Satire-Streit Kai Diekmann trollt das Netz mit angeblichem Böhmermann-Interview

Düsseldorf · Ein angebliches Interview des ehemaligen "Bild"-Chefredakteurs Kai Diekmann mit TV-Satiriker Jan Böhmermann hat am Vormittag für Verwirrung im Netz gesorgt. Im Text äußert sich Böhmermann überraschend deutlich zur Erdogan-Affäre - aber hat das Gespräch überhaupt stattgefunden?

Auch das Foto zum Satire-Interview ist relativ offensichtlich montiert.

Auch das Foto zum Satire-Interview ist relativ offensichtlich montiert.

Foto: Screenshot / facebook.com/kai.diekmann

Das vermeintliche Interview hat Diekmann am Mittwochmorgen auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht - er spricht von einem "echten Scoop". Böhmermann breche in der laufenden Affäre um die Erdogan-Satire sein Schweigen. So soll der Moderator laut dem Text unter anderem gesagt haben: "Die Entschuldigung ist der Tod der Satire." Eine Entschuldigung gegenüber Erdogan lehne er ab.

Böhmermann soll selbst bei Ex-"Bild"-Chefredakteur Diekmann gemeldet und um Hilfe gebeten haben - das jedenfalls wird in dem angeblichen Interview suggeriert:

Frage: Sie haben sich bei mir gemeldet und um Unterstützung gebeten, weil Sie sich Sorgen um Ihre Familie machen würden. Ernst gemeint?
Böhmermann: "Polizei vor der Tür ist gut, BILD-Fotografen vor der Tür ist besser. Denen entgeht ja angeblich nichts. Ich hab Papparazzi."

Mehrere Medien schenkten dem Interview offenbar Glauben, auch wenn es nur auf der Facebook-Seite von Kai Diekmann zu lesen ist, nicht jedoch auf den Seiten eines der Medien des Axel-Springer-Verlags.

Ein Sprecher des Unternehmens verwies auf Anfrage unserer Redaktion auf einen Tweet von Diekmann, den dieser kurze Zeit nach dem Interview veröffentlichte. Darin gibt er einen sehr eindeutigen Hinweis auf die Ernsthaftigkeit des von ihm veröffentlichten Textes.

Auf Twitter wird die offenkundige Satire-Aktion Diekmanns ebenfalls diskutiert. So vermutet der Düsseldorfer Anwalt Udo Vetter, das ZDF, bei dem Jan Böhmermanns Sendung "Neo Magazin Royale" läuft, könne die Satire nicht als solche erkennen.

Andere lehnen es gleich ganz ab, sich mit der Aktion von Diekmann zu befassen - um diesem keine Bühne in den sozialen Medien zu bieten.

Und auch das ZDF hat mittlerweile reagiert.

(hebu)
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