahmen glauben.

Der beste Spruch

"Wie würden Sie Ihre Leute in den Einsatz schicken, mit Blumen und Freundschaftsbändchen?", fragt ein Polizist die Kommissare, als er sich für einen Einsatz rechtfertigen soll.

Der beste Dialog

Freddy Schenk: "Attraktiver Weißkittel bringt sich mit Frauenliebschaften in tödliche Schwierigkeiten." Max Ballauf: "Ich wusste gar nicht, dass du Arztromane liest." Freddy Schenk: "Das ist das wahre Leben, Max, ich sag's dir."

Die politische Botschaft

Unter den Flüchtlingen sind nicht nur Opfer, sondern es mischen sich auch Täter darunter. Das macht dieser Kölner "Tatort", der sich mal wieder einem sozialkritischen Thema widmet, noch einmal deutlich. Ähnliches berichten auch syrische Flüchtlinge: Folter-Schergen des Assad-Regimes mischen sich in den großen Treck, beziehungswiese überwachen deren Spione die Menschen in Deutschland.

Wer waren die Schauspieler?

Thelma Buabeng und Jerry Elliott, die die Flüchtlingsfrau Cecile Molulu und den Arzt Patrick Wangila spielten, haben selbst einen Migrationshintergrund. Buabeng wurde in Ghana geboren, kam als Kind nach Köln und spricht deshalb auch perfekt Kölsch — was sie in der Rolle allerdings nicht zeigen konnte. Dafür spricht Freddy Schenk Kölsch. Elliott stammt aus Nigeria und wurde in einem deutschen Asylheim von einem Boxpromoter entdeckt. Weil er internationaler österreichischer Meister wurde, bekam er den Ringnamen "Der Alpenkönig". Elliott kämpfte sogar um den Weltmeistergürtel im Mittelgewicht. Jerry Kwarteng (als Théo Wangila) ist in Hamburg geboren.

Wie schlimm ist die Situation in der Demokratischen Republik Kongo?

Der "Tatort" erzählt die Geschichte eines Lebens vor einer Flucht aus dem Kongo. Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International ist die Sicherheitslage im Osten der Demokratischen Republik Kongo weiterhin angespannt. Sowohl die Sicherheitskräfte als auch bewaffnete Gruppen morden, und es kommt zu Massenvergewaltigungen. Es herrscht auch ein Machtkampf um wertvolle Bodenschätze. Für Drehbuchautor Rainer Butt ist der Kongo "die Schlachtbank Zentralafrikas".

Gibt es wie im Krimi Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge?

Ja, aber noch zu wenig. "Viele, die hierhin kommen, kennen ihre Rechte nicht und wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen", sagt Stefanie Ritz-Timme, Leiterin des Instituts für Rechtsmedizin an der Düsseldorfer Uniklinik, die gemeinsam mit dem Alexianer-Krankenhaus in Krefeld und dem Psychosozialen Zntrum in Düsseldorf ein Netzwerke für die bessere Versorgung von traumatisierten Flüchtlingen in der Region aufbauen will. Die Rechtsmedizinerin begutachtet auch Folteropfer und dokumentiert deren Narben als Beleg in Asylverfahren. Vielen habe das schon geholfen, um in Deutschland anerkannt zu werden. Aber, das betont Ritz-Timme, nicht jedes Folteropfer habe sichtbare Narben. Manche Folgen seien nur durch radiologische Untersuchungen zu entdecken. Denn es gebe viele Länder, in denen die Tortur unsichtbar bleibt — in der Türkei zum Beispiel.

(mso)
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