"Tatort: Der treue Roy" Wahnsinniger Klamauk in Weimar

Weimar · Der dritte Weimar-"Tatort" führt die Kommissare Kira Dorn und Lessing in ein Stahlwerk. "Der treue Roy" ist ein völlig abgedrehtes, surrealistisches Gesamtkunstwerk.

Tatort aus Weimar: Szenenbilder aus "Der treue Roy"
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Szenenbilder aus dem "Tatort: Der treue Roy"

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Foto: MDR/Anke Neugebauer

Die Klassik- und Bauhaus-Stadt Weimar liegt zwischen Münster, Wiesbaden, Unna und dem Städtchen Fargo im hohen Norden der USA. Geographisch ist das natürlich Unfug, inhaltlich stimmt es.

Der dritte Fall des Weimarer Ermittlerduos Lessing (Christian Ulmen) und Dorn (Nora Tschirner) ist albern wie ein Münster-"Tatort" und surrealistisch wie einer mit Ulrich Tukur in Wiesbaden. Dazu kommen ein Schuss Verlierer-Gangsterkomödie im Malochermilieu à la "Bang Boom Bang" und ein Kuriositätenkabinett an Charakteren, die das große Geld wittern wie in "Fargo". Wer die ersten beiden Weimar-"Tatorte" mag, wird diesen lieben. Ebenso jeder, der es genießt sich aufzuregen darüber, dass im Sonntagskrimi keine Spur von Realismus und Sozialkritik zu finden ist. Alle anderen seien gewarnt: Schalten Sie nicht ein.

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Die Folge beginnt morgens um halb vier mit einer Leiche im Hochofen - oder dem, was von ihr übrig ist. Stahlarbeiter Roy (Florian Lukas) hat sich dem ersten Anschein nach selbst umgebracht. Stimmt aber natürlich nicht, wobei schnell ein ganzer Haufen Verdächtiger ins Spiel kommt: Roys Kollege und langjähriger bester Kumpel, den alle nur "Flamingo" nennen, seit er bei einem von Roy verursachten Unfall ein Bein verlor (und in der Folge auch Freundin und Job).

Roys durchgeknallte Schwester Siegrid (Fritzi Haberlandt), die sich mit ihm eine WG teilt. Über "Siegrid und Roy" kann man lachen, muss man aber nicht — anders als bei Thiel und Boerne werden einem solcherlei Kalauer lakonisch hingeworfen, nicht penetrant aufgedrängt. Der Zuhälter Frank und die Hure Irina erinnern verdächtig an Til Schweiger und Helene Fischer im "Hamburg-"Tatort".

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Sie alle sind hinter dem Lottoschein her, der Roy an seinem Todestag zum Millionär gemacht hätte. Wie die so dämlichen wie durchtriebenen Mitglieder dieser Truppe versuchen, sich gegenseitig auszutricksen, macht nur Laune. Oh, eine Vogelspinne und eine Geiselnahme kommen übrigens auch noch ins Spiel.

Von diesem Wahnsinn angesteckt lacht man vielleicht sogar über das im Film mit Genuss gesprochene Deutsch-Englisch-Mischmasch und den kurzsichtigen Jäger, der statt Hasen Hunde schießt. Vielleicht.

"Tatort", Das Erste, So., 20.15 Uhr

(tojo)
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