"Im gelobten Land" Der "Tatort" im Schnell-Check

Düsseldorf · Im neuen Stuttgart-"Tatort" will Kommissar Lannert einer Schleuserbande im Alleingang das Handwerk legen. Dass ausgerechnet der sonst so beherrschte Lannert die Nerven verliert, war etwas seltsam. Gelungen ist der hochaktuelle Krimi dennoch.

Szenen aus dem "Tatort Stuttgart: Im gelobten Land"
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Szenen aus dem "Tatort: Im gelobten Land"

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Foto: ARD

90 Minuten in ca. 90 Zeichen

Lannert gibt sich die Schuld am Tod von 23 Flüchtlingen und setzt zum Alleingang an.

Worum ging es?

Ein Einsatz mit der Drogenfahndung läuft schief. Während die Ermittler Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) Drogendealern auf einem Autobahnrastplatz auflauern wollen, sterben wenige Meter von ihnen entfernt 23 Flüchtlinge in einem Lastwagen. Lannert gibt sich die Schuld. Entgegen jeder polizeilichen Regel verfolgt er die Schlepperbande im Alleingang — und gerät prompt gemeinsam mit der Migrantin Lela (Florence Kasumba) in eine Geiselnahme. Die Schlepper erpressen die Polizei. Ihr Druckmittel: Nur sie kennen den Standort eines weiteren Lastwagens mit Flüchtlingen. Doch Lannert trickst sie aus — und kommt gerade noch rechtszeitig, um die Menschen zu retten. Sein Partner Bootz sagt leise: "Willkommen!"

Erinnerung an ein wahres Drama

Der "Tatort" nimmt Bezug auf ein wahres und tragisches Ereignis in Österreich. Ende August 2015 fand die Polizei an der Autobahn bei Parndorf einen geparkten Lkw mit 71 toten Flüchtlingen. Ums Leben kamen 59 Männer, acht Frauen und vier Kinder. Der Bus fiel den Beamten auf, weil bereits Verwesungsflüssigkeit aus dem Anhänger tropfte. Die Polizei verfolgte die Spur der Schleuser nach Ungarn.

Was war gut?

Der Krimi verzichtet vollständig auf private Geschichten der Ermittler und nimmt sich viel Zeit für Fakten und Hintergründe des Schlepperwesens. Sehenswert sind auch die Wortgefechte zwischen Lannert und Schlepper Milan Kosic (Sascha Alexander Gersak). Als Kosic Lannert erklären will, dass er den armen Menschen doch nur helfen will, platzt Lannert verständlicherweise der Kragen. Bemerkenswert auch der Auftritt von Florence Kasumba als Migrantin Lela. Für die aus Uganda stammende deutsche Schauspielerin war es bereits die fünfte Nebenrolle in einem "Tatort".

Was war weniger gut?

Der Film hatte einige logische Schwächen. So blieb zum Beispiel die Rolle des Schleuser-Bosses arg nebulös. Auch die Szene, in der Bootz in John-Wayne-Manier einen Übeltäter vom Dach schießt, wirkte etwas komisch. Und überhaupt: War es glaubwürdig, dass der sonst so ruhige Lannert das Risiko eines Alleingangs eingeht?

Fazit:

Guter Krimi zu einem brisanten Thema mit einigen kleineren Schwächen.

(csi)
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