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Talk über Deutsch-Türken bei Maybrit Illner "Sagen Sie bitte, dass er Satiriker ist, sonst halte ich das nicht aus"

Die Ja-Stimmen aus Deutschland haben dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan beim Verfassungsreferendum geholfen. Maybrit Illner sprach mit ihren Gästen darüber, warum viele Deutsch-Türken für das umstrittene Präsidialsystem gestimmt haben.

TV-Moderatorin Maybrit Illner und ihre Gäste.

TV-Moderatorin Maybrit Illner und ihre Gäste.

Foto: ZDF

Die Rechtmäßigkeit der Wahl wird von der türkischen Opposition und internationalen Wahlbeobachtern angezweifelt. Erdogan aber erklärt sich zum Gewinner - und bedankt sich bei seinen Unterstützern in Deutschland. Waren sie das Zünglein an der Waage für den knappen Erfolg Erdogans?

Darum ging's:

Maybrit Illners TV-Debatte am Donnertagabend stand unter dem Titel: "Erdogans deutsche Fans — stolz, frustriert und fremd?". Wollten die Deutsch-Türken mit ihrem "Ja" Deutschland einen Denkzettel verpassen? Und wenn ja - hätte das Land diesen verdient? Illner und ihre Gäste wollten diskutieren, wie es zusammenpasst, dass jemand in einer Demokratie lebt, sich für seine alte Heimat aber das Gegenteil wünscht. Und ob das ein Zeichen gescheiterter Integration ist.

Darum ging's wirklich:

Trotz des klar umrissenen Themas ging es lange darum, ob das Referendum manipuliert wurde und was im Vorfeld geschah. Auch die Rolle der Wahlbeobachter wurde diskutiert. Schließlich kam doch noch das Wahlverhalten der Deutsch-Türken zur Sprache.

Die Gäste:

Bülent Bilgi, Generalsekretär der UETD ("Union Europäisch-Türkischer Demokraten")

Alexander Graf Lambsdorff, FDP-Politiker und Vize-Präsident des Europäischen Parlamentes

Serap Güler, integrationspolitische Sprecherin der CDU im NRW-Landtag

Ali Ertan Toprak, Vorsitzender der Kurdischen Gemeinde in Deutschland

Andrej Hunko, Wahlbeobachter des Europarates beim Referendum in der Türkei

Mustafa Karadeniz, deutsch-türkischer Unternehmer aus Berlin

Frontverlauf:

Hätte Erdogan unter den Vorzeichen dieses Referendums nicht von vornherein jeden Anschein von Wahlmanipulation verhindern müssen, fragt Maybritt Illner zu Beginn in die Runde. UETD-Generalsekretär Bilgi gibt zu, mit einem deutlicheren Ergebnis gerechnet zu haben. Die Rechtmäßigkeit der Wahl müsse aber akzeptiert werden. "Das türkische Volk hat über seine eigene Zukunft entschieden", sagte er. Und das Brexit-Votum sei schließlich auch knapp gewesen.

Serap Güler, integrationspolitische Sprecherin der CDU im nordrhein-westfälischen Landtag, glaubt hingegen an eine Manipulation der Wahl. Dass es der Opposition gelingen könnte, ihre Forderungen nach einer Annullierung durchzusetzen, hält sie jedoch für unwahrscheinlich.

Andrej Hunko war bei der Abstimmung in der Türkei für den Europarat dabei. In der Sendung berichtete er, wie er und andere Wahlbeobachter mitunter massiv behindert worden seien. Die Wahlen seien weder frei noch fair abgelaufen. Er selbst habe ungestempelte Wahlzettel gesehen, sagte Hunko. 2,5 Millionen von ihnen sollen im Umlauf gewesen sein: "Das öffnet einer Manipulation Tür und Tor".

Die Rolle der Deutsch-Türken

Viele Einwohner der Türkei sind laut CDU-Politikerin Güler sauer über das Ergebnis aus Deutschland: "Man hat hier über eine Verfassungsänderung abgestimmt, mit deren Konsequenzen man nicht leben muss", sagte Güler. Das Demokratieverständnis vieler Deutsch-Türken, aber auch der UETD, sei zu schlicht: Es gehe bloß um eine Mehrheit, nicht aber um Gewaltenteilung, Rechtstaatlichkeit oder Menschenrechte. UETD-Generalsekretär Bilgi entgegnete, jene Deutsch-Türken, die mit "Ja" gestimmt hätten, gingen nicht davon aus, dass das türkische Präsidialsystem undemokratisch sei. Ali Ertan Toprak, Vorsitzender der kurdischen Gemeinde in Deutschland, griff Bilgis Positionen scharf an: "Sagen Sie bitte, dass er Satiriker ist, sonst halte ich das nicht aus", wandte er sich an die Moderatorin.

Toprak kritisierte auch die Anhänger Erdogans: Sie hätten für einen National-Islamismus gestimmt. "Das sind in meinen Augen türkische Reichsbürger", sagte er. Güler stimmte zu, Erdogan habe an den Nationalstolz seiner Anhänger appelliert - dieser sei aber nur ein Grund für die Zustimmung. Vielen sei schlichtweg nicht bewusst gewesen, wofür sie gestimmt hätten. Der Europapolitiker Alexander Graf Lambsdorff (FDP) sprach sich dafür aus, nicht alle Menschen mit türkischen Wurzeln in Deutschland "über einen Kamm zu scheren".

Wenig Beteiligte kommen zu Wort

In der Sendung wurde auch diskutiert, wie mögliche Nein-Wähler in Deutschland vor der Wahl eingeschüchtert worden seien. Hoffnungsvoll trotz Erdogans Sieg zeigte sich der Berliner Unternehmer Mustafa Karadeniz, nach eigenen Angaben ein "integrierter Vorzeige-Türke": Unter all den Vorbedingungen des Referendums habe Erdogan letztlich nur eine hauchdünne Mehrheit von 51,4 Prozent erzielt. "Das ist erstmal ein Erfolg. Die Türkei lebt", sagte Karadeniz.

Insgesamt verlief die Diskussion respektvoll, brachte aber kaum neue Erkenntnisse. Etwas müßig wirkt es, über die Beweggründe von Menschen zu sprechen, ohne dass diese selbst zu Wort kommen. Vermutlich war es nicht leicht, in der aufgeheizten Türkei-Debatte einen Bürger zu finden, der mit "Ja" gestimmt hat und bereit gewesen wäre, sich neben Politikern und anderen TV-Profis ins Fernsehen zu setzen und seine Position zu vertreten.

Zitate des Abends:

"Erdogan wird alles in seiner Macht Stehende tun, um dieses Ergebnis durchzuboxen, egal was die Wahlbeobachter sagen." (Serap Güler, CDU-Integrationspolitikerin)

"Es gibt nicht einen Block von Deutsch-Türken, und das sind nicht plötzlich alles Erdogan-Fans." (Alexander Graf Lambsdorff, Vize-Präsident des Europäischen Parlamentes)

(RP)
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