"Tatort" vom Sonntagabend Nur das Bio-Steak macht Lust auf mehr

Kiel (RPO). Passend zur "ARD-Themenwoche Ernährung" musste der Kieler "Tatort"-Kommissar Klaus Borowski am Sonntagabend in einem Lebensmittel-Skandal ermitteln. Trotz toller Schauspieler schlug dies dem Zuschauer etwas auf den Magen. Denn Krimis mit derart erhobenem Zeigefinger sind nicht jedermann Geschmack.

Tatort: Tödlicher Energy-Drink
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Ein junger Allergiker stirbt an einem chemisch behandelten Milch-Drink. In den Armen seines Vaters erstickt er qualvoll. Schnell stellt sich heraus, dass sich in der Flasche eine viel zu hohe Dosis Farbstoff befindet. Und ebenso schnell schaltet die Gulaschkanone des öffentlich-rechtlichen Bildungsfernsehens auf Dauerfeuer.

Chemischer Farbstoff muss sein, weil Leute keine weißen Energy-Drinks kaufen. Kühe sind in der Molkerei rund um die Uhr angekettet. "Forschungsinstitute" lassen sich von der Industrie gut bezahlen. Gutes Essen ist teuer, aber die Menschen sind zu geizig. Der alte Bio-Bauer kennt seine Kühe noch beim Namen. Alle wollen Geld verdienen. Und am Ende sind wir alle selber schuld. Mahlzeit!

Stimmt irgendwie. Nervt aber auch ein bisschen. Aber der Krimi "Borowski und die Frage von reinem Geschmack" hatte auch seine guten Seiten. Neben einem gewohnt sehenswerten Axel Milberg in der Hauptrolle ist auch das Debüt von Sibel Kekilli gelungen.

Die junge Frau bringt schon jetzt frischen Wind in das Leben des staubtrockenen Ermittlers. Wie die Figur der Sarah Brandt, von der man bisher vor allem weiß, dass sie Autos reparieren kann und einmal im Monat von großen Steaks träumt, in die Krimis integriert wird, bleibt noch offen.

Offenbar wird ihre Rolle ähnlich angelegt wie die Psychologin Frieda Jung (Maren Eggert). Denn auch zwischen Brandt und Borowski scheint es zu knistern. Das kann man nun einfallslos oder interessant nennen — wie glaubwürdig die neue Konstellation gelingt, wird sich erst im übernächsten "Tatort" aus Kiel herausstellen. Der nächste wurde noch ohne die Rolle der Sarah Brandt gedreht.

Durchaus spannend gelang auch die Jagd nach dem Täter. Denn — und das ist an einem Sonntagabend ja durchaus überraschend — war eben doch nicht der Gaststar (Esther Schweins) die Giftmischerin, sondern ausgerechnet der nette Bio-Bauer-Opa. Das Ende jedoch, als der gegrämte Vater mit der Pistole Rache nehmen wollte, wirkte dann wieder ein bisschen aufgesetzt.

Was bleibt? Nun, die "ARD-Themenwoche Ernährung" ist bald wieder vorbei und die nächsten Kieler Fälle kommen bestimmt mit weniger Moralin und Farbstoff aus. Und auch gestern gab es einige dieser irgendwie magischen Borowski-Momente. "Fahnenflüchtig" sagt der Verlassene trocken auf die Frage, wo denn seine Geliebte Jung abgeblieben sei. Ob er ihren Abschiedsbrief wirklich liest, bleibt offen.

Als Dankeschön fürs Autoreparieren schenkt der Polizist Sarah Brandt am Ende übrigens ein großes Bio-Steak. Sie legt ihm ein Vegetariererbuch auf den Beifahrersitz. Beide grinsen verschmitzt. Da geht noch was in Kiel.

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