Isringhaus 100 Platz 4: "The Walking Dead"

Düsseldorf · Der US-Serie ist es gelungen, aus dem Kampf gegen Zombies ein aufregendes Endzeit-Epos zu gestalten. Denn die Gefahr geht nicht von den Toten, sondern von den Lebenden aus. Bei den Zuschauerzahlen bricht die Serie alle Rekorde.

Platz 4: "The Walking Dead"
Foto: RTL 2

Kann eine Serie, in der es um den Kampf gegen Zombies geht, so gut sein, dass sie einen Platz in den Top Ten verdient? Ja, kann sie. Weil man sich bei "The Walking Dead" nicht vor den wandelnden Toten fürchten muss, sondern vor den Lebenden. Sie sind es, die den Übriggebliebenen das Dasein zur Hölle machen, die jegliche Moral über Bord werfen und zu wahren Bestien mutieren. Die Zombies sind nur der - zugegeben blutige - Katalysator in einem Lehrstück über das, wozu der Mensch fähig ist, wenn es nichts mehr gibt, das ihn reglementiert. Im Schlechten, vor allem, aber auch im Guten. Wobei beides, je länger die Serie währt, mehr und mehr miteinander verschmilzt.

Bei "The Walking Dead" kommen mehrere Glücksfälle zusammen. So besitzt Produzent Frank Darabont (der allerdings nach der ersten Staffel ausstieg) Kino-Erfahrung, was die Serie ästhetisch und atmosphärisch bis heute prägt. Zweitens basiert die Geschichte auf den Comics von Robert Kirkman, so dass die Story weitgehend ausgearbeitet vorliegt (und zwar so weit voraus, dass im Gegensatz zu "Game of Thrones", wo bereits alle zugrundeliegenden Bücher umgesetzt sind, kein Nachschub-Problem existiert). Drittens trägt das hochkarätige Schauspieler-Ensemble die Serie auch über schwächere Episoden hinweg. Zumindest sorgt dieser Dreiklang dafür, dass "The Walking Dead" regelmäßig Zuschauerrekorde einfährt - den Start der fünften Staffel etwa verfolgten in den USA 17 Millionen Menschen, so viele wie nie bei einer Serie zuvor.

Natürlich sind Zombie-Filme wegen der teils drastischen Szenen nicht jedermanns Sache. Wer kein Blut sehen mag, sollte die Serie meiden. Tatsächlich aber interessiert die "Walking-Dead"-Macher neben dem Spektakel ganz andere Fragen, die sie nur in der epischen Form einer Serie wirklich erschöpfend abhandeln können. Woraus ziehen Menschen Hoffnung, wenn sie alles verloren haben, wenn sie um ehemals Selbstverständliches kämpfen müssen? Welche Gesetze, Werte und ethischen Maßstäbe zählen, wenn niemand mehr da ist, sie einzufordern beziehungsweise ihre Nichteinhaltung zu bestrafen? Wie organisieren die Menschen ihr Miteinander? Und wie verändert es sie, sich täglich behaupten zu müssen?

"The Walking Dead" findet zu all diesen Fragen immer neue Antworten, das macht die Serie so aufregend. Und sie bedient sich beim Western, bei Horrorfilmen, Familiendramen und Post-Apokalypse-Thrillern. Dabei gelingt es, die Atmosphäre der Unsicherheit, mit der die Figuren permanent leben müssen, auf den Zuschauer zu übertragen und so die Spannung auch dann zu halten, wenn eigentlich nichts passiert. "Der Tod ist erst der Anfang", heißt ein Serien-Slogan. Und das Ende ist glücklicherweise - eine siebte Staffel ist geplant - noch lange nicht in Sicht.

Info Seit 2010, 75 Folgen

(RP)
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