Dabei haben die Kollegen seine Blutspuren auf einer zerschossenen Yacht entdeckt, und der knallharte interne Ermittler Kampmann (schön biestig: Joachim Król) hat Ruiz, der im Fall eines vor drei Jahren verschwundenen Mädchens ermittelt, schon lange im Visier. Jetzt kann dem Fahnder mit Filmriss nur noch der Seelenklempner Joe Jessen (Ulrich Noethen) helfen, die Ereignisse der letzten Tage aufzuklären. Der äußerst spannende, stark besetzte TV-Krimi "Neben der Spur - Amnesie" läuft heute im ZDF.

Der aktuelle Fall "Amnesie" erzählt auf verschiedenen Ebenen von der Verantwortung für Kinder. Ruiz ermittelt im Fall der vor drei Jahren verschwundenen kleinen Lilly Holsten. Er will nicht an einen Mord glauben, auch wenn nach einem Indizienprozess der pädophile Nachbar Bernd Höfert, furchterregend verkörpert von Jens Harzer, schuldig gesprochen wurde. Mit seiner eigenen Tochter hat Ruiz seit Jahren nicht gesprochen, vielleicht engagiert er sich deshalb so im Falle von Lilly. Dabei kämpft er allein auf weiter Flur, nur unterstützt von seiner jungen Kollegin Anna (Marie Leuenberger).

Diese abgründige Geschichte (Buch und Regie: Cyrill Boss und Philipp Stennert) geht weit über gängige TV-Krimistandards hinaus, hin in Richtung Psychothriller.

Ulrich Noethen verkörpert die durchaus gebrochene, zerbrechlich wirkende, aber immer hellwache Figur mit gewohnter Souveränität, etwas Humor und großer Gelassenheit. Der Österreicher Jürgen Maurer als Ruiz spielt den Draufgänger, der hinter seiner schroffen Fassade von verdrängten Traumata gequält wird. Jessen nimmt einen tiefen Einblick in die geschundene Seele seines Schützlings. Als Zuschauer fühlt man sich sehr wohl auf der Couch dieses Menschenverstehers.

"Neben der Spur - Amnesie", ZDF, 20.15 Uhr