TV-Talk "Europa kann nicht alle Probleme Afrikas lösen"

Düsseldorf · Eine weitere Diskussion über Flüchtlinge aus Syrien oder Nordafrika? Mitnichten. Frank Plasberg nahm in seinem Montagabend-Talk "Hart aber Fair" gleich alle 19 Millionen Afrika-Flüchtlinge in den Fokus, die nach Europa kommen könnten. Ein Fußballprofi hatte dabei die besten Argumente - und erntete Lob von allen Seiten.

Darum ging's: "Zäune statt Hilfe - Sind wir selbst schuld an der nächsten Flüchtlingswelle?" hieß das Thema am Montag bei Frank Plasberg. Experten warnen vor weiteren Millionen verzweifelter Afrikaner, die auf dem Absprung sind. Tut Europa genug gegen die Ursachen der Flucht? Oder setzt es nur noch auf Zäune und Abschreckung?

Darum ging's wirklich: Wer trägt die Schuld daran, dass zunehmend mehr Flüchtlinge aus Afrika nach Europa kommen wollen? Helfen höhere Zäune? Was kann die Politik tun, um dem bevorstehenden Ansturm entgegenzuwirken - und welche Rolle spielt Ungarn?

  • Neven Subotic, Fußballprofi von Borussia Dortmund und Bosnien-Flüchtling
  • Elias Bierdel, Aktivist und Gründer von "Borderline Europe - Menschenrechte ohne Grenzen"
  • Norbert Röttgen, CDU-Mitglied und Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags
  • Shafagh Laghai, ARD-Korrespondentin in Nairobi
  • Peter Györkös, ungarischer Botschafter in Deutschland


Der Frontverlauf:

65 Millionen Menschen befinden sich weltweit auf der Flucht, allein 19 Millionen davon stammen aus Afrika. Viele von ihnen träumen von Europa, stellen es sich als ein Paradies vor. Doch schon jetzt sind die Sorgen bei einigen Bürgern in Deutschland ob des Flüchtlingsstroms groß — die Wahlerfolge der AfD in den vergangenen Monaten haben das gezeigt. Wer ist also Schuld an dem Dilemma in Afrika? Und was können wir tun, um die Situation dort zu verbessern?

Als ersten Gast nahm Plasberg den ungarischen Botschafter Peter Györkös ins Visier. Wie bewaffnet Zäune denn sein müssten, um den nächsten Ansturm von Flüchtlingen standzuhalten, wollte der Moderator von seinem Gast wissen. Der ging jedoch nicht wirklich auf die Frage ein, sondern antwortete schlicht: "Zäune schließen Hilfen ja nicht aus - egal ob humanitäre oder finanzielle."

Aktivist Elias Bierdel wollte sich gleich zu Beginn der Sendung klar positionieren und sagte: "Diese Welt ist grotesk ungerecht organisiert und wir denken, wir sind die Gewinner." Dann wandte sich der Gründer von "Borderline Europe - Menschenrechte ohne Grenzen" direkt an seinen Vorredner, schaute Györkös ins Gesicht und sagte: "Zäune können diese Probleme nicht lösen - es sterben immer mehr Menschen an unseren Grenzen." Das Publikum applaudierte. Bierdel fühlte sich als "Mahner" gefordert. "Sie wollen abschotten, sie wollen abschrecken", warf er dem Ungarn vor. Der versuchte sich zu wehren: "Wir wollen schützen!"

Afrika-Korrespondentin Shafagh Laghai sagte: "Wir hatten in der Vergangenheit Schwierigkeiten, bei den Menschen Interesse für Afrika zu wecken. Das ändert sich langsam. Denn die Afrikaner sind die nächsten, die kommen werden." Allerdings schränkte die ARD-Frau ein: "Viele können sich eine Flucht jedoch nicht leisten."

Fußballprofi und BVB-Spieler Neven Subotic, der sich mit einem Brunnenbauprojekt in Afrika engagiert, überzeugte in der Diskussion durch Besonnenheit und einer klaren Meinung. "Wir fördern den Extremismus, indem wir Zäune aufstellen", kritisierte der Fußball-Star. Der Fußball-Millionär beeindruckte im Talk mit einem Empathieverständnis und einer Menschlichkeit, dass man sich wünschte, der ein oder andere Talk-Teilnehmer würde sich ihm zum Vorbild nehmen. Diese Einstellung kam nicht nur beim Studio-Publikum gut an. Auch die TV-Zuschauer zeigten sich von Subotic' Auftritt begeistert.

Um die Sorgen vor einer erneuten Flüchtlingswelle zu bestärken, zeigte die "Hart aber Fair"-Redaktion einen Einspieler eines jungen Mannes aus Sierra Leone, Bilal Kamara. Der sagte: "Alle meine Freunde stellen sich Europa als ein Paradies vor, als einen Ort, an dem alles leicht ist. Wir träumen davon, dass in Europa alles besser wäre, man anständiges Essen bekommt, schöne Kleider und große Autos. So sehen wir Europa."

Norbert Röttgen, ehemaliger Bundesumweltminister, blieb in der gesamten Diskussion relativ blass. Er versuchte den Fokus auch in Richtung der korrupten Eliten in Afrika zu lenken, die Schuld daran sein, dass Hilfe in krisengeplagten Nationen immer wieder scheitern würden.

Spruch des Abends: "Europa wird nicht in der Lage sein, alle Probleme Afrikas zu lösen." (Peter Györkös, ungarischer Botschafter in Deutschland)

(sb)
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