"Ich bin ein Star — Lasst mich wieder rein!" Wie RTL mit den Dschungelmythen aufräumt

Köln · Es ist an der Zeit, mit einem Missverständnis aufzuräumen: Mit "Ich bin ein Star – Lasst mich wieder rein!" (LaMiWiRe) versucht RTL nicht etwa, mit Konserven und einer billig produzierten Show das Sommerloch zu füllen. Die Produzenten wollen stattdessen mit einigen Mythen und Vorurteilen rund um das echte Dschungelcamp im Januar aufräumen.

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Es ist an der Zeit, mit einem Missverständnis aufzuräumen: Mit "Ich bin ein Star — Lasst mich wieder rein!" (LaMiWiRe) versucht RTL nicht etwa, mit Konserven und einer billig produzierten Show das Sommerloch zu füllen. Die Produzenten wollen stattdessen mit einigen Mythen und Vorurteilen rund um das echte Dschungelcamp im Januar aufräumen.

  • Vorurteil 1: Das Dschungelcamp wird in einem Studio bei Köln produziert.

Spätestens nach der vierten Show muss auch dem größten Skeptiker klar sein: Das Format funktioniert im Studio nicht! In keiner einzelnen der langen 6300 Sekunden, die die Sendung dauert, vergisst der Zuschauer, dass sie in einem sterilen Studio aufgezeichnet wird. Daher auch die Rückblenden auf das Camp 2009: Da müssen selbst die größten Skeptiker zugeben, dass die Kandidaten tatsächlich zwischen echten Pflanzen und Tieren leben. Was man übrigens auch an Sonja Zietlow sieht: In Australien lächelt und kalauert sie durch die Dschungelprüfungen, kann manchmal ihren Ekel aber nicht verbergen. In LaMiWiRe hingegen kann sie ihre eigene Langeweile kaum verbergen.

  1. Vorurteil 2: Das Dschungelcamp ist gescripted — dort wird nur gespielt.
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Ja, es gibt Schauspieler, die im Camp eine Rolle einnehmen und diese durchziehen. Insbesondere die, die schauspielern können. So wie Ingrid van Bergen, die nicht umsonst 2009 Dschungelkönigin wurde und heute noch genau so böse lachen kann wie damals. Aber die meisten Teilnehmer sind wohl tatsächlich so wehleidig, narzisstisch oder egomanisch, wie man sie im Camp sieht. Anders bei LaMiWiRe: Das "Verhör" in der "Mission JVA" war so schlecht geschrieben und durchchoreografiert, dass sich da selbst die Macher von "Auf Streife" oder "Köln 50667" mit einem Schaudern abgewendet haben müssen. Und wahrscheinlich haben sie sich auch gleich ein Memo geschrieben: "Niemals Peter Bond oder Mausi Lugner zum Casting einladen — können nicht schauspielen!"

  1. Vorurteil 3: Dr. Bob kann jede Situation retten.

Leider nicht. Im Hürther Studio ist Dr. Bob nicht mehr als Bob McCarron, ein rund 65-jähriger Mann, der unmotiviert durch die Kulisse rennt und selbst nicht so genau weiß, was er eigentlich in Deutschland machen soll. Selbst das Live-Publikum — warum auch immer das überhaupt im Studio sitzen muss — verweigerte im ersten Anlauf den Begeisterungssturm, der mutmaßlich an jedem Dschungelcamp-Abend durch die Wohnzimmer der Nation rauscht, wenn Bob vor beißenden Insekten und würgenden Schlangen warnt.

  1. Vorurteil 4: Es ist völlig egal, wo das Camp aufgezeichnet wird. Das könnte man auch in Deutschland produzieren.

Mal ganz abgesehen von der Dschungelkulisse (siehe Vorurteil 1): Allein schon die Szenen mit den Rangern zu Beginn jeder Staffel funktioniert ganz offensichtlich nur in der Ferne. Da, wo die Darsteller echter, kerniger Ranger sich auch so benehmen und so aussehen wie echte, kernige Ranger. Und nicht wie die Türsteher vor einer abgehalfterten Dorfdisco, vor denen man schon als Jugendlicher weniger Respekt als vielmehr Mitleid haben musste.

  1. Vorurteil 5: Im Fernsehen will man nur noch junge, unverbrauchte Gesichter sehen.

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  1. Vorurteil 6: Werbung ist langweilig!

Oh nein! Als Zuschauer lechzt man bei LaMiWiRe geradezu danach, dass ein Werbeblock das traurige Treiben auf der Mattscheibe unterbricht. Da zittert man dann sogar schon fast mit, ob Fernsehkoch Ralf Zacherl es wohl tatsächlich schafft, mit einer Flasche Spülmittel mehr als 12.000 Teller spülen zu können. Das ist jedenfalls weitaus spannender als die Aufgaben, die die Teilnehmer in ihrer "Knasterfahrung" zu bewältigen haben und deren Bestehen oder Scheitern keinerlei Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Sendung haben. Zacherl schafft es übrigens!

Fazit: Chapeau, RTL! Nach der desaströsen vergangenen Staffel, als man dachte, dass der Tiefpunkt der Langeweile erreicht sei, beweist der Sender, dass es noch viel Schlimmer geht — aber auch, dass das Dschungelcamp tatsächlich im Dschungel gedreht wird und die meisten Teilnehmer wohl wirklich so sind, wie sie sich im Camp geben. Jetzt müssen die Verantwortlichen nur eine glücklichere Hand beweisen, wenn sie die Listen der Z-Promis für das nächste Camp durchforsten.

Kleiner Tipp: Einfach mal ein Beispiel an Staffel 5 nehmen — die mit Sarah "Dingens", Jay Khan und Mathieu Carrière. Die treten übrigens heute in LaMiWiRe an. Vielleicht werden die 6300 Sekunden da nicht gar so lang.

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