Moderator soll die Unwahrheit gesagt haben NDR schießt gegen Günther Jauch

Hamburg · In der ARD ist der NDR für Jauch zuständig – und führt ihn in einer Dokumentation als Lügner vor.

 Günther Jauch soll in seiner Talkshow die Unwahrheit gesagt haben.

Günther Jauch soll in seiner Talkshow die Unwahrheit gesagt haben.

Foto: dpa, Rainer Jensen

In der ARD ist der NDR für Jauch zuständig — und führt ihn in einer Dokumentation als Lügner vor.

Die Dokumentationsreihe "45 Min", die jeden Montagabend um 22 Uhr im NDR-Fernsehen läuft, sorgt selten für bundesweite Aufmerksamkeit. Doch am Montag reichte die jüngste Folge "Über Gebühr: Streit um den neuen Rundfunkbeitrag" für einen kleinen Eklat.

Und das nicht etwa, weil die Autoren Grit Fischer und Maik Gizinski in hämisch-herablassendem Ton allen Ernstes fragten, ob es sich bei der Kritik an der alten GEZ-Gebühr im neuen Beitrags-Gewand nicht doch bloß um "eine gezielte Medienkampagne" gegen ARD und ZDF handele. Die NDR-Autoren attestierten ausgerechnet Günther Jauch, dem teuersten Talkmaster der ARD, zum Thema Transparenz die Unwahrheit gesagt zu haben.

Dazu zeigten sie einen Ausschnitt aus der "Günther Jauch"-Sendung mit SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück aus dem vergangenen Oktober. Nachdem Steinbrück dort ausführlich über seine Vortragshonorare gesprochen hatte, fragte er seinerseits Jauch: "Darf ich Sie an dieser Stelle denn fragen, ob Sie gern bereit sind, Ihren Vertrag mit der ARD öffentlich deutlich zu machen?" Darauf antwortete Jauch: "Das Problem ist, der ist öffentlich."

Jauch spricht grundsätzlich nicht darüber

Im Gegenteil, so die Autoren, "er ist eben nicht öffentlich". Ein Interview zu dem Thema habe Jauch abgelehnt und sich dabei auf eine Verschwiegenheitsklausel im Vertrag mit der ARD berufen.

Deren Vorsitzender Lutz Marmor äußerte sich weniger verschwiegen zu Jauchs Honorar: Grinsend erklärte er in der Dokumentation, die auf der Internetseite des NDR in voller Länge zu sehen ist, dass ja eine Zahl öffentlich geworden sei, die keiner dementiert habe. Und ja, so Marmor: "Das lasse ich so stehen." Dazu zeigte das Fernsehbild Zeitungsbeiträge, in denen die Vertragssumme für die gesamte Produktion der Talkshow inklusive Jauchs Gehalt auf jährlich 10,5 Millionen Euro beziffert wird.

Ausgerechnet der NDR - Jauchs Haussender

Der Beitrag ließ offen, ob Jauch sein Publikum bewusst getäuscht hat. Was den Moderator, der grundsätzlich nicht über seine finanziellen Verhältnisse spricht, am meisten überrascht haben dürfte, ist, dass die öffentlich-rechtliche Kritik an der Intransparenz ausgerechnet vom NDR kommt: Lutz Marmor ist nicht nur ARD-Vorsitzender, sondern auch NDR-Intendant.

Innerhalb der ARD ist der NDR für die Talkshow von Jauch zuständig, der als einer der teuersten Einkäufe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in den vergangenen Jahren gilt. Künftig soll mindestens eine der fünf wöchentlichen ARD-Talkshows entfallen.

(RP/pst)
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