"Polizeiruf"-Nachlese Das Magdeburger Team muss dringend auf die Couch

Düsseldorf · In der Magdeburger "Polizeiruf 110"-Folge "Starke Schultern" wird die Geduld des Zuschauers arg strapaziert. Fazit: In Magdeburg müssen eigentlich alle Ermittler auf die Couch.

 Ottmanns Haus brennt.

Ottmanns Haus brennt.

Foto: dpa, pil

Darum ging es

Die Villa des Bauunternehmers René Ottmann (Thomas Loibl) brennt, und wie jeder Bauunternehmer in einem Krimi hat der Mann viele Feinde. Der größte Gegner ist aber seine eigene Familie: Er nutzt die finanzielle Notlage seiner Schwägerin aus — diese muss sich wie ihre verstorbene Schwester verkleiden und zurechtmachen und ihm dann zu Willen sein.

Darum ging es wirklich

Psycho-Gesülze der Magdeburger "Polizeiruf"-Ermittler. Die Abteilung bekommt einen Psychologen, der die Zusammenarbeit im Team verbessern soll. Hauptproblem ist Doreen Brasch (Claudia Michelsen). Sie redet mit niemandem und macht immer nur ihr Ding. Dirk Köhler (Matthias Matschke) will sich mit ihr anfreunden und leidet unter der Situation. Und dann redet der Chef Uwe Lemp (Felix Vörtler) noch von Schatten auf der Lunge und bittet natürlich ausgerechnet die soziophobe Brasch als Betreuerin während einer Untersuchung hinzu. Es folgen im Kommissariat Gespräche über mangelndes Selbstbewusstsein, fehlende Mutter-Kind-Bindungen und den drohenden Tod — in Magdeburg müssen sie alle auf die Couch.

Wie war's?

Selten schleppte sich der Sonntagabend so dahin: ein unübersichtlicher Fall, klischeehafte Personen und dann noch die Nabelschau der Polizisten. Man sollte aber nicht den Fehler machen, sich nach dieser Folge vom "Tatort"-Pendant abzuwenden. Das "Polizeiruf"-Team aus Rostock zum Beispiel spielt in der Champions League der deutschen TV-Krimis.

Lokalkolorit

Magdeburgern wird das Herz aufgegangen sein, bei jeder Panorama-Aufnahme ist der Dom im Blick — immerhin seit über 800 Jahren das Wahrzeichen der Stadt. Ein Detail aus Köhlers Privatleben wird preisgegeben und steht in direkter Verbindung zum Bauwerk. Seine Frau ist die Dompredigerin, und deshalb feiern die beiden ihren 15. Hochzeitstag auf dem Dach der Kirche nach.

Schlechteste Szene

Völlig abstrus wird es, als der Psychologe die Kommissare und zwei Kollegen eine Familien-Aufstellung der Ottmanns nachempfinden lässt. Vier Menschen, die den handelnden Personen zum Teil noch nicht mal persönlich begegnet sind, verhalten sich so, wie diese sich aufgrund ihrer Beziehung zueinander angeblich benehmen würden. Dieses Experiment trägt auch noch zur Lösung des Falls bei. Mehr muss man zu diesem Fall aus Magdeburg eigentlich nicht sagen.

Frage des Tages

Spannend an diesem "Polizeiruf" wäre lediglich, zu zählen, wie oft Kommissarin Brasch ihren Motorradhelm an- und aufzieht. Denn das tut sie gefühlt ständig.

(mst)
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