"Tatort" aus Konstanz Am Bodensee ist schon Weihnachten

Konstanz · Die Obdachlosen kommen im neuen "Tatort" aus Konstanz als Weihnachtsmänner daher. Winterlich frostig ist auch die Atmosphäre zwischen den beiden Kommissaren.

"Tatort: Côte d'Azur" - Am Bodensee ist schon Weihnachten
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Szenen aus dem "Tatort: Côte d'Azur"

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Eine tote junge Frau, die eine SMS an die Polizei schreibt, in der steht, wo ihre Leiche zu finden ist. Wo gibt es denn so was? Der Polizist in der Leitstelle in Konstanz legt leicht verwirrt auf, nachdem ihm die SMS als Sprachnachricht vorgelesen wird, ist aber so geistesgegenwärtig, seine Kollegen zu der beschriebenen Stelle zu schicken. Und tatsächlich handelt es sich nicht um einen Telefonscherz: Die Beamten finden eine ermordete Frau im Schilf. Aber wo ist das Baby, von dem ebenfalls die Rede war? Assistent Kai Perlmann (Sebastian Bezzel), der zunächst davon überzeugt ist, dass das Kind zuhause ist, wird blass, als ihm Kommissarin Blum (Eva Mattes) mit ihrem mütterlichen Instinkt klarmacht, dass der Säugling höchstwahrscheinlich bei winterlichen Temperaturen draußen im Schilf versteckt liegt. Die Atmosphäre zwischen ihm und Blum ist frostig, und es beginnt eine Suche gegen die Zeit.

Die Nachricht stammt allem Anschein nach vom Mörder. Warum aber macht sich der Täter die Mühe, auf das Neugeborene hinzuweisen? Die Spur führt die Ermittler zu einem Ort mit dem nach Urlaub klingenden Namen "Côte d'Azur". Doch dort ist es alles andere als schön: In der Bretterbude am Ufer treffen sich die Verlorenen und Verirrten. Wer keine Perspektive mehr hat, kommt dort hin, um zu trinken, Drogen zu nehmen, sich zu prügeln oder zu umarmen. Auch einen geschassten Kollegen treffen Blum und Perlmann dort wieder. Das Opfer war ebenfalls häufiger zu Besuch.

Keinen Schulabschluss, keine Ausbildung, Hartz IV - so nüchtern fällt die Analyse zum Hintergrund der toten jungen Frau aus. Doch wie kann sie sich dann ein Abendkleid für knapp 300 Euro leisten? Die anderen Obdachlosen sammeln als Weihnachtsmänner verkleidet Geld für Orang Utans, das sie dann versaufen - ein schöner Kontrast zur grauen Kulisse.

Perlmann läuft zur Höchstform auf. Man nimmt ihm ab, in einem Dilemma zu stecken zwischen eigener Fehlbarkeit und Ermittlungsdruck. Der drittletzte Fall ist nicht nur wegen Perlmanns Leistung einer der besten. Auch die Geschichte, die Sozialstudie und Krimi ist, trägt über die 90 Minuten. Im Mittelpunkt stehen Menschen, die sich sonst am Rande der Gesellschaft befinden.

Die glaubwürdige Verkörperung von Obdachlosen ist im Fernsehen schon häufig misslungen. Den fünf eher unbekannten Darstellern gelingt das, besonders Friederike Linke als Junkie bleibt im Gedächtnis.

"Tatort: Côte d'Azur", ARD, So., 20.15 Uhr

(RP)
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