"Essgestörte Republik" "Spiegel TV" provoziert mit Polemik Vegetarier

Düsseldorf · "Spiegel TV" hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Skandale zu Fällen von Tierquälerei aufgedeckt. Die Konsequenz, die einige Zuschauer gezogen haben: Sie verzichten auf Fleisch. Und jetzt das: In einem neuen Bericht von "Spiegel TV" wird sich massiv über Vegetarier lustig gemacht. Der Bericht stellte sie als wirre Sektenmitglieder dar und zog sogar Nazi-Vergleiche.

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Bereits die Anmoderation von Maria Gresz wirkte seltsam. Es ist die Rede von Mitarbeitern, die in Kantinen gemobbt werden, weil sie in einer Schlange für das Fleisch-Menü stehen. In diesem Stil ging der Bericht mit dem Titel "Das große Fasten" weiter.

Früher hätten die Deutschen gegen Atomkraft protestiert, heute protestierten sie gegen den Fleischkonsum. Es hätte eben jede Generation ihre Protestbewegung. So zumindest sehen es die Autoren Bernd Jacobs und Alexander Neubacher. Sie begeben sich auf eine Reise durch die "essgestörte" Republik.

Spätestens hier kann der Zuschauer den Eindruck haben, dass dies ein Beitrag mit einer besonderen Absicht ist. Nämlilch eine Polemik, eine Provokation. Und in der Tat macht "Spiegel TV" dies auch mit einem Tweet deutlich.

Doch im Internet verstehen offensichtlich nicht alle Zuschauer diese Polemik. Für den Zuschauer, der diesen Tweet nicht gelesen hat, ist das zugegebener Maßen auch nicht nicht so einfach. Auf der Facebook-Seite der Sendung finden sich schnell Hunderte negative Kommentare.

Schon die Tatsache, dass Vegetarier und Veganer vermeintlich als "essgestört" dargestellt werden, sorgt für heftige Kritik. Kritikpunkte sind aber vor allem die Thesen und Assoziationen, die in dem Beitrag aufgestellt werden.

Der fragwürdigste Vergleich in den Augen der Zuschauer scheint dabei ein Bezug auf den Nationalsozialismus. So wollen die Reporter wissen, dass die Nazis etwa im KZ Dachau an besonderen Kräutern experimentiert hätten.

Und schließlich habe sich ja auch Hitler hauptsächlich vegetarisch ernährt. Welche Schlüsse der Zuschauer nun daraus ziehen soll und ob Vegetarier nun verkappte Nazis sind, das bleibt offen. In den sozialen Netzwerken herrscht jedenfalls Ungläubigkeit hinsichtlich dieses Vergleichs.

Auch bei anderen Kommentatoren war die Aufregung groß. Einer schreibt ironisch: "Veganer sind doch echt bekloppt! Weiten einfach ihr Mitgefühl auf Tiere aus, das muss ja nun wirklich nicht sein!"

Dass es nach der Sendung vom Sonntagabend einen Shitstorm geben würde, hatte die Redaktion von "Spiegel TV" wohl bereits geahnt. Auf der Facebook-Seite gab es zuvor folgenden Beitrag:

Unter diesem Beitrag fanden sich dann bereits kurz nach der Sendung über 300 Kommentare. Unter einem weiteren Post zum Beitrag waren es sogar über 550 Kommentare. Doch egal waren den Autoren des Beitrags die zahlreichen kritischen Kommentare der Zuschauer nicht. Die Redaktion verwies auf weitere Beiträge von Alexander Neubacher und stellte noch einmal klar, dass es sich um eine Polemik handele.

(ac)
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