"Versteckte Kamera" aus Duisburg Gätjen soll Samstagabend-Show im ZDF retten

Mainz · Die Neuauflage der "Versteckten Kamera" kommt aus Duisburg. Raab-Zögling Steven Gätjen moderiert die Sendung. Til Schweiger sitzt in der Jury und feilte mit am neuen Konzept der Show.

 Steven Gätjen soll den Samstagabend für das ZDF retten.

Steven Gätjen soll den Samstagabend für das ZDF retten.

Foto: J�rg Carstensen

Er soll beim ZDF für frischen Wind sorgen: Steven Gätjen kommt vom Privatsender ProSieben, wo er unter anderem die Show "Schlag den Raab" moderiert hat. Sein Debüt im Zweiten gibt der 43-Jährige mit der Show "Die versteckte Kamera 2016". Bei dem dreistündigen Reinlegespektakel führen Stars wie Michelle Hunziker, Matthias Schweighöfer oder Uri Geller arglose Opfer aufs Glatteis, als Juryvorsitzender bewertet kein Geringerer als Til Schweiger die Streiche.

Seinen Wechsel vom Münchner Privatsender, für den er 17 Jahre lang tätig war, zu den Öffentlich-Rechtlichen hatte Gätjen im vergangenen Jahr schon angekündigt, bevor Raab über seinen TV-Rückzug informierte. "Das ZDF hat mich gefragt, ob ich mir einen Wechsel vorstellen könnte, und hat mir ein tolles Angebot gemacht. Ich habe mich dann auch noch mit Stefan Raab kurzgeschlossen, und er meinte: ,Das klingt so toll, mach das!'", sagte der Moderator.

Seit 2011 stand Gätjen für alle großen Raab-Events vor der Kamera, moderierte live und oft über mehrere Stunden bis in die Nacht hinein. "Er ist wahnsinnig live-erfahren", sagt ZDF-Unterhaltungschef Oliver Heidemann. "Und er bringt natürlich große Expertise und Kompetenz in einem Bereich mit, wo wir uns durchaus verstärken können und wollen." Für die ganzen "Challenge- und Spielgeschichten" etwa - "da ist er genau der richtige Mann." Seit dem Aus für "Wetten, dass..?" Ende 2014 versuchen die Mainzer, die "Bürde des Erbes auf mehrere Format-Schultern" zu verteilen.

Nicht etwa Berlin oder München hat sich das ZDF als Ort für die Live-Sendung ausgesucht, sondern das Duisburger Marientor. Es ist lange her, dass eine große Fernsehshow aus der Ruhrgebietsstadt gesendet wurde. In den 90er Jahren fanden mehrere "Wetten, dass..?"-Sendungen in der Rhein-Ruhr-Halle statt. 1995 sang Michael Jackson erstmals seinen "Earth Song" vor Publikum.

Mit Furchtlosigkeit und Offenheit begegnet Gätjen seiner neuen Aufgabe, die nicht einfach ist. Denn die "Versteckte Kamera" ist ein Traditionsformat. Im ZDF haben bereits Fritz Egner und Thomas Ohrner die Sendung präsentiert. In den 90er Jahren war das noch ein Erfolgsformat. Dann sackten die Quoten ab. "Ich weiß, dass alle gedacht haben, jetzt kommt der Gätjen gleich mit einem super innovativen neuen Format, aber das wäre, glaube ich, falsch", erklärte er. Die "Versteckte Kamera" sei eine Sendung, die die Menschen kennen: "Da kann ich mich erst mal präsentieren." Doch entstaubt werden soll die Sendung trotzdem: "Wir machen es aber schon etwas rockiger. Es wird Einspielfilme geben, in denen Prominente wie Andrea Sawatzki oder Matthias Schweighöfer andere Prominente oder Otto Normalverbraucher reinlegen." An seinem Moderationsstil aber will Gätjen nichts ändern: "Das ZDF hat mich ja geholt, weil sie dort Spaß an der Art haben, wie ich moderiere, und weil sie mir vertrauen." Er wolle den ZDF-Zuschauer ja auch gewinnen und nicht erschrecken. Dass das Publikum deutlich älter ist als bei ProSieben, sieht Gätjen nicht als Problem. Er selbst sei ja auch keine 20 mehr, sondern bald 44.

Neu bei der "Versteckten Kamera 2016" ist vor allem der Promifaktor. In der Jury sitzen Til Schweiger, Heiner Lauterbach und Carolin Kebekus. Das neue Konzept soll Til Schweiger mitentwickelt haben. Gätjen: "Til ist da total mit eingebunden. Er kennt sich aus, was Filme, Konzeption und die Inszenierung angeht. Regie geführt hat er zwar nicht, aber er war Ideengeber."

Das ZDF hat Gätjen als Mann für die Primetime, für die großen Shows auserkoren. Ob er jetzt die neue Allzweckwaffe des Senders ist? "Allzweckwaffe hat ja was Negatives, im Sinne von: Die haben keinen anderen. Und das ist hier ja nicht so. Das ZDF hat Leute wie Johannes B. Kerner oder Markus Lanz, die ihren Job sehr gut machen", sagt Gätjen. "Ich freue mich aber natürlich, dass der Sender mir zutraut, mehrere Sachen zu machen." Am 25. Februar folgt für ihn eine weitere Premiere: Die neue Show "I can do that". An der Planung fürs zweite Halbjahr werde gearbeitet. "Es gibt schon ein paar coole Ideen. Aber zwischendurch will ich mir auch eine Pause gönnen, damit die Zuschauer meiner nicht überdrüssig werden."

Ob es irgendwann auch eine Neuauflage von "Wetten, dass..?" geben wird? Gätjen gibt zu, dass er die Show sehr geschätzt habe. "Ich würde mich über ein Comeback freuen, wann und mit wem auch immer. Man müsste überlegen, ob man etwas ändern muss oder vielleicht auch nicht." Er selbst müsse sich seine Sporen erst mal verdienen.

"Versteckte Kamera 2016", ZDF, Sa., 20.15 Uhr

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort