EM-Talk bei Maybrit Illner "Es gibt keine perfekte Sicherheit"

Düsseldorf · Können wir uns eigentlich auf die EM freuen – oder müssen wir Angst haben? Diese Frage beschäftigt gerade den gesamten Kontinent. Auch Maybrit Illner hat mit ihren Gästen darüber diskutiert. Das Ergebnis war eine sachliche Sendung, die Mut macht.

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Können wir uns eigentlich auf die EM freuen — oder müssen wir Angst haben? Diese Frage beschäftigt gerade den gesamten Kontinent. Auch Maybrit Illner hat mit ihren Gästen darüber diskutiert. Das Ergebnis war eine sachliche Sendung, die Mut macht.

Darum ging's
Die Erinnerungen an die Anschläge von Paris und Brüssel sind noch frisch. Kurz vor der Fußball-EM in Frankreich drängen deshalb Fragen nach der Sicherheit des Turniers in den Fokus. Maybrit Illner diskutierte mit ihren Gästen die Frage "Frankreich im Ausnahmezustand — zwischen EM-Fieber und Terror-Angst?".

Darum ging's wirklich
Um sehr viel mehr. Terror-Experte Guido Steinberg, Innenpolitiker Thomas Oppermann und BDK-Chef André Schulz debattierten die Sicherheitsfragen. Journalist Ulrich Wickert und Schriftstellerin Gila Lustiger erklärten Frankreich und die soziale Situation in dem Land. Sportmoderator Jochen Breyer führte die politischen, gesellschaftlichen und sportlichen Aspekte in seinen Aussagen zusammen. Eine ungewöhnlich differenzierte Diskussionsrunde.

Die Runde

  • André Schulz, Vorsitzender Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK)
  • Thomas Oppermann (SPD), Fraktionsvorsitzender
  • Gila Lustiger, Schriftstellerin, lebt seit 1987 in Paris
  • Jochen Breyer, ZDF-Sportmoderator und Autor
  • Guido Steinberg, Terrorismusexperte, Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP)
  • Ulrich Wickert, Journalist, u.a. ehemaliger Frankreich-Korrespondent

Frontverlauf

"Ich finde es wahnsinnig wichtig, dass wir uns die Freude an diesem Fußballfest nicht verderben lassen", betonte ZDF-Sportmoderator Jochen Breyer schon zu Beginn der Sendung. Angst und pauschales Misstrauen "sollten wir einfach nicht zulassen". Denn genau das sei das Ziel der Terroristen.

"Es kann überall passieren", sagte der Frankreich-Kenner und ehemalige Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert. Er verwies auf die Gelassenheit der Franzosen. Auch Thomas Oppermann versuchte von vornherein Ruhe reinzubringen. Der profilierte Innenpolitiker erklärte, dass es aktuell weder für Deutschland noch für Frankreich konkrete Anschlagsdrohungen gäbe. Gleichzeitig machte er aber auch deutlich: "Es gibt keine perfekte Sicherheit." Die Grundhaltung der Runde: Gelassen bleiben, nicht in Angst und Schrecken leben und von Drohungen nicht einschüchtern lassen.

Den Gegenpol bildete Terrorismus-Experte Guido Steinberg. Der Wissenschaftler skizzierte ein erschreckendes Bild der aktuellen Sicherheitslage in Europa. Unkontrollierte Einwanderung und überforderte Behörden machten seiner Einschätzung nach weitere Anschläge wahrscheinlich. Die konkrete Gefahr sei allerdings schwer zu berechnen. "Den Tätern geht es um Aufmerksamkeit", sagte BDK-Chef André Schulz. Stadien seien während eines internationalen Turniers deshalb natürlich besonders beliebte Anschlagssziele.

"Wir haben gemeinsame Außengrenzen, aber keine gemeinsamen Datenbanken", ergänzte Guido Steinberg und brachte damit ein zentrales Problem auf den Punkt. Wenn es um die Sicherheit geht, ist die Zusammenarbeit in der EU eher mangelhaft. Das kritisierten auch Schulz und Oppermann.

Der Aufreger des Abends

War ein eingeblendetes Zitat des Sächsischen Landtagspräsidenten Matthias Rößler (CDU). Er meint: Ich erwarte von jedem Nationalspieler, dass er die Nationalhymne singt — denn er spielt für Deutschland, egal wo seine Wurzeln liegen." Es sei gefährlich, wenn konservative Kreise die Parolen der Ultrarechten übernehmen, warnte Jochen Breyer. Gemeinsam mit Thomas Oppermann machte er deutlich, dass er von der Hymnen-Debatte überhaupt nichts hält:

Satz des Abends

"Ich wünsche, dass diese EM so etwas wird wie ein Sommermärchen für die Franzosen — Albträume haben die genug gehabt", sagte Thomas Oppermann.

Erkenntnis

"Das Land ist schon ziemlich chaotisch", sagte Gila Lustiger. Die Schriftstellerin lebt seit vielen Jahren in Paris und machte auf die sozialen Unruhen in dem Land aufmerksam. Ihre Aussage ist nur ein Beispiel für die facettenreiche Diskussion bei "Maybrit Illner". Auch wenn das "EM-Fieber" im Sendungstitel vielleicht etwas zu kurz gekommen ist, war der Talk inhaltlich eine große Bereicherung. Die vergangenen Anschläge wurden ebenso schonungslos diskutiert, wie die Sicherheitsprobleme in Europa. Es ging um die geplanten Anschläge in Düsseldorf und um rechte Tendenzen in Europa. Wer inhaltlich an dieser Thematik interessiert ist, sollte sich die Sendung ansehen.

(gol)
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