Armin Rohde "Ich bin in meinen Beruf verknallt"

Köln · Der Schauspieler ist heute wieder in der "Nachtschicht" zu sehen. Im Interview spricht er über Buddhismus und rechte Gewalt.

Das Besondere an Armin Rohde, sagt der "Nachtschicht"-Autor und -Regisseur Lars Becker über seinen Ermittler "Erichsen", sei, dass er in viele verschiedene Rollen schlüpfen könne. Ermittler "Erichsen", da sind sich die Macher einig, stehe ihm aber auch besonders gut. In der neuen Folge "Der letzte Job" (ZDF, heute, 20.15 Uhr) ermittelt Armin Rohde im Fall eines Polizistenmords. Privat mag es der Schauspieler hingegen gerne ruhig, erzählt der 60-Jährige bei einem Treffen in Köln. Aber wenn es um Themen wie Flüchtlinge und Fremdenfeindlichkeit geht, diskutiert er leidenschaftlich mit.

Herr Rohde, wir kennen Sie in beiden Extremen, spielen Sie eigentlich lieber den Schurken oder den Spaßvogel?

Rohde Am besten beides in einer Rolle.

Wie das?

Rohde Das Leben ist ja auch tragisch-komisch. In den traurigsten Situationen ist man auch mal komisch. Dass wir wissen, nur eine bestimmte Zeit zu haben und dann bist du weg - das ist doch tragisch-komisch. Vielleicht gibt es das Paradies, aber es ist noch keiner zurückgekommen, um davon zu erzählen.

Glauben Sie als Buddhist denn überhaupt an das Paradies?

Rohde Ich bin zwar mit 25 Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten, aber heißt es nicht immer, aus der katholischen Kirche kann man nicht austreten? Man kann also sagen, ich bin katholisch geprägter, katholisch sozialisierter Buddhist.

Und an was glaubt der Buddhist in Ihnen?

Rohde Dinge mit Gelassenheit, mit Wahrheit, mit Klugheit und Warmherzigkeit anzuschauen. Die Frage ist, wie ich mein Leben leben möchte und wie ich mit Menschen umgehe. Und wenn ich versuche, da menschlich, vernünftig und ehrlich ranzugehen, bin ich Gott wahrscheinlich viel näher, als wenn ich ihn in höheren Sphären suchen muss.

Drehbuchautor und Regisseur Lars Becker sagt, er möchte mit seinem Film aufklären. Die Flüchtlingsdebatte müsse selbstverständlicher werden und Fakten auf den Tisch kommen. Wie nehmen Sie diese Zeiten wahr?

Rohde Wir leben in einer Zeitenwende. Ich bin 1955 geboren, ich habe also sehr ruhige, friedliche Zeiten erlebt. Es hat immer wieder Zeitenwenden gegeben und große Umbrüche, große Veränderungen, nicht nur durch Kriege. Was ich bei Merkel toll finde, ist, dass sie gesagt hat, wir schaffen das.

Sind Sie derselben Meinung?

Rohde Ja, das glaube ich auch. Aber jetzt muss man schauen, wie genau wir das schaffen. Und das muss jetzt passieren, sonst wird sich das rechte Spektrum weiter radikalisieren und vergrößern.

Seit der Silvesternacht wird viel offener über die Ängste der Menschen vor einem Aufeinanderprallen der Kulturen gesprochen. Sie haben sich für den Buddhismus entschieden, Glaubensfragen sind Ihnen nicht neu - glauben Sie denn, dass eine multireligiöse Gesellschaft langfristig funktionieren kann?

Rohde Jeder soll glauben, woran er will, solange er nicht glaubt, andere damit indoktrinieren, maßregeln, oder irgendwie korrigieren zu müssen. Letzen Endes zählt der Kategorische Imperativ.

Ist es Ihnen denn wichtig, was andere über Sie denken?

Rohde Es wäre müßig, darüber allzu viel nachzudenken. Und wenn ich das wüsste - macht mich das zu einem besseren, glücklicheren Menschen?

Jedenfalls halten Sie viele für einen sehr guten Schauspieler...

Rohde Ich bin ja kurz vorm Abi von der Schule runter, habe alle möglichen Jobs gemacht, war ein Jahr in den USA. Dieser Beruf war für mich wie nach Hause kommen. Und ja, ich bin nach wie vor verknallt in diesen Beruf. Als hätte jemand die Himmelstüren aufgemacht und gesagt: "Willkommen, du bist daheim, mach' hier was du willst."

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