"Günther Jauch" Harald Höppner erklärt seine Wut

Düsseldorf · Bei Günther Jauch setzte er eine spontane Schweigeminute durch. Für seinen couragierten Auftritt erntete Harald Höppner anschließend Lob und Zuspruch. Nach der Sendung musste er sich von seiner Frau aber erst einmal ganz anderes anhören, verriet Höppner in einem Interview.

ARD: Harald Höppner setzt sich gegen Günther Jauch durch
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Studiogast Harald Höppner setzt sich gegen Günther Jauch durch

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Im Gespräch mit dem "Tagesspiegel" erzählte Höppner freimütig von seiner Verunsicherung während und nach der Talkshow am Sonntagabend. "Als ich im Studio ankam, war ich ziemlich durch den Wind", so der Brandenburger. Den ganzen Tag habe er vorher schon Interviews gegeben. Am Sonntag war auch sein Schiff, die "Sea-Watch", mit Kurs auf Malta gestartet. Dort soll sie im Mittelmeer helfen, Menschenleben zu retten.

Zudem habe er sich über die Gesprächsrunde geärgert. Vor allem stieß Höppner sich am stramm konservativen Journalisten Roger Köppel und dessen Ansichten. Er habe gesehen, dass die Gäste sich zankten und sich gefragt: "Wie kann es sein, dass nach so einer Katastrophe so viel gestritten wird? Dass die Opfer nicht gehört werden?" Da habe er beschlossen, die Schweigeminute auszurufen. Als er dann zu Wort kam, sei er aufgeregt und wütend gewesen.

Auch wegen Jauchs anschließender erster Frage nach der Entstehungsgeschichte von Sea-Watch. "Deshalb war ich dann wohl ziemlich emotional", räumt Höppner ein. Die Fernsehzuschauer konnten das unter anderem daran beobachten, dass er Jauch immer wieder unterbrach und dessen Fragen nicht gelten ließ. "Das ist hier jetzt nicht die Frage", bügelte er den Moderator gleich mehrfach ab und versäumte dabei die Gelegenheit, für sein Rettungs-Projekt zu werben.

Harald Höppner will mit dem Boot Sea-Watch Flüchtlinge retten
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Harald Höppner will mit dem Boot Sea-Watch Flüchtlinge retten

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Wohl auch deswegen handelte Höppner sich im Anschluss an die Show zunächst einen Rüffel bei seiner Frau und seinem besten Freund ein, wie er erzählt. "Wie peinlich!", habe seine Frau zu ihm gesagt. Die Schweigeminute habe sie gut gefunden, aber nicht sein Verhalten danach. Sie habe befürchtet, dass er einen falschen Eindruck vermittelt habe, womöglich arrogant oder aggressiv rübergekommen sei.

Der Blick auf die ersten Reaktionen im Internet nahm ihm schnell diese Sorge. In fast allen Artikeln und Beiträgen und auch sozialen Netzwerken überschütteten ihn die Menschen mit Lob und Anerkennung. Von einer "Sternstunde der Menschlichkeit" war die Rede, einem "herzbewegenden Moment" oder schlicht und einfach "Fernsehgeschichte". Höppner zeigt sich erleichtert.

Nun spricht das halbe Land über seine Initiative, fast alle Medien berichteten über die Reise der "Sea-Watch", die in fünf Wochen ihr Ziel erreicht haben soll. Das Interesse sei noch größer geworden, bilanziert Höppner nun. "So schlecht war es also nicht."

(pst)
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