Prominente bei Maischberger über ihre Pleite In drei Sekunden ein Leben ruiniert

Düsseldorf · Sandra Maischberger empfängt Prominente, die freimütig von ihrem Totalabsturz berichten. Erst lebten sie im Luxus, dann verloren sie Macht, Millionen, Gesundheit und Familie. Finanzhai Florian Homm, Fußball-Profi Dieter Eckstein und TV-Star Britta von Lojewski sind zu Gast und erzählen, wie das Leben ihnen zugesetzt hat.

 Finanz-Jongleur Florian Homm erzählte bei Maischberger über seinen Absturz.

Finanz-Jongleur Florian Homm erzählte bei Maischberger über seinen Absturz.

Foto: Screenshot ARD

Sandra Maischberger kündigt am späten Dienstagabend Menschen an, die über ihr Scheitern sprechen, als Beweis dafür, dass eben jeder auch auf die Schnauze fallen kann. In der Runde saßen drei davon, deren Namen durchaus einmal glanzvoll klangen. Im Hintergrund hat die Regie ein Foto mit einem riesigen Haufen an Dollarscheinen eingespielt. Titel der Sendung: "Mein Leben als Crash — Von der Schlossallee ins Sozialamt".

Rendite aus Ost-Immobilien blieb aus

Da ist Britta von Lojewski, sichtbar gezeichnet. Vor zehn Jahren hatte sie eine halbe Million in Ost-Immobilien investiert, doch die Rendite blieb aus, stattdessen setzten ihr die Unterhaltskosten zu. Im August meldete die ehemalige Kochduell-Moderatorin Privatinsolvenz an, heute lebt sie von Hartz IV. Der Kummer hat sie krank gemacht. Bei Maischberger sitzt sie mit einem Kopftuch. Im Mai erhielt sie die Diagnose Brustkrebs.

 Sandra Maischberger sprach mit ihren prominenten Gästen respektvoll über deren Scheitern.

Sandra Maischberger sprach mit ihren prominenten Gästen respektvoll über deren Scheitern.

Foto: dpa, hka bsc sab

Neben ihr sitzt einer, der der Öffentlichkeit immer noch als Zigarre-rauchender Finanzhai in Erinnerung geblieben ist: Florian Homm verdiente als Hedgefonds-Manager an die 600 Millionen Euro, stieg als Investor bei Borussia Dortmund ein. Fast nichts mehr ist heute davon übrig. Homm war jahrelang auf der Flucht, wegen Anlagebetrug vom FBI gejagt und verhaftet worden. Heute lebt er von 685 Euro Invalidenrente, erzählt er bei Maischberger.

Dann ist da noch der ehemalige Fußball-Profi Dieter Eckstein. In den 80er Jahren jubelten ihm Tausende beim 1. FC Nürnberg, in Frankfurt oder auf Schalke zu. Eine einzige Fehlentscheidung brach ihm das Genick: Er steckte sein ganzes Vermögen in zwei Einfamilienhäuser. Die Raten fraßen ihn auf, bis auch er Privatinsolvenz anmeldete. "Wie lange dauert so eine Unterschrift?", fragt er bei Maischberger. "Zwei, drei Sekunden?" Die Reue sieht man ihm an. Er war gerade mal 24, als er die folgenschwere Entscheidung traf.

"Ich hätte lieber Millionenschulden"

Außerdem sitzt eine Nicht-Prominente in der Runde. Martina Leisten erlitt mit einem selbst betriebenen Café Schiffbruch. "Ich hätte lieber Millionenschulden, dann hätte ich es wenigstens mal krachen lassen", sagt sie jetzt im Rückblick. Die Privatinsolvenz erlebt sie als lebenslanges Stigma.

Jetzt hat sich die traurige Runde zur öffentlichen Selbstentblößung bei Maischberger eingefunden. Eckstein und von Lojewski sieht man das an. Er trägt Dreitagebart, seine Augen sehen müde aus, sie ist durch die Krankheit gezeichnet, trägt dicke Ringe unter den Augen. Florian Homm hingegen macht einen lockeren Eindruck. Ein bisschen Stolz auf das ganze Geld, das er gemacht hat klingt durch, wenn er sagt: "600 Millionen weniger sollten eigentlich weh tun, aber das sind ja materielle Werte." Er sei inzwischen eher glücklicher und ruhiger geworden.

Homm lebte für den Tag und den Kick

Das liegt womöglich auch daran, dass Homm in seiner Jetset-Zeit für den Tag lebte, den Kick und sich wohl mehr am Wettbewerb als am Geld an sich berauschte. Eckstein und von Lojewski hingegen wollten ihre Zukunft absichern, weil sie wussten, dass es mit der Karriere nicht ewig so weitergehen würde. Das aber ging brutal daneben.

Vor allem von Lojewki macht deutlich, was das bedeutet. Im Rückblick muss sie manchmal selber darüber lachen, weil sie das alles gar nicht mehr glauben mag. Wie die Konten vom einen Tag auf den anderen eingefroren wurden und ihr den Bankberater plötzlich keinen Kaffee mehr mit Gebäck auf dem Tellerchen servierte. Jetzt rät sie ausdrücklich jedem, sich ausreichend Bargeld als Absicherung unters Kopfkissen zu legen.

"Dann drehst du am Rad"

Die Tage nach dem Cut beschreibt sie als Höllentrip. "Dann drehst du am Rad", erinnert sie sich an das erste Aufwachen nach der Pleite. Sie habe alles verkauft. "Wenn Sie kein Bargeld mehr haben, dann tust alles" sagt sie. Zwei Wochen lang habe sie nur noch Haferflocken mit Wasser essen können. Jede Morgen habe sie aufs Neue unter Stress gestanden, weil sie nicht wusste, wie sie mit ein paar Münzen den Tag überstehen sollte. Auch die Behörden waren keine Hilfe. Der Berater beim Arbeitsamt habe ihr eine Umschulung zum Gabelstapler und einen Besuch im Deutschkurs angeraten.

Die Biographie von Dieter Eckstein wirkt noch tragischer: Vollwaise, ein früh verstorbenes Kind, Krebs, Herzstillstand, das Haus abgebrannt, Hartz IV. In von Lojewskis Schilderungen sieht er viele Parallelen. Auch er habe zeitweise kein Konto mehr gehabt noch nicht einmal einen Telefonanschluss zuhause. "Es war schon eklig", erinnert er sich an die Blicke, als er in Nürnberg zum Amt ging, um sich arbeitslos zu melden. "Die haben zuerst gedacht, ich will Dauerkarten verkaufen." Die Privatinsolvenz habe er dann als eine Befreiung empfunden.

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Foto: ddp

Homm reagiert auf diese Lebensgeschichten darauf unerwartet menschlich, Maischberger glaubt sogar, in seinen Augen Tränen schimmern zu sehen. Von Lojewski streicht er die Hand, auch vor Eckstein erhebt er sich und bekundet sein Mitgefühl: "Was Sie da durchmachen!"

Bei Homm selbst liegen die Dinge nicht so eindeutig. In Amerika ist er angeklagt, in Italien saß er ein Jahr in Haft, weil er mit windigen Finanzgeschäften Profit machte, aber abtauchte, als die Kurse in den Keller fielen. Teilweise gleicht sein Auftritt bei Maischberger einem Kreuzverhör. Homm selbst gibt sich jedoch felsenfest davon überzeugt, dass er bei einem Prozess vor einem "neutralen Gericht haushoch gewinnen" werde.

Homm bekannte schon mal, ein "Arschloch" gewesen zu sein

Schuldig fühlt er sich auch in moralischer Hinsicht nicht, obwohl seine Geschäfte vermutlich Menschen in den Ruin stürzten. Zwar bekannte Homm bereits in seinen Erinnerungen, ein "Arschloch" gewesen zu sein. Bei Maischberger führt er das aber auf die Gegebenheiten seiner Branche zurück. Moral und Ethik seien damals zweitrangig gewesen. "Fast ein Vierteljahrhundert habe ich da erfolgreich mitgespielt, drei Jahre davon werden mir jetzt vorgeworfen", sagt Homm. Immer wieder spricht er von der gnadenlosen Konkurrenz. Die Lebensmaxime "Gewinne oder Stirb", klingt da durch.

Abgetaucht sei er aus anderen Gründen. "Weil ich damals auf der Höhe meines Wirkens, bei maximalem Cashflow, meine Familie zertrümmert habe", beantwortet er Maischbergers Frage. "Ich fühlte mich so leer, mein Tag bestand daraus, mit Haien herumzuschwimmen. Ich wusste: Das ist nicht die Antwort", so Homm.

An Geld habe er nicht wirklich ein Interesse. Ein seltsamer Satz zum Abschluss dieses Talks.

(pst)
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