Freizügigkeit im Fernsehen "Newtopia" — und wo es sonst noch Sex in TV-Shows gab

Düsseldorf · In die Geschichtsbücher wird dieser Akt körperlicher Zuneigung vermutlich nicht eingehen, dennoch wird der erste Sex in "Newtopia" vermutlich lange in den Köpfen vieler TV-Zuschauer hängen bleiben. Bei anderen Formaten war es ähnlich.

 Die "Newtopia"-Kandidaten Candy und Victoria beim Vorspiel.

Die "Newtopia"-Kandidaten Candy und Victoria beim Vorspiel.

Foto: Sat.1

Als die Kandidaten Candy und Victoria sich gemeinsam in einen einsamen Wohnwagen auf dem Gelände der Sat.1-Show "Newtopia" zurückzogen, mochte man schon erahnen, was passieren würde. Nachdem der 44-Jährige die neue Kandidatin der Sendung massiert hatte, vergnügten sich die beiden noch ein wenig. Nach zwei Monaten in der Abgeschiedenheit eines Lagers in Brandenburg waren es nach einigen Kuscheleinheiten die ersten sexuellen Interaktionen zweier "Pioniere", wie die Kandidaten der Show heißen. 24 waren es bislang an der Zahl.

Im Jahr 2000 Sex im "Big Brother"-Haus

Obwohl die tägliche Sat.1-Sendung bei weitem nicht so beliebt ist wie andere Reality-TV-Formate, so wird auch dieser Akt der Freude vermutlich lange im Gedächtnis von Fernsehzuschauern bleiben. Bei "Big Brother" waren es Alex Jolig und Kerstin Klinz, die in der ersten Staffel im Jahr 2000 miteinander schliefen. Die Bilder der sich im Dunkeln des Schlafzimmers auf und ab bewegenden Bettdecke bekam das Publikum so schnell nicht mehr aus dem Kopf.

Auch ein Techtelmechtel in der RTL-Show "Ich bin ein Star — Holt mich hier raus!" würde man so schnell vermutlich nicht vergessen. Bisher haben sich aber noch keine der mehr oder weniger bekannten Prominenten im Dschungelcamp geliebt. Schließlich dauert die Show nur zwei Wochen, da konnten es die späteren Liebespaare Jay Khan und Indira Weis, die im Pool immerhin medienwirksam knutschten, sowie Rocco Stark und Kim Gloss, die später sogar ein gemeinsames Kind bekommen sollten, ihre Leidenschaft noch zügeln.

Sex im Fernsehen ist längst kein Skandal mehr. Softpornos liefen jahrelang nach Mitternacht auf deutschen Privatsendern, und selbst in den prüden USA gibt es mittlerweile die Show "Sex Box", in der Paare gleich nach dem Koitus, der jedoch nicht gezeigt wird, vor einem Millionenpublikum darüber reden, wie es denn so war.

Auch TV-Sendungen wie "Eine Chance für die Liebe" mit Erika Berger, "Wa(h)re Liebe" und "Peep!" mit Verona Feldbusch (heute Pooth) behandelten ab den 80er Jahren schon ausgiebig das Thema Sex und alles, was so dazugehört.

Da sahen sich Oswalt Kolle, William Howell Masters und Virginia Johnson noch ganz anderen Problemen gegenüber. Obwohl der erste Erotikfilm, der in Frankreich gedreht wurde, bereits 1896 eine sich ihrer Kleider entledigende Frau zeigte, hatten die Aufklärer mehr als ein halbes Jahrhundert später noch gegen diverse Widerstände anzukämpfen. Kolle bemühte sich in den 60er und 70er Jahren ebenso um eine sexuelle Aufklärung in Deutschland wie zuvor Masters und Johnson in den USA. Beide TV-Reihen glichen einem Skandal, der fast nur noch dadurch getoppt wurde, dass es in "Raumschiff Enterprise" 1969 einen Kuss zwischen einem Weißen (William Shatner als Captain Kirk) und einer Schwarzen (Nichelle Nichols als Uhura) gab.

So etwas wollten die Sittenwächter nicht sehen — dennoch sind sowohl der Kuss als auch die Aufklärungssendungen heute nicht nur legendär, sondern interkulturelle Küsse und Themen wie Sex und Aufklärung im Fernsehen Usus.

Allerdings gilt weiterhin: Kein Sex im Fernsehen ohne Zuschauer, die sich aufregen. Als im Herbst 2013 der MDR und SWR in ihrer gemeinsamen Doku "Make Love" zeigen wollten, wie Erwachsene beim Sex aussehen, und was währenddessen mit dem menschlichen Körper passiert, gab es laute Kritik. Die öffentlich-rechtlichen Sender zeigten die Szenen dennoch — und legten sogar eine Sendung über Sex im Alter nach.

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