Kritik zum "Polizeiruf 110" "Rotwein zum Fisch — das allein ist schon Mordmotiv genug"

Rostock/Magdeburg · In "Wendemanöver" arbeiteten die "Polizeiruf"-Kollegen aus Rostock und Magdeburg in einer Doppelfolge zusammen. Was wir gelernt haben: Wie man eine Pizza isst, ohne sich die Finger schmutzig zu machen.

 Andreas Guenther in seiner Rolle als Kommissar Anton Pöschel.

Andreas Guenther in seiner Rolle als Kommissar Anton Pöschel.

Foto: NDR/Christine Schroeder

Braucht es noch einmal einen Doppel-"Polizeiruf 110"?

Nein. Der Fall "Wendemanöver" mit den Teams aus Rostock und Magdeburg hatte auf 180 Minuten einige Längen, der Wirtschaftskrimi aus der Wendezeit, der bis in die Gegenwart nachwirkt, nicht das Zeug, den Zuschauer zu fesseln. Und Rostock ist das viel spannendere Team, mit der Doppel-Ermittlung tut man den doch sehr braven Kollegen aus Magdeburg keinen Gefallen.

Was konnte man lernen?

Alexander Bukow (Charly Hübner) zeigte, wie man eine Pizza isst, ohne sich die Finger schmutzig zu machen: Man klappt sie erst zusammen und rollt sie dann. Wird sofort bei der nächsten gelieferten Pizza ausprobiert!

Die beste Szene im zweiten Teil

Bukows Vater Veit (Klaus Manchen) hat das Auto seines Sohnes samt erschossenem Sicherheitsmann aus einer Garage gestohlen und versteckt. Als der wahre Täter gefasst ist, fährt er im Kombi mit zerschossenen Scheiben und blutüberströmter Leiche auf dem Beifahrersitz bei der Polizei vor — solch eine Aktion kann man sich wohl nur im relativ dünn besiedelten Ostdeutschland trauen.

Die schönsten Sprüche aus 180 Minuten

"Rotwein zum Fisch — das allein ist schon Mordmotiv genug" — der Rostocker Ermittler Anton Pöschel (Andreas Guenther) über die letzte Mahlzeit eines Mordopfers.

"Drexler ist heute irgendwie schräg drauf", "Schräg drauf ist er immer, heute ist er seltsam" — Magdeburgs Kommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) über ihren Kollegen Drexler (Sylvester Groth)

"Glauben Sie, dass ich so billig bin?", fragt die Psychologin, als sie aus Bukows Bestechungs-Blumenstrauß einen Geldschein zieht. "Sie schauen doch sonst auch tiefer", entgegnet er — und prompt holt sie aus dem Bouquet noch einen größeren Schein hervor.

Ein "Polizeiruf" für die Familie

Der irischstämmige Eoin Moore führte Regie und schrieb auch das Drehbuch mit zu "Wendemanöver". Seine Tochter Zoe spielte Jenny Richter, deren Mutter bei einem Brandanschlag ums Leben kommt und deren Großvater in finstere Stasi-Machenschaften verstrickt war. Schon mit vier Jahren stand sie vor der Kamera — selbstverständlich in einem Film ihres Vaters.

Wie war Sylvester Groths Abschied?

Für den Schauspieler war die Doppelfolge sein letzter Einsatz als "Polizeiruf"-Kommissar in Magdeburg. Der Abschied war seiner Figur angemessen: unaufgeregt und unsentimental. Er steigt ins Auto und fährt weg. Das war's. Was bleibt: In seiner Liebesnacht mit einem Mann hat er sich als erster Sonntagabend-Ermittler geoutet und ein Kapitel Krimi-Geschichte geschrieben.

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