"Sing meinen Song — Das Tauschkonzert" Dieser Nobody überrascht Deutschland mit seinem Nena-Cover

Kapstadt · "Sing meinen Song – Das Tauschkonzert" ist wohl das, was man ein absolutes Erfolgsformat nennt. Die ersten beiden Staffeln brachten Vox regelmäßig Traumquoten ein, holten Künstler wie Daniel Wirtz und Gregor Meyle aus der musikalischen Bedeutungslosigkeit heraus und verhalfen Sarah Connor zur stilistischen Selbstfindung. Nun startete Staffel drei mit einem Nena-Tribut.

Sing meinen Song 2016: Bilder und Lieder der ersten Folge
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"Sing meinen Song" 2016: "Seven" singt Nenas "99 Luftballons"

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Foto: Vox/Markus Hertrich

"Sing meinen Song — Das Tauschkonzert" ist wohl das, was man ein absolutes Erfolgsformat nennt. Die ersten beiden Staffeln brachten Vox regelmäßig Traumquoten ein, holten Künstler wie Daniel Wirtz und Gregor Meyle aus der musikalischen Bedeutungslosigkeit heraus und verhalfen Sarah Connor zur stilistischen Selbstfindung. Nun startete Staffel drei mit einem Nena-Tribut.

Das Konzept der Show ist dabei denkbar einfach: sieben deutschsprachige Künstler aus verschiedenen Genres versammeln sich an einem abgelegenen Ort in Südafrika (denn um deutsches Qualitätsfernsehen zu schaffen, muss man in der Regel sehr weit weg fahren, man denke zum Beispiel an den "Bachelor" oder das "Traumschiff"), um ihre Songs untereinander zu tauschen und neu interpretiert zu performen. Jede Folge wird dabei einem Künstler gewidmet.

Dienstagabend startete bei Vox die dritte Staffel von "Sing meinen Song" — mit wie üblich durchaus hochkarätigen Gästen. Neben Nena, der die Ehre der ersten Woche zu Teil wurde, sind dieses Mal das Country-Duo BossHoss, Chanson-Püppchen Annett Louisan, BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken, Rapper Samy Deluxe und der Schweizer Soulstar "Seven" dabei. Und auch Gastgeber und Pop-Guru Xavier Naidoo lässt es sich natürlich nicht nehmen, das Ganze fachmännisch zu beaufsichtigen. Gerade erst beim ESC rausgemobbt hatte der für die Dreharbeiten ja nun auch eine Menge Zeit.

Den Anfang machten "BossHoss", ihres Zeichens Nena-Fans der ersten Stunde, mit einer Country-Version von "Leuchtturm". Die Frau des Abends ist begeistert und auch als Zuschauer darf man sich da ruhig schon mal beim zaghaften Mitwippen erwischen. Eher enttäuschend wirkt dagegen die Performance von Samy Deluxe, der sich für den Titel "Berufsjugendlich" entschieden hat, den er selbst 2015 für Nena geschrieben und produziert hat. Wenn man den stark ergrauten und zügig auf die 40 zugehenden Rapper in seiner Kniekehlen umspielenden Buchse dann allerdings so vor sich sieht, wirkt der Song plötzlich doch wieder erstaunlich passend.

Auch die nur 1,52 m große Annett Louisan lehnt sich Outfit-mäßig ein wenig aus dem Fenster und trägt ein weißes Hemd und Hosenträger, mit denen sie entfernt an den gruseligen Jungen aus "Die Blechtrommel" erinnert. Ihre Interpretation von "Nur geträumt" ist trotzdem eins der Highlights der Sendung und wird von Nena später sogar zum "Song des Abends" gekürt und in guter alter "Bachelor"-Manier mit einer dramatisch überreichten Blume belohnt.

Die Überraschung der Runde ist allerdings Soulstar "Seven". Nie gehört? Macht nix. Wir auch nicht. Der hierzulande noch eher unbekannte Schweizer Soul-Sänger geht mit "99 Luftballons" als Underdog ins Rennen und hat eine so überraschend gute Stimme, dass man ihm sowohl den anfänglichen Texthänger, als auch die ständigen Gesichtsentgleisungen beim Singen gerne verzeiht (mit Augen zu ist es aber trotzdem schöner).

Xavier Naidoos angenehm unpathetische Präsentation von "Wunder gescheh'n", das Nena damals nach dem Tod ihres elf Monate alten Sohnes geschrieben hatte, geht vor allem Samy Deluxe ans Herz. Sein Sohn ist nämlich nach Amerika gezogen, deswegen weiß er, wie das mit dem Verlust so ist. Och Mensch, Samy! Wie gut, dass Wolfgang Niedecken direkt zur Stelle ist und die Stimmung mit seiner kölschen Version von "Liebe ist" zum Ende hin nochmal auflockert.

Insgesamt war der Staffelstart von "Sing meinen Song" zwar durchaus unterhaltsam — die Künstler wissen nun mal allesamt, was sie tun — in seiner überschwänglichen Harmonie bisweilen allerdings etwas anstrengend. Vor allem die pausenlose gegenseitige Lobhudelei und das ergriffene Gesamtfazit ("Das war ein wunderbarer Abend!", "Es war toll, großartig!", "Das sind einfach so viele tolle Künstler!") wirken nach einiger Zeit doch arg unglaubwürdig.

Dennoch sei den Musikern die Promotion ruhig gegönnt — man kann zwischen den Songs ja einfach etwas anderes machen. Sich Wein nachschenken zum Beispiel. Oder sich unterhalten. Oder googlen, wer eigentlich "Seven" ist. Letzteres wird sich allerdings voraussichtlich in der nächsten Ausgabe des Tauschkonzerts aufklären, in der die künstlerischen Machenschaften des Schweizers von den anderen Sängern erforscht und neu vertont werden. Man darf gespannt sein. Es wird sicher wieder ein "ganz wunderbarer Abend".

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