Nach Affäre um Schmähgedicht Jan Böhmermann legt vierwöchige "Fernsehpause" ein
Berlin · Jan Böhmermann will sich für einige Zeit aus dem TV zurückziehen. Dies kündigte der Moderator am Samstag bei Facebook an. Böhmermanns Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten Erdogan und die Folgen beschäftigen seit Tagen Politik und Öffentlichkeit.
Nach der heftigen Debatte über sein Erdogan-Gedicht gehen ZDF-Moderator Jan Böhmermann und die Produktionsfirma btf in eine vierwöchige Produktionspause. Das teilte der Mainzer Sender am Samstag mit und präzisierte damit die Aussagen von Böhmermann, der kurz zuvor per Facebook eine "kleine Fernsehpause" angekündigt hatte.
"Das ZDF respektiert diese Entscheidung", hieß es in einem knappen Statement. Was anstelle von Böhmermanns Sendung "Neo Magazin Royale" gesendet werde, sei derzeit noch offen. Die Produktionspause soll bis zum 12. Mai dauern. Böhmermanns Sendung lief bisher jeweils donnerstagabends beim Spartensender ZDFneo und am späten Freitagabend im Hauptsender ZDF.
Böhmermann hatte am Samstagmittag auf seiner Facebook-Seite geschrieben:
(...)Daher habe ich mich entschlossen eine kleine Fernsehpause einzulegen, damit sich die hiesige Öffentlichkeit und das Internet mal wieder auf die wirklich wichtigen Dinge wie die Flüchtlingskrise, Katzenvideos oder das Liebesleben von Sophia Thomalla konzentrieren kann. Denn es gibt möglicherweise bedeutsamere Themen, als die Diskussion um ein in einer Satire-Sendung vorgetragenes Gedicht. Darüber hinaus ist die Redaktion davon überzeugt, dass ein weiterer Song von Dieter "Didi" Hallervorden zum Thema unbedingt zu verhindern ist. Das, und darin sind sich hier alle einig, MUSS oberste Priorität haben!
Im typischen Böhmermann-Stil fuhr er fort:
(...)Daher verlasse ich jetzt erstmal das Land, lasse mir beim Twerk&Travel durch Nordkorea die Sache mit der Presse- und Kunstfreiheit nochmal genau erklären, bevor ich noch ein paar Tage mit meinem Segway auf dem Jakobsweg pilgere, um mich selbst zu finden.(...)
Die Bundesregierung hatte am Freitag eine Strafverfolgung gegen Böhmermann ermöglicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilte mit, dass die Ermächtigung dazu erteilt werde. Hintergrund ist ein Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten.
In dem Fall geht es um den Vorwurf der Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten. Dies kann mit bis zu drei Jahren Gefängnis oder einer Geldstrafe geahndet werden, bei verleumderischer Absicht sogar mit bis zu fünf Jahren.
Erdogan stellte zusätzlich auch persönlich Strafanzeige wegen Beleidigung.