"Hart aber fair" "Sparen lohnt sich nicht"

Düsseldorf · Null Prozent Zinsen und niedrige Erträge bei der Lebensversicherung – wie soll man da als Kleinsparer überhaupt noch vorsorgen? Die Sendung "Hart aber fair" mit Frank Plasberg im Schnellcheck.

Erhitzte Gemüter, ernste Diskussion: Es geht immerhin um unser Geld.

Erhitzte Gemüter, ernste Diskussion: Es geht immerhin um unser Geld.

Foto: Screenshot Plasberg / Mediathek

Null Prozent Zinsen und niedrige Erträge bei der Lebensversicherung — wie soll man da als Kleinsparer überhaupt noch vorsorgen? Die Sendung "Hart aber fair" mit Frank Plasberg im Schnellcheck.

Darum ging's

Als Kind habe er den Weltspartag geliebt, sagt Frank Plasberg. Mit dem Sparschwein zur Bank gehen, Zinsen nachtragen lassen — und meistens gab's hinterher noch ein Geschenk. Bald könnte es umgekehrt laufen: Wer sein Geld zur Bank oder Sparkasse trägt, der muss dafür Geld bezahlen. Negativzinsen — das klingt noch wie ein schlechter Scherz. "Aber wir sind schon verdammt nah dran", sagte Plasberg und zeigte als Beispiel den aktuellen Zinssatz der Commerzbank für Tagesgelder. Für Guthaben bis 5000 Euro, ab 5000,01 Euro und ab 250.000,01 Euro gibt es dort 0,0 Prozent Zinsen. "Null komma null Prozent", wiederholte der Moderator langsam. Gleichzeitig gingen die Erträge der Lebensversicherungen herunter. "Wie soll man da fürs Alter vorsorgen?", fragte Plasberg seine Gäste beim Thema: "Zocker belohnen, Sparer bestrafen — Zinspolitik gegen die Bürger?"

Ralph Brinkhaus (CDU): Stellvertretender Fraktionsvorsitzender, Finanzexperte der Unionsfraktion

Sahra Wagenknecht (Die Linke): Fraktionsvorsitzende, Buchautorin "Reichtum ohne Gier. Wie wir uns vor dem Kapitalismus retten"

Michael Opoczynski: Wirtschafts- und Verbraucherjournalist, langjähriger Moderator des ZDF-Verbrauchermagazins "WISO"

Michael Kemmer: Hauptgeschäftsführer und Vorstandsmitglied Bundesverband deutscher Banken

Rainer Voss: ehemaliger Investmentbanker

Klaus Nieding: Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, Anlegerschützer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW)

Darum ging's wirklich

Immer nur über das Verfallsdatum von Angela Merkels Kanzlerschaft, die Integration von Flüchtlingen und den Aufstieg der AfD zu reden, ermüdet dreierlei: die Redaktion, die Zuschauer und die Dauergäste, die von einer Sendung zur nächsten pilgern, um ihre Botschaft zu verbreiten. Also könnte man Mario Draghi fast dankbar sein, dass er das Thema Sparen wieder auf die Tagesordnung gehoben hat — und das mit voller Wucht: Indem er den Leitzins der Europäischen Zentralbank auf null Prozent Zinsen gesenkt hat. Galgenhumor ist an dieser Stelle aber unangebracht. Dafür sind sowohl das Thema Integration als auch das Thema Sparen viel zu wichtig.

Journalist gegen Banker

"Je risikoreicher ein Produkt ist, desto höher ist die Rendite, die die Bank einstreicht", sagte Journalist Michael Opoczynski. Aussteiger würden immer wieder erzählen, was für Druck geherrscht habe, eben jene Produkte auch zu verkaufen. Die Beratung habe sich aber deutlich verbessert, hielt Michael Kemmer, der Hauptgeschäftsführer und Vorstandsmitglied Bundesverband deutscher Banken, dagegen. Da sei auch die Bankenaufsicht hinterher. "Das ist in den vergangenen Jahren viel passiert." Außerdem müsse man die Inflation beachten. Das wollte Opoczynski aber nicht stehen lassen. Früher habe es immer geheißen: Leg' etwas auf die hohe Kante, dann gibt es Zinsen und Zinseszinsen. "Wir sind bei null und es lohnt sich nicht, zu sparen, und es lohnt sich nicht, eine Lebensversicherung abzuschließen."

Das Thema ist wie gemacht für Sahra Wagenknecht. "Es gibt einen Anspruch auf Werterhalt", sagte sie. Wenn die Politik den Kleinverdiener zum Sparen zwinge, müsse es Anlagenformen geben, die mindestens den Werterhalt sicherstellen. "Diese Negativzinsen sind eine Vermögenssteuer für die kleinen Leute", sagte die Linken-Politikerin. Die Politik müsse stattdessen endlich den Mut haben, die Reichen höher zu besteuern. "Der, der draufzahlt, das sind die kleinen Leute, die normalen Sparer. Das finde ich wirklich perfide."

Das sei der typische Talkshow-Modus, meinte CDU-Finanzexperte Ralph Brinkhaus. Einer versuche den anderen mit Schreckensszenarien zu überbieten. "Ich finde es geradezu verantwortungslos zu sagen, junge Leute sollen nicht mehr sparen." Wenn die Zinsen wieder hochgehen und sie haben nichts gespart, dann hätten sie auch nichts davon.

Zitat des Abends

Ralph Brinkhaus: "Bargeld ist Freiheit."

Fazit

Die Zahl derer, die Sparen für sinnlos hält, wächst. Wer sein Erspartes anlegt, muss mehr denn je die Angebote vergleichen. Plasbergs Service-Talk bot nicht so viele rote Köpfe, wie man das aus jüngsten Sendungen kennt. Dafür war der Nutzwert vielleicht ein wenig höher als sonst.

(lukra)
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