Matthias Habich "Hoffentlich bleibt mir das Altersheim erspart"

Der Schauspieler spricht über Gewinnertypen, gute Komödien und das selbstbestimmte Älterwerden.

Matthias Habich: "Hoffentlich bleibt mir das Altersheim erspart"
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Düsseldorf Der Film "Das Gewinnerlos" (ZDF, Freitag, 20.15 Uhr), in dem Matthias Habich die männliche Hauptrolle spielt, erzählt die Geschichte von vier Senioren, die sich in ihrem Leben neu positionieren und erfahren, dass es nie zu spät für einen Neuanfang ist.

Im Zentrum des Films steht das selbstbestimmte Älterwerden. Wie bereiten Sie sich darauf vor?

Habich Ein bisschen sorgt man vor, finanziell gesehen. Aber man weiß nie genau, was das Leben mit einem vorhat, ganz absichern kann man sich nicht.

Es gibt einen Konflikt zwischen den Wünschen der Eltern und der erwachsenen Kinder im Film. Wie kann man damit umgehen?

Habich Ich habe keine Kinder. Für mich ist das ein Drehbuch.

Woran denken Sie beim Älterwerden?

Habich Ich verdränge das, denke nicht ständig dran. Ich habe keine Patientenverfügung unterschrieben. Aber vielleicht sollte man das.

Könnten Sie sich denn vorstellen, später mal in einem Seniorenheim gepflegt zu werden?

Habich Ja, ich kann mir das vorstellen, ich bin ja Schauspieler, aber ich möchte das eigentlich nicht. Ich hoffe, das Altersheim bleibt mir erspart.

Ist es Zufall, dass man Sie zuletzt in mehreren Filmen gesehen hat, die das Alter als Schwerpunkt haben ("Altersglühen - Speed-Dating für Senioren", im Demenzfilm "Sein gutes Recht" und jetzt "Das Gewinnerlos")?

Habich Ich fühle mich zwar wie 35, aber bin es ja nicht. Ich kann keinen Teenager mehr spielen.

Besonders "Altersglühen" wagte einen neuen Zugang zu dem Thema.

Habich Ich bin für Experimente immer zu haben. Ich hoffe, es kommen noch viele Angebote, besonders für amüsante Filme auf mich zu. Ich hätte gerne mehr Komödien gemacht, aber keine Schenkelklopf-Komödien. Mit diesem retardierten Humor, mit Witzen, über die Achtjährige lachen, kann ich nichts anfangen. "Das Gewinnerlos" finde ich als Komödie sehr anrührig und gelungen.

Wie sieht für Sie denn ein Gewinnertyp aus?

Habich Für mich gibt es keine Gewinnertypen. Es gibt Menschen, die etwas gewinnen und dann einen glücklichen Gesichtsausdruck haben für eine kurze Weile.

Spielen Sie Lotto oder fordern Ihr Glück im Spiel anderweitig heraus?

Habich Nein, ich spiele kein Lotto oder so was.

Sie stülpen sich im Film das Kleid ihrer verstorbenen Frau über und tanzen damit in rührender Pose durch den Garten. War es eine Überwindung, in Frauenkleider zu schlüpfen?

Habich Es war der Grund, warum ich diese Rolle überhaupt angenommen habe. Ich dachte mir, wenn es solch schöne Szenen gibt, dann ist bestimmt das ganze Drehbuch gut. Und tatsächlich, ich finde den Film rundum gelungen.

Ihrer Spielpartnerin Angela Winkler nimmt man das Seniorenalter zunächst nicht ganz ab.

Habich Angela ist auch 70, doch hat sie sich alle Lebensalter bewahrt. Ihr nimmt man noch das kleine Mädchen ab, die rotzige Göre, den Teenager, die junge und die reife Frau. Georg sieht in ihr eine jüngere Frau, dadurch wird er selbst auch wieder jung. Es haben sich eigentlich zwei junge Menschen verliebt. Das Alter hat sich davon gemacht durch die Liebe.

Wie bewahren Sie sich selbst einen jungen Kern?

Habich Ich mache mir über das Alter keine Gedanken. Ich fühle mich nicht alt, ich fühle mich genau wie ich mich mit 35 gefühlt habe.

Sie haben sich zwei schöne Orte ausgesucht, um dort das Leben zu verbringen: Zürich und Paris. Warum sind Sie aus Deutschland weggegangen?

Habich Ich bin nicht aus Deutschland weggegangen. Das Leben hat mich dort hingeführt, wo ich jetzt bin. Deutschland habe ich nicht den Rücken gekehrt, ich arbeite dort ja noch.

Wenn Sie zurückblicken auf ihre weit über 100 Filme, in denen Sie schon mitgewirkt haben, an was erinnern Sie sich besonders gerne?

Habich Ich blicke ganz gerne zurück, nicht nur auf mein filmisches Schaffen. Die Biografie, die man hinter sich hat, ist ein Schatz. Man überlegt, wie man damals war, wie man auf bestimmte Umstände reagiert hat. Man unternimmt als Schauspieler gerne solche "walks through life". Aber ich blicke noch lieber zurück auf erlebte Momente als auf Filme. Meine Filme schaue ich mir auch nicht noch mal an.

In welchem Verhältnis stehen für Sie Theater und Film?

Habich Das Theater war jahrelang mein Hauptfeld, inzwischen drehe ich eigentlich nur noch und fühle mich dabei freier. Film-Regisseure haben weniger Zeit, sich ungebührlich in mein Schaffen einzumischen. Theater-Regisseure sind häufig sehr machtbesessen (lacht).

LESLIE BROOK FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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