"No Offence" Deftige Krimiserie aus Manchester

Manchester · In "No Offence" jagt die Polizei einen Mörder, der es auf Frauen mit Down-Syndrom abgesehen hat.

Wenn ein ARD-Sender das Profilbild eines neuen "Tatort"-Kommissars erstellt, sind Merkmale wie Homosexualität oder soziale Inkompetenz in der Regel der Gipfel der Originalität; kein Wunder, dass die Figuren oft zunächst wie am Reißbrett entworfen wirken. "No Offence" zeigt, wie sich so etwas auf ungleich spielerischere Weise lösen lässt. Aber die für den britischen Privatsender Channel 4 entstandene Serie ist ohnehin eine ungewöhnliche Produktion. Schon allein wegen der saftigen Dialoge ist mit einer Ausstrahlung im ZDF nicht zu rechnen. Dabei wären Machart und Tonfall eine womöglich willkommene Abwechslung zu den oft schwermütigen britischen und skandinavischen Reihen, die das "Zweite" auf seinem Sonntagskrimisendeplatz um 22 Uhr zeigt.

Inhaltlich allerdings erzählt die von Paul Abbott erdachte und als ausführendem Produzent überwachte Serie eine knallharte Krimigeschichte: Ein Serienmörder hat es in Manchester ausschließlich auf junge Frauen mit Down-Syndrom abgesehen. Die talentierte Polizistin Dinah Kowalska (Elaine Cassidy) kommt dem Täter, der die Mädchen im Fluss ertränkt, zwar eher zufällig auf die Spur, aber es gelingt ihr, sein letztes Opfer zu retten. Bei ihm hat der Mörder einen Fehler begangen: Die 15-jährige Cathy musste sich nach einem Unfall einer Gesichtsoperation unterziehen, deshalb sieht es so aus, als hätte auch sie das Down-Syndrom. Nun ist sie derart traumatisiert, dass sie die Entführung komplett verdrängt hat.

Abgesehen vom ungewöhnlichen Sujet besticht "No Offence" vor allem durch die vorzüglich verkörperten Figuren, die immer wieder überraschende Seiten offenbaren. Das gilt vor allem für die korpulente Team-Chefin Vivienne (Joanna Scanlan), die selbst von ihren Untergebenen leicht unterschätzt wird. Dass "No Offence" nicht nur ein fesselnder Krimi, sondern auch eine deftige Komödie ist, geht in erster Linie auf ihr Konto.

Es ist nicht zuletzt die Mischung aus unterschiedlichsten Charakteren sowie vielen geschickt miteinander kombinierten Zutaten, die den Reiz der Serie ausmachen. Der Kontrast zwischen der Krimi-Ebene und den gern makabren Comedy-Elementen wird ergänzt durch das ebenfalls oftmals komische soziale Miteinander der Polizisten.

(RP)
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