Tatort-Nachlese "Der rote Schatten" Aktualitäten-Mobile trifft auf RAF-Romantik

Düsseldorf · Ein undurchsichtiger V-Mann, ein Porsche-Fahrer mit linkem Herzen, tote Terroristen und eine happige Verschwörungstheorie. Der Stuttgarter "Tatort" im Schnell-Check.

 "Uns war sofort klar: So darf die Welt nicht sein": Deutscher Herbst.

"Uns war sofort klar: So darf die Welt nicht sein": Deutscher Herbst.

Foto: dpa, wie

Worum ging es: Lannert und Bootz werden vom Verfassungsschutz bei ihren Ermittlungen gegen einen Mordverdächtigen (Hannes Jaenicke) ausgebremst. Sie finden heraus, dass dieser wahrscheinlich V-Mann bei der RAF war. Der V-Mann machte nach dem Tod der RAF-Häftlinge in Stammheim eine wichtige Aussage. Am Ende stirbt er in der Gartenlaube seiner Mutter. Wer ihn erschoss, bleibt unklar.

Was war gut: Der Krimi von Regisseur Dominik Graf bot 90 Minuten Spannung, Action und den für ihn typischen Schuss Erotik. Die Erzählstruktur mit zwei Zeitebenen mit viel historischem Bildmaterial funktionierte glänzend. Das Ende war überraschend und düster inszeniert. Zudem lernte der Zuschauer ein neues Wort. Oberstaatsanwalts Lutz nennt sein Diensthandy "Aktualitäten-Mobile". Das sollten wir vielleicht alle tun.

Was war eher bedenklich: Einige der zahlreichen, mit gefühlvoller Musik unterlegten Rückblicke in den "Deutschen Herbst" wirkten leicht romantisierend. "Wir haben den Hunger in Afrika gesehen. Uns war sofort klar: So darf die Welt nicht sein", sagt Porsche-Fahrer Lannert mit verklärtem Blick. Und einmal, ja einmal habe er sogar Gudrun Ensslin auf einer Party gesehen. Das Ende von "Der rote Schatten" lässt den Zuschauer dann mit einer happigen Verschwörungstheorie eher allein zurück.

Lohnte sich das Einschalten: Ja. Denn "Roter Schatten" wirft in der Tat eine wichtige Frage auf. Wie kann es sein, dass es 40 Jahre nach der "Todesnacht von Stammheim" noch immer keine überzeugende Darstellung des Hergangs gibt? Wenn jemand mehr weiß: Den Verfasser bitte anrufen. Gerne auf dem Aktualitäten-Mobile.

(csi)
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