"Germany’s Next Topmodel" Intimes, leider nicht so intim

Düsseldorf · Die Keiferei geht weiter: In der so mittelschönen, gar nicht heilen Todmodel-Welt wird wieder gemobbt, dass einem auf dem Sofa beim Gähnen die Chips aus dem Mund krümeln.

Ach, könnte das Leben doch immer so übersichtlich dramaturgisch verlaufen wie eine "Germany's Next Topmodel"-Folge! Wie dieses kleine System, das so simpel funktioniert, als habe es ein extrem fauler, einfallsloser Weltenschöpfer mal eben so hingeschludert. Der gar nicht mal so überraschende Handlungstwist der aktuellen Folge: Ein Rudel Zickenmobber schießt sich auf eine Kandidatin ein — und natürlich räumt ausgerechnet das ausgegrenzte Opfer sämtliche Jobs und Lobeshymnen der Jury ab.

Elena C., die Tochter von Mathieu Carrière, ist nicht beliebt bei der Konkurrenz, das kann passieren — und natürlich wird diese Abneigung aufs herrlichste befeuert, wenn ausgerechnet die Geschmähte brilliert. Pff, alles nur vom ihrem Vater geerbt, schnaufte die Konkurrenz, die freilich noch keinen Film des Mimen gesehen habe und ihn nur aus dem Dschungelcamp kenne.

Tatsächlich stach Elena ganz objektiv aus der Konkurrenz heraus und meisterte die Schauspielaufgaben, die diese Woche zu bewältigen waren, mit Abstand am besten. Unter dem Motto "Blind Wedding" mussten die Modelanwärterinnen einen romantischen Heirats-Clip mit einem Schauspieler filmen, den sie erst unmittelbar am Altar das erste Mal sahen — und der sich, schönes, übersichtlich originelles GNTM-Weltchen, als schnuffbackiger, unterbissiger, jetzt nicht auf den ersten Blick anschmachtungswürdiger Spaßgesichts-Darsteller entpuppte, ein so genanntes Ugly Model. Da schwankte die Glaubwürdigkeit mancher Meetchen dann doch wie ein betrunkener Flamingo.

"Ich hoffe, dass mein Team sich gut geschlagen gibt"

"Ich hätte mir das Intime etwas intimer vorgestellt", sprach die leicht enttäuschte Heidi Klum, und das ist ein schöner Satz, den man sich selbst mal für verschiedene denkbare Szenarien aufsparen kann.

Wie die aktuelle Folge überhaupt ein paar prächtige Lehrsätze bereit hielt, angefangen mit dem fast euphorischen Freud'schen Versprecher von Coach Michael Michalsky vor einem wichtigen Casting für einen Haarlockungsgerät-Werbespot: "Ich hoffe, dass mein Team sich gut geschlagen gibt". Immerhin haute er später noch einen logisch tadellosen Merksatz raus — für alle, denen "Stell dein Licht nicht unter den Scheffel" gerade auf die Schnelle nicht einfällt: "Wenn du so einen Glanz ausstrahlen kannst, musst du du keine Decke drüberlegen."

Elena C, die viel geschmähte Abräumerin der Folge, die nicht nur bei der Trockenübung, pardon: dem Teaching mit einem Männermodel und der Heiratsscharade als talentierte Schmollschauspielerin reüssieren konnte, sondern auch den begehrten Lockentriller-Job abräumte, hatte auch eine simple Lebensweisheit fürs goldene Notizbuch parat: "Ein Job ist halt um einiges geiler als ein Tag am Pool." Die Klum'sche Regieanweisung für den Entscheidungswalk kann ebenfalls als schönes Resümee eines ganzen Modellebens dienen: "Und am Ende steht ihr dann im Unterkleid da."

"Ich find' dich falsch, ich find' dich fake"

Backstage keifte sich derweil Elena-Nemesis Jasmin in Form: "Ich find' dich falsch, ich find' dich fake, und das isses", bescheidet sie der verhassten Konkurrentin, rücksichtsvollerweise unmittelbar vor deren Entscheidungsgang. Sie würde sich trotz aller Abneigung ja auch immer noch um sie bemühen, beschied die in Rage geratene Jasmin, in einem Drastik-Satz gipfelnd, der einfach so unkommentiert stehen bleib: "Seh' ich aus wie dein Neger?"

Nächste Woche, langsam wird es wirklich ermüdend, geht das Elena-Bashing weiter. Sollten übrigens irgendwelche Kulturforscher in irgendeiner fernen Zukunft bei Sichtung der GNTM-Archive Schwierigkeiten haben, die Folge zeitlich richtig einzusortieren, half ihnen Heidi Klum bei der Rauswurfentscheidung mit einem Satz, den man in gar nicht mal so weiter Zukunft so wohl nicht mehr hören kann, weil es das erwähnte Trägermedium nicht mehr gibt. Statt Fotos wurden dieses Mal ja Heirats-Filmchen überreicht, und Laura ging leer aus. "Ich habe heute leider keine DVD für dich", sprach Heidi Klum.

(rütz)
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