TV-Kritik "Hart aber fair" Kita-Streik — "Wir haben gar keine andere Möglichkeit"

Düsseldorf · Angesichts des Kita-Streiks sind Eltern gezwungen, sich nach anderen Betreuungsmöglichkeiten umzusehen. Für Frank Plasberg war dies Anlass, um allgemein über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu sprechen. Ein Spagat, der doch irgendwie gelang. Und dann tauchte da noch eine frühere Ministerin auf.

 Erzieherin Zita van Dijk (l.) neben Familienministerin Manuela Schwesig bei "Hart aber fair".

Erzieherin Zita van Dijk (l.) neben Familienministerin Manuela Schwesig bei "Hart aber fair".

Foto: Screenshot ARD

Die Erzieher der kommunalen Kindertagesstätten befinden sich nun in der zweiten Streikwoche. Für viele Eltern dürfte das zu einer Belastungsprobe werden, denn mal eben zu Hause bleiben geht meist nicht angesichts des Arbeitsalltags. Genau das veranlasste das Team von "Hart aber fair" zu fragen, ob Job und Familie denn wirklich zusammenpassen. Der Kita-Streik, so Moderator Frank Plasberg gleich zu Beginn der Sendung, lege ein grundsätzliches Konfliktfeld der Gesellschaft frei.

Eingeladen hatte Plasberg daher vor allem weibliche Gäste: Zita van Dijk, Erzieherin und Mutter, Maria Steuer, Schulärztin und Mutter, Petra Klawikowski, tätig im öffentlichen Dienst und alleinerziehende Mutter, Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) und — quasi als Quotenmann — "Zeit"-Journalist Heinrich Wefing.

Natürlich drehte sich die Sendung denn auch zu Beginn zunächst um den Streik. So machte Erzieherin van Dijk deutlich, dass die Anforderungen an Erzieher und auch an die Kinder immer mehr steigen, aber jahrelang sei diese Berufsgruppe nicht gehört worden. Deshalb sei der Streik richtig. "Wir haben gar keine andere Möglichkeit", so van Dijk. Auch Schwesig zeigte Verständnis, nannte die Forderungen der Erzieher berechtigt und sagte, die Gesellschaft müsse sich generell die Frage stellen, wie Arbeit mit Menschen wertgeschätzt werde.

Dass der Streik unbefristet ist, stieß etwa bei der alleinerziehenden Mutter Klawikowski auf wenig Gegenliebe, doch am Ende hatten eben doch alle Verständnis für den Streik. Und vermutlich war es denn auch der Mann in der Runde, Heinrich Wefing, der es auf den Punkt brachte, warum offenbar die meisten Menschen in Deutschland Verständnis für den Arbeitskampf haben — "weil wir wissen, dass wir das komplizierte Leben, das wir uns gebaut haben, nur mit der Kita hinbekommen".

Und so war das Thema Streik denn auch schnell durch, weshalb es fast logisch erschien, dann im Allgemeinen über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu sprechen. Viel Neues kam bei der Diskussion allerdings nicht herum. Erzieherin van Dijk und Ärztin Steuer debattierten über die Frage, ob Kita überhaupt gut ist für das Kind, es ging um 24-Stunden-Kitas und um die neuen Gegebenheiten in der Arbeitswelt, in der es sich kaum noch eine Familie finanziell leisten könne, das einer komplett zu Hause bleibe.

Dann aber überraschte Plasberg doch ein wenig — mit einem Einspieler. Denn wenige Stunden vor der Sendung hatte er die frühere Familienministerin Kristina Schröder (CDU) interviewt. Jene Ministerin, die zunächst als Vorbild in Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Familie galt, weil sie im Amt ein Kind bekam, schließlich aber doch zurücktrat, weil sie mehr Zeit für die Familie haben wollte.

Schröder erzählte denn auch, wie das damals war, Job und Kind unter einen Hut zu bringen. Aber sie machte auch deutlich, dass der politische Betrieb eben keiner sei, der Rücksicht nehme, dass es viel Unvorhergesehenes gebe, das ihre Aufmerksamkeit gefordert habe. Und sie betonte erneut — als Plasberg fragte, ob ihr Aus als Ministerin nicht ein "böses Signal" für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewesen sei —, dass sie sich immer für die Wahlfreiheit eingesetzt habe.

Kita-Streiks in NRW: Verdi-Kundgebung in Dortmund
6 Bilder

Kita-Streiks in NRW: Verdi-Kundgebung in Dortmund

6 Bilder

Klar, dass Plasberg nach dem kleinen Film auch Schwesig (SPD) mit der Frage konfrontierte, doch die Ministerin ließ sich nicht darauf ein. "Die Entscheidung von Frau Schröder muss man respektieren", sagte Schwesig und dass alles, was man als Minister mache, ja irgendwie ein politisches Signal sei. Als Plasberg nochmal nachhakte, blieb sie aber eisern und sagte, sie werde nicht in die Falle tappen und dies bewerten.

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort