"Wahrheit verzerrt" Gericht stoppt Film über Contergan-Skandal

Aachen/Hamburg (rpo). Der WDR darf einen Film über den Contergan-Skandal nicht drehen. Die Aachener Pharmafirma Grünenthal teilte mit, sie habe ein Verbot vor dem Landgericht Hamburg durchgesetzt. Es habe "15 Falschdarstellungen im Drehbuch" gegeben. Das Landgericht bestätigte die Einstweilige Verfügung nicht. Zunächst müsse der Antragsgegner informiert werden, erklärte eine Sprecherin.

 Spätestens, wenn Medikamente telefonisch angeboten werden, sollte man hellhörig werden.

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Foto: ddp

Laut Grünenthal geht es um einen geplanten Film mit dem vorläufigen Titel "Eine einzige Tablette". Die Einstweilige Verfügung richte sich gegen den WDR sowie die Zeitsprung Film + TV Produktions GmbH.

"Die Aufarbeitung dieses tragischen und sensiblen Themas 'Contergan' ist für das Genre eines Unterhaltungsfilms nicht geeignet. Eine Aufarbeitung muss historisch einwandfrei und nachvollziehbar sein. Oder aber es muss unmissverständlich klar sein, dass es sich hier um eine reine Fiktion handelt", betonte Sebastian Wirtz, Geschäftsführender Gesellschafter von Grünenthal, in einer Erklärung.

Änderungen am Drehbuch gefordert

Grünenthal habe wesentliche Änderungen des Drehbuchs gefordert, was abgelehnt worden sei, sagte Wirtz. Daraufhin habe das Unternehmen beim Landgericht Hamburg beantragt, Unterlassungsverfügungen zu erwirken, die die filmische Verbreitung von 15 Szenen aus dem Drehbuch verbieten. "Bei diesen 15 Darstellungen handelt es sich um Schlüsselszenen, die die geschichtlich verbürgten Ereignisse um Contergan schwerwiegend entstellen", sagte der Unternehmensmanager.

Nach seinen Worten heißt es beispielsweise im Drehbuch, die Behörden hätten die Abgabe von Contergan verboten, nachdem Grünenthal das Medikament ein Jahr und drei Monate nach der ersten Verdachtsäußerung noch immer nicht aus dem Handel zurückgezogen habe. Tatsächlich habe Grünenthal das Medikament bereits zwölf Tage nach dem ersten Verdachtsmoment aus eigenem Entschluss vom Markt genommen; ein behördliches Verbot sei niemals ergangen.

Die Grünenthal GmbH ist ein pharmazeutisches Familienunternehmen mit Sitz in Stolberg bei Aachen. Das Medikament hatte in den frühen 60er Jahren schwere Fehlbildungen bei ungeborenen Kindern ausgelöst.

(ap)
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