"Sing meinen Song" Ist Scooter euer Ghostwriter?

Düsseldorf · The Boss Hoss haben bei "Sing meinen Song" mit ihren Liedern dieses Mal den Plätzchenteig geliefert, aus dem jeder in der Coverrunde seinen eigenen Keks ausstechen durfte. Dazwischen wurde bizarr getalkt.

Die Lieder von "The Boss Hoss"
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Herrlich, wie sie da superlocker sitzen, die Sing-meinen-Songler. Extralässig zusammen abhängen in ihrer Edellümmelkulisse in Südafrika, extrem flockig miteinander über das Kreativwesen und das Musikertum plaudern — und dabei mitunter klingen wie komische, bemüht-coole Denglisch-Kauderwelschler, über die man sich beömmelt, wenn man sie zufällig in der U-Bahn oder der Flughafen-Senatorensitzecke belauscht.

"Ich hab' den Song gepickt, weil ihr da so car-crazy unterwegs seid", sagt Xavier Naidoo. Oder "Das Lied 'In the Garden' von Van Morrison wird mich immer upliften." "Warum hast du dieses Lied ausgesucht, kannste das relaten?" "Ihr habt ja auch Lust auf krasse Movies." "Pan Tau war mein absoluter Flash." Und die Bosshosse resümieren den Sing-meinen-Song-Effekt so: "Unsere Songs von Ladies gesungen zu hören, ist nochmal ein krasserer Break."

Fast sind diese sonderbaren Sätze unterhaltsamer als der eigentliche Showinhalt, aber gesungen wurde natürlich auch: Diesmal wurde das Oeuvre von The Boss Hoss neu vertont. Glücklicherweise, das ist das schöne an diesem Sendungskonzept, muss man diese Band gar nicht mögen, mit ihrem eigenartigen Testosteron-Country und ihren Videos, in denen die Autos riesige Büffelhörner haben, um sich trotzdem gut zu unterhalten, wenn die ulkige Plapperrunde reihum ihr eigenes Förmchen in den weichen Originalteig drückt.

Nena macht aus "Don't Gimme That" (dem Hit, den man kennt, wenn man sonst nichts bosshossiges kennt) zusammen mit ihrer Tochter Larissa und einer durchgedrehten Farfisa-Orgel eine Wilde-Girls-Nummer, bei der man an diese Ausgehmädchen denken muss, die immer in Gruppen auftreten, latent glitzernde Cowboyhüte tragen und in regelmäßigen Abständen "Whoo-hooo" rufen. "Ich verehre sie, sie ist tiefklug", sagt Annett Louisan über Nena und macht sich ihrerseits als selbst erklärte "Balladensau" über "Close" her, singt die eh schon untypisch ruhigere Nummer als Bettkanten-Kammerstückchen.

Das ist ganz rührend, aber irgendwas ist auch komisch, und man weiß nicht genau, was es ist — bis ein sehr lustiger Mensch namens Silvereisen bei Twitter die drängende Frage "Was machen denn die anderen Chipmunks, während Annett Louisan bei #SingMeinenSong in Afrika ist?!", stellt. Auch die anderen Songverknusperer machen, was man von ihnen erwartet: Wolfgang Niedecken übersetzt seine Coverversion natürlich halb ins Kölsche, Seven verjazzt sein Lied, und Xavier Naidoo naidooisiert "Go go go".

Samy Deluxe bricht dann, das ist sehr angenehm, kurz aus der manchmal doch etwas dickschmierig aufgetragenen Bosshoss-Verehrungsrunde aus und rappt in seiner "Shake an Shout"-Version mit neuem Text darüber, dass er keine Ahnung hat, über welch seichten Kram da im Original gesungen wird. "Hab gegoogelt und nix verstanden", singt er angesichts von Textfetzen wie "Hey looky baby" und "Oh yeah you shaky, shaky your hips for me" und fragt rappend: "Ist Scooter euer Ghostwriter?".

Er erzählt auch sehr sympathisch, wie er sich bei seinen musikalischen Anfängen zu schade dafür war, die Kleinstkonzert-Ochsentour abzureißen und Auftritte im "Jugendhaus Stellingen" verweigerte, während Boss Hoss in frühgeschichtlicher Nostalgie schwelgen und die fiesen Zeiten verklären, in denen sie nach dem Auftritt backstage auf dem Boden pennen und in Heidelberg vor drei zahlenden Gästen auftreten mussten.

Ein bisschen schmerzhaft wird es dann allerdings durch die aktuellen Ereignisse, die die lange aufgezeichnete Sendung überrollten, als die Musikerrunde über ihre Lieblingslieder spricht und Seven "When doves cry" nennt. "Von wem ist das?", fragt Nena. "Prince", sagt Seven. "Ah", sagt Nena.

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