Talk bei Maischberger "Umsatz steigt, wenn nicht unbedingt Schwarzhaarige arbeiten"

Ausländer rein! Retten Einwanderer unseren Arbeitsmarkt? Die Gäste bei Sandra Maischberger diskutierten am Mittwochabend darüber, welche Einwanderer Deutschland braucht - und warum es schwierig ist, sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Maischbergers Talk-Runde
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Darum ging's
Wirtschaftswunder ade?, fragte Sandra Maischberger zu Beginn ihrer Sendung und verwies darauf, dass die Einwanderer-Euphorie des vergangenen Herbstes längst verflogen sei. Denn es sei mühsam, die Angekommenen fit für unseren Arbeitsmarkt zu machen. Gleichzeitig würden viele auch gar keine Fremden in ihrer Nachbarschaft wollen. Daher sollte es darum gehen, wie viele Einwanderer Deutschland braucht, wie sie leichter und schneller in den Arbeitsmarkt integriert werden können und wie Flüchtlinge auf dem Weg zu einer Arbeitsstelle unterstützt werden müssen.

Darum ging's wirklich
Maischberger lenkte das Thema zunächst weg von den Zuwanderern, hin zu AfD-Vizeparteichef Alexander Gauland, Jerome Boateng und Fußballern mit Migrationshintergrund. "Ausländer rein! Beim Fußball ist das längst schon Alltag", sagte sie. Damit umging die Runde zumindest in der ersten Hälfte der Talkshow das eigentliche Thema und diskutierte munter darüber, wer nun Deutscher ist, ob sich Mesut Özil als gläubiger Moslem auf einem Foto in Mekka zeigen darf und ob Alexander Gauland mit der von der FAZ zitierten Aussage, niemand wolle Boateng als Nachbarn, in eine Falle der Journalisten getappt sei.

Die Runde

  • Volker Beck, Bundestagsabgeordneter und migrationspolitischer Sprecher der Grünen
  • Jörg Meuthen, Bundesvorsitzender der AfD und baden-württembergischer Fraktionschef
  • Christian von Stetten, CDU-Wirtschaftspolitiker
  • Arthur Mashuryan, Unternehmer und mit seinen Eltern aus Armenien nach Deutschland geflohen
  • Ulrike Herrmann, Wirtschaftskorrespondentin bei der taz
  • Nicola von Hollander, Fernsehredakteurin, die einen Flüchtling aus dem Kosovo auf dem Hof ihrer Familie anstellen wollte
  • Beq Zeqiri, wurde abgeschoben, obwohl Nicola von Hollander ihm einen Arbeitsvertrag angeboten hatten. Er war aus dem Kosovo zugeschaltet.

Frontverlauf
Trotz des brisanten Themas diskutierte die Runde ruhig über deutsche Nationalspieler, Sozialmigration und geeignete Einwanderer für den Arbeitsmarkt. Die Fronten zeigten sich dennoch schnell. Während Grünen-Politiker Volker Beck und taz-Journalistin Ulrike Herrmann klar dafür plädierten, dass Deutschland noch mehr Flüchtlinge aufnehmen kann, ohne wirtschaftlich darunter zu leiden, tat AfD-Mann Jörg Meuthen diese Annahme immer wieder als "grundfalsch" ab. "Sie wollen erzählen, dass das, was wir gerade erleben, eine Zuwanderung von Highpotentials ist? Wohl nicht", ging Meuthen Beck an.

Ein Streitpunkt, der sich durch den ganzen Abend zog: Können Flüchtlinge den deutschen Arbeitsmarkt bereichern oder sollten wir nur die reinlassen, die gut qualifiziert sind? Die Ansicht von Meuthen war eindeutig: Wenn jemand Aussicht auf ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis hat, sollten wir ihn reinlassen — sonst nicht.

Ein gutes Beispiel fand er in Arthur Mashuryan. Der gebürtige Armenier führt nach Hauptschulbesuch, Abitur und Studium inzwischen eine Café-Kette und eine Konditorei. In der Talk-Runde berichtete er vor allem darüber, wie schwer es ist, in Deutschland als Ausländer akzeptiert zu werden. "Es ist nervig, sich immer wieder beweisen zu müssen - dass ich doch etwas leiste, dass ich die deutsche Sprache kann, dass ich integriert bin und positives zur Gesellschaft beitrage", sagte er. Zu betonen, dass die Zuwanderer etwas Positives zur Gesellschaft beitragen, war allen Gästen in der Runde wichtig. Meuthen, damit es eine Produktivitäts- und keine Sozialeinwanderung gibt, Beck und Herrmann, weil sie glauben, dass die Wirtschaft mehr Abreitskräfte braucht.

Die taz-Journalistin versuchte immer wieder, AfD-Politiker Meuthen mit Studien und den Erfahrungen aus der Einwanderung in den 1990er Jahren davon zu überzeugen, dass die Wirtschaft auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen ist. Allerdings ohne Erfolg. Denn Meuthen hält auch die Bertelsmann-Studie für falsch. Von Becks Idee, dass man selbst mit Flüchtlingen ohne Schulausbildung etwas machen könne, wenn man ihnen die deutsche Sprache beibringt, hält der Politiker ohnehin nichts.

Interessantester Gast
Arthur Mashuryan gab in der Runde das Beispiel für eine gelungene Integration eines Flüchtlings. Der gebürtige Armenier gab in Richtung Meuthen unter anderem zu bedenken, dass er ihn vor 20 Jahren sicher nicht hätte haben wollen. Heute sorgt er aber für Arbeitsplätze in Deutschland. Mashuryan betonte aber nicht nur, dass Flüchtlinge in der Lage sind, etwas zu leisten, und dass er es geschafft hat, erfolgreich zu sein, er mahnte auch an, dass es in Deutschland keine Willkommenskultur gebe. "Es gibt keinen Raum für Fremde, sich emotional in Deutschland zu binden", sagte er. Immer noch müsse er sich wegen seines Aussehen gegen Vorurteile behaupten, dass er kein Deutsch könne und ungebildet sei. Vorurteile wegen derer es auch schwierig gewesen sei, nach dem Studium Arbeit zu finden.Gleichzeitig gibt der Unternehmer zu, dass er selbst nicht anders handelt, wenn er deutsche Servicekräfte einstellt, weil dann der Umsatz besser ist.

Zitat des Abends
"Bei mir arbeiten blonde Frauen. Weil ich merke, dass der Umsatz steigt, wenn nicht unbedingt Schwarzhaarige im Service arbeiten", sagte Unternehmer Mashuryan - und zeigte damit eindrücklich das Problem für Ausländer auf dem deutschen Arbeitsmarkt.

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