WDR-Sendung "Ich stelle mich" Hannelore Kraft: Ich bin verletzlich

Düsseldorf · Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin stellt sich den Fragen von Sandra Maischberger.

 NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) in der von Sandra Maischberger moderierten WDR-Sendung "Ich stelle mich".

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) in der von Sandra Maischberger moderierten WDR-Sendung "Ich stelle mich".

Foto: WDR/Max Kohr

Hannelore Kraft will erklärtermaßen nicht nur "Dinge verändern", sondern vielmehr "die Welt verbessern". In der Sendung "Ich stelle mich" hakt Moderatorin Sandra Maischberger nach und fragt die 55-jährige SPD-Politikerin, ob sie das geschafft habe. Kraft bejaht: "Ohne mich würde es den Mindestlohn nicht geben." 800.000 Menschen profitierten davon, sagt sie selbstbewusst.

Doch sie hat - wie vor einiger Zeit schon SPD-Chef Sigmar Gabriel - die Rechnung ohne Susanne Neumann gemacht. Die mittlerweile deutschlandweit bekannte Putzfrau, die sich selber "Putze" nennt, verpasst der SPD die Note fünf - mangelhaft. Die Partei brauche einen Neustart. Für den Mindestlohn, den Hannelore Kraft wacker verteidigt, hat sie nur ein mildes Lächeln übrig. Wenn das mit der centweisen Anhebung so weitergehe, verdiene sie in zehn Jahren zehn Euro die Stunde. Altersarmut sei damit vorgezeichnet.

Beim Thema "Kein Kind zurücklassen" versucht der Journalist Ulrich Reitz, Kraft in Bedrängnis zu bringen ("Die Kinderarmut steigt"), doch sie verweist routiniert darauf, dass das Land Milliarden Euro für Kinder und Bildung ausgebe. Die positiven Auswirkungen würden sich erst später zeigen.

Fast eine Stunde lang dauert die Sendung. Kraft räumt ein, dass sie "durchaus verletzlich" sei. Dass manche sie für überfordert halten, "das geht schon an mich ran". Beim Thema Silvester schont Maischberger ihre Interviewpartnerin auffallend, fragt nicht nach der merkwürdigen Funkstille damals in der Düsseldorfer Staatskanzlei. Zu den Übergriffen sagt Kraft: "Das geht ans Herz. Das bleibt nicht in den Klamotten stecken." Sie selbst war mit Sexismus konfrontiert - "das ging über Sprüche hinaus". Mehr mag sie dazu aber nicht sagen.

Die Politik zieht Hannelore Kraft nicht nach Berlin. Sie wolle ihre Vorhaben hier in NRW "zu Ende bringen", beteuert die Mülheimerin. Und wen wünscht sie sich als Nachfolger von Bundespräsident Joachim Gauck? Sie "fände es gut, wenn das irgendwann einmal eine Frau" wäre.

"Ich stelle mich", WDR, 7. August 2016, 21.45 Uhr

(hüw)
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