"Global Gladiators" Es ist so heiß — und lässt einen kalt

Düsseldorf · Die Hoffnung, die Promi-Wüstensafari "Global Gladiators" könnte doch noch Fahrt aufnehmen, kann man getrost fahren lassen: Selbst möglicherweise spannende Spiele verpuffen in endloser Fadheit

Ei, ei, ei, was seh ich da? Ein verliebtes Naja-okay-wollen-wir-mal-nicht-so-sein-und-nennen-es-eben-mal-Promipaar! Bitte entschuldigen Sie diesen infantilen Ausbruch, aber dies ist inzwischen ungefähr das Niveau, auf dem "Global Gladiators" operiert. Nichts, schlicht nichts passiert in der afrikanischen Promi-Konservendose.

Und so reichen eben ein paar Szenen von Lilly Becker und Oliver Pocher am Lagerfeuer, bei dem sie einander nicht bekeifen, sondern in Kuschelnähe friedlich beisammen sitzen, um daraus viel zu viele Minuten "Na aber hallo, geht da vielleicht noch was?" zu schinden. Denn, und das ist die heiße News der gestrigen Staffel: Die Boris-Gemahlin sei nach drei Wochen Schmusi-Entzug inzwischen ja doch ein bisschen bedürftig auf diesem Gebiet.

So verzweifelt ist die Fadheits-Lage, dass man den von der Restwelt isolierten Kandidaten sogar ein paar Nachrichten-Brösel hinstreut, um sie zu Reaktionen zu bewegen. Leider sieht das Sortiment berichtenswerter Top-Neuigkeiten in der Gladiators-Welt so aus: Erstens, Donald Trump ist als Präsident in den USA schwerst unbeliebt, zweitens, Oliver Pocher hat eventuell eine neue Freundin, hier sind schon mal ein paar Fotos von ihr. Wider besseren Wissens hofft man kurz auf eine Art politische Diskussion im Truck, aber mehr als ein "Selber schuld!" hat man für die Amerikaner nicht übrig.

Obwohl Pocher beharrlich schweigt, werden quälend lang die Hmhmhm-Spekulationen der anderen zu seiner Könnte-ja-sein-Beziehung ausgewalzt. Raul Richter kommt das Gesicht bekannt vor, vielleicht ist er ihr schon mal begegnet, das wäre ja ein Ding! Noch langweiliger ist dann tatsächlich nur das dann folgende erste Spiel, bei dem die Kandidaten in feuerfeste Anzüge gepackt und auf einem brennenden Spielfeld mit verschiedenen Abteilungen eingesperrt werden. Ein Teamkamerad muss zeitgleich mit einer riesigen Steinschleuder Gymnastikbälle durch Tore schießen — trifft er, darf der Angegrillte ein Feld weiter ziehen.

350 Grad herrschen in den heißesten Ecken des Feuerfeldes. Oder, wie Pietro Lombardi nach erfolgreicher Durchquerung sagt: "Mit der Zeit wurde es richtig heiß, Alter!". Ein Umstand, der vom Kommentator bereits vorher und immer mal wieder zwischendrin ausführlich besprochen wurde. Das durch vorherige Rauswahlen bereits auf Raul und Lully dezimierte Team Rot durchquert das Feld am schnellsten und gewinnt. Dann gehen Lilly und Nadine Angerer in der Wüste Brennmaterial sammeln, und welchen Witz machen ihre schwerst männlichen Kollegen, als die Frauen mit vollen Armen zurückkehren: "Ihr habt aber ganz schön Holz vor der Hüttn, du!"

Das Scheitern von "Global Gladiators" hat inzwischen fast einen faszinierenden Aspekt: Je spektakulärer die Spiele für sich genommen scheitern, desto langweiliger ist die tatsächliche Umsetzung. Abermals müssten die Teilnehmer ihre Höhenangst überwinden und sich auf einem Rollstuhl von einem Teamkollegen auf einer Schiebe möglichst nah an den Rand einer Klippe schieben lassen, ohne tatsächlich herunterzufallen. "Glück im Unglück: Ihr seid gesichert", erklärt der Moderator höchst überraschend, und dann beginnt ein Spiel, das die Teilnehmer selbst nicht ganz genau zu verstehen scheinen.

Es gibt nämlich Strafanzüge, wenn der Schiebeweg zu oft zu lang oder zu selten zu kurz ist, möglicherweise verhält es sich auch umgekehrt oder ganz anders, es ist wirklich egal. Zwischendurch überrascht Raul mit längst nicht mehr erwarteter Strategie-Finesse, dann gewinnen doch die anderen.

Lilly ist sauer, denn "Lilly hasst es, zu verlieren", wie der Kommentator hilfreich erklärt, denn damit war nicht zu rechnen, weil ja eigentlich alle anderen Menschen Gegensatz zu ihr liebend gerne verlieren. Andererseits möchte sie eigentlich auch gerne von den anderen besiegt und abgewählt werden, damit sie zurück zu ihrem heiß vermissten Sohn Amadeus kann. Außerdem wird es ihr langsam auch wirklich zu unkommod in dem Truck-Container, in dem es schon mal 38 Grad warm werden kann. Noch dazu lagert Lilly fast an der Decke — oder, wie sie es mit bis zum Anschlag angeknipsten holländischem Akzept ausdrückt: "Mein Bett ist am obsten."

Glücklicherweise besteht das letzte, entscheidende Spiel ausnahmsweise nur aus einem schnellen Quiz. Oliver Pocher darf bei einer Frage zum Balzritual des afrikanischen Buschmanns noch schnell "Fickificki, damit kenn' ich mich aus", sagen, dann verliert Team Rot erneut und die Gegner dürfen entscheiden, wer gehen muss. Aus taktischen Gründen wählen sie nicht Lilly, sondern den in ihren Augen stärkeren Raul. "Es war eine ätzende Entscheidung", sagt Nadine Angerer hinterher. Und so leid es einem als Trash-Freund tut: Tatsächlich auch eine ätzende Sendung.

(arü)
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