Serie auf RTL2 "Gottlos" — was Menschen töten lässt

München · RTL2 hat unter dem Titel "Gottlos" drei Mini-Krimis gedreht. Sie behandeln die Zeit vor einem Mord.

 Die Beziehung von Lisa (Sylta Fee Wegmann) und Frank (Antonio Wannek) ist geprägt von Exzessen, Unterdrückung und häuslicher Gewalt, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint.

Die Beziehung von Lisa (Sylta Fee Wegmann) und Frank (Antonio Wannek) ist geprägt von Exzessen, Unterdrückung und häuslicher Gewalt, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint.

Foto: Julia von Vietinghoff/RTL2

Wenn das Liebe ist, will man nicht wissen, was der glatzköpfigen Biker Frank (Antonio Wannek) mit den Menschen macht, die er hasst. Seine Freundin, die arbeitslose Lisa (Sylta Fee Wegmann), wird von ihm regelmäßig verdroschen. Weil er so gewalttätig ist, wurde Lisa ihre Tochter Paula weggenommen, doch die junge Frau kommt nicht von dem Schläger los.

Um die Beziehung von Lisa und Frank geht es heute in der ersten Folge "Sex, Drugs & Rock 'n' Roll", dem Auftakt der Mini-Reihe "Gottlos - Warum Menschen töten". Interessant ist die Perspektive, normalerweise werden Krimis vom Ende her erzählt: Die Tat ist geschehen, und nun kommen die Fragen, wer es war und warum der Mord begangen wurde. Die Motive des Täters, die Beziehungen und Konflikte werden nur in den Befragungen der Polizei wiedergegeben.

"Gottlos" setzt früher an und schildert ausführlich das, was einen Menschen zu einer grausamen Tat treiben kann. Es ist eine Eskalationskette von Demütigung, Gewalt, psychischem Druck und vielfach geprägt von Angst - vor dem Partner oder vor dem Verlust der Existenz. Die Tat an sich und die Verurteilung spielen nur eine Nebenrolle, auch wenn im Vorspann das Blut nur so fließt.

Verantwortlich für die drei Kurz-Krimis ist Grimme-Preis-Träger Thomas Stiller ("Tatort"). Als Produzent fungiert Marc Conrad, langjähriger Programmdirektor von RTL. Vorbilder der drei Fälle sollen reale Kriminalfälle sein, die Details der Dialoge und zu den Personen sind allerdings erfunden. RTL 2 kann bislang nur auf wenige eigene Fiction-Produktionen verweisen. Der größte Erfolg, der Psychothriller "Der Sandmann" mit Götz George, liegt schon mehr als 20 Jahre zurück. Regisseur Nico Hofmann, damals am Beginn seiner Karriere, war 1995 verantwortlich. Der Film gewann zwei Grimme-Preise.

An die Qualität des "Sandmanns" kommt "Gottlos" nicht heran. Womöglich liegt es an der Kürze der knapp 50-minütigen Folgen, dass die Vorgeschichte der Morde zu klischeehaft gerät. Frauen sind zickig, wenn sie ihre Tage haben. Rocker unkontrollierte Schläger, Karrierefrauen gefühlskalt. Und nach dem Sex, der deftig RTL2-mäßig inszeniert ist, wird immer geraucht.

(mso)
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