TV-Nachlese Günther Jauch Vom Recht eines Volkes, "in Würde unterzugehen"

Berlin · Wie geht es nach dem Referendum weiter mit Griechenland? Eine Frage, die auch Günther Jauch mit seinen Talk-Gästen diskutieren wollte. Doch so richtig konnte das niemand beantworten, vielmehr verlor man sich wieder in gegenseitigen Vorhaltungen. Aber immerhin gelang es Jauch einigermaßen, die Zügel in der Hand zu behalten.

 Günther Jauch mit seinen Gästen.

Günther Jauch mit seinen Gästen.

Foto: Screenshot ARD

Das Endergebnis stand zwar noch nicht fest, doch die Tendenz zum Nein der Griechen war eindeutig, als Günther Jauch kurz nach den "Tagesthemen" auf Sendung ging. Entsprechend leitete er seinen Talk auch mit den Worten ein, dass dies ein "ganz besonderer Abend" sei, und ein Abend, der "Europa verändern" werde.

Fast wirkte es, als sei der Moderator froh, angesichts des Referendums mal thematisch frischen Wind in einen Griechenland-Talk zu bekommen. Nur leider machten da seine Gäste nicht mit.

Immerhin, auch wenn nicht die erste Reihe der Politik bei Jauch saß ("die sind heute alle auf Tauchstation gegangen"), so war zumindest der Unionsfraktionsvize Ralph Brinkhaus eingesprungen, um den wegen eines Unwetters im Zug festsitzenden EU-Parlamentarier Elmar Brok zu vertreten. Geändert hat dies aber nichts daran, dass sich die Gäste abermals mehr mit gegenseitigen Vorhaltungen beschäftigten, als wirklich in die Zukunft zu blicken. Wie aber sollte das auch gelingen, da noch keiner wusste, ob und wann es denn überhaupt zu Verhandlungen zwischen EU und Athen kam?

Giorgios Chondros — inzwischen Dauer-Talkgast — aber war sich sicher, dass es eine Lösung geben wird vonseiten der Politik, hatte keinerlei Zweifel, dass die Geldgeber wieder mit Griechenland sprechen würden. Das Referendum bezeichnete er als einen "sehr großen Akt der Demokratie" und forderte, dass die "Hetzkampagnen" in Richtung Athen nun aufhören mussten. Allerdings zeigte auch er sehr deutlich, dass er etwa von EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) überhaupt nichts hält.

Griechen bejubeln "Nein" im Referendum
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"Sie werden aus Europa keine sozialistische Gemeinschaft machen", hielt Politikberater Michael Spreng — früher "Bild am Sonntag"-Chefredakteur — Chondros vor. Aber auch er wählte bei Jauch harsche Worte, die mitunter für Unruhe im Publikum sorgten. Nicht nur, dass er das Referendum als "Ausdruck der Verantwortungslosigkeit" bezeichnete, seiner Ansicht nach hätten die Griechen mit ihrem Nein auch "die Verelendung" gewählt. Und ein Volk habe "das Recht, in Würde unterzugehen". Das aber wollte Brinkhaus, der vorher ebenfalls deutliche Worte gegen Athen gefunden hatte, dann doch nicht so stehen lassen und betonte, dies sei kein Tag für Häme.

Schickte Zeus ein Gewitter?

So geht es nach dem Referendum weiter
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Foto: dpa, nie axs

Inhaltlich lieferten diese Gäste also kaum etwas Brauchbares. Jauch versuchte zumindest mehr als sonst, seine Gäste in die richtige Richtung zu lenken und ermahnte sie immer wieder, nach vorn zu schauen und nicht die alten Talkshow-Argumente in der Dauerschleife zu wiederholen. Auch lieferte die Sendung einen Fakten-Check bezüglich der Vorschläge der EU, über welche die Griechen abgestimmt hatten. So großzügig, wie es deutsche und europäische Politiker hingestellt hatten, schienen sie dann doch nicht zu sein.

Es gab auch noch die "taz"-Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann, die versuchte, sachlich und auf die Fakten konzentriert zu argumentieren. Sie sprach über die Rolle der EZB und die Notkredite, darüber, dass es Ländern wie Spanien und Portugal nur deshalb viel besser gehe als den Griechen, weil ihnen ein größeres Defizit im Bruttoinlandsprodukt erlaubt sei.

Und was das Gewitter über dem Gasometer anging, was es mitunter akustisch schwer machte, die Talkgäste zu verstehen, da war Chondros sehr schnell klar, dass dafür nur ein Gott verantwortlich sein konnte: Niemand Geringeres als Zeus selbst.

(das)
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