TV-Talk bei Maybrit Illner "Pegida"-Demos als "kollektive Therapie"?

Düsseldorf · Maybrit Illner diskutiert mit ihren Gästen über radikale Flüchtlingsgegner und den Stimmungsumschwung im Land. Nach wenigen Minuten wird klar: Die AfD bekommt keine Distanz zwischen sich und der Hetze von rechts. Der TV-Talk im Check.

 Maybrit Illners Gäste zum Thema "Mörderische Hetze".

Maybrit Illners Gäste zum Thema "Mörderische Hetze".

Foto: Screenshot ZDF

Die Gäste

Für eine sehenswerte Debatte in der Sendung mit dem Titel "Mörderische Hetze — zerreißt der Hass das Land?" sorgten Armin Laschet, Vorsitzender der CDU in NRW, die AfD-Bundesvorsitzende Frauke Petry, Gordian Meyer-Plath, Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz Sachsen, Lutz Trümper, Oberbürgermeister von Magdeburg, Mehmet Daimagüler, Nebenklageanwalt im NSU-Prozess und Professor Hans Vorländer, Politikwissenschaftler der TU in Dresden.

Die Gretchenfrage zu Beginn

"Haben wir die Entwicklung des Hasses übersehen?", war die erste Frage von Maybrit Illner. Sie begann mit der Gretchenfrage. Oberbürgermeister Lutz Trümper, der sich seit Jahren gegen Neonazis wehrt und wegen Morddrohungen Personenschutz erhält, bejahte dies. "Ich habe vor Jahren in freundliche Gesichter gesehen. Das waren Kinder. Zwei Jahre später tragen sie nun Springerstiefel und rufen 'Heil Hitler." Trümper kritisierte die Gesellschaft: "Es gab eine hasserfüllte Sprache, die zeitversetzt zu hasserfüllten Taten führt." Auch Armin Laschet (CDU) gab Fehler zu und sprach von einer "historischen Ausnahmesituation".

Die Frage nach der Ursache des Hasses klärte sich später. Zuerst war Frauke Petry dran. Angesprochen auf ihren Thüringer Parteikollegen Björn Höcke, der durch volksverhetzende, befremdliche Ansprachen Schlagzeilen macht (so etwa in der Sendung von Günther Jauch), distanzierte sie sich nicht: "Herr Höcke ist Mitglied unserer Partei", sagte sie.

Eiskalt wurde es dann, als der türkischstämmige Rechtsanwalt Daimagüler und Petry in den verbalen Nahkampf gingen. Ob Petry Angst davor habe, dass es Tote geben könnte? Angst sei kein guter Ratgeber, sagte sie. "Hass und Gewalt hat es leider Gottes schon immer in Deutschland gegeben." Applaus gab es für ihre Ansicht, man müsse Symptome bekämpfen. Angesichts der 800.000 Flüchtlinge ist das logisch. Allein, Maßnahmen konnte sie nicht nennen. "Die Obergrenze ist längst erreicht", sagte sie noch.

Zwei Männer hoben die Debatte. Woher der Hass kommt, beantworteten Gordian Meyer-Plath und Hans Vorländer: "Es ist vor allem ein Problem im Umland von Dresden. Dort gab es Organisatoren, die ein Netzwerk inszenierten." Die Motive: Unzufriedenheit, Fremdenfeindlichkeit und der Flüchtling als Projektionsfigur des Unbekannten. Vorländer erklärte "Pegida"-Demonstrationen als "kollektive Therapie".

Fazit: Die Scheu vor Extremismus sinkt

Vorländers Warnung bleibt nach einer Stunde Talk: Das Bürgertum verliert die Scheu vor Extremismus. Galgensymbolik, Hetze und brennende Flüchtlingsunterkünfte zeigen das. Eine neue Dimension ist erreicht: Die Grenzen zwischen Rechtsextremisten, Rechtsradikalen bei "Pegida" und Bürgern werden schwammiger.

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